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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Art, in postnasaler Position die Initialvokale zu elidieren, die mich einfach begeisterte. Ich glaube nicht, daß er an diesem Abend einen einzigen unverstümmelten unbestimmten Artikel herausgebracht hat. Das Geheimnis liegt darin, die Zunge einfach am Zahndamm liegen zu lassen und zum nächsten Wort überzugehen.
    Am Stuyvesant Square angekommen, entdeckten wir einen Mexikaner, der auf Tauben schoß. Er hatte bloß Hunger. Das NYPD, wie die Polizei sich hier nennt, hält jedoch nicht viel von Schußwaffengebrauch in dichtbesiedelten Stadtbezirken, und bald saß Pedro auf dem Rücksitz. Seine Festnahme bot mir eine ausgezeichnete Gelegenheit, meine langgehegte Theorie über intonale Parallelen von mexikanischem Spanisch und Afrikaans zu überprüfen. Ich hielt jedes seiner Worte in Trefusianisch fest, meiner patentierten Phonetik-Kurzschrift.
    »Heilige Mutter Gottes, Mann, tut mir leid, Mann, ich hatte nur groß Hunger. Wolln Sie mich dafür einlochen? Ich Sie sagen gleich, ich illegaler Immigrant. Hab kein Arbeitserlaubnis. Aber Sie mich nach Mexiko abschieben, ich werde getotet. Mein Schwager, er hohes Tier in Acapulco,er mich toten. Bitte, Sie mich laufenlassen. Meine Gewähr Sie können behalten, aber Sie mich lassen laufen, okay? Ich bau kein Scheiß mehr, echt, Mann.« Ich mußte ihn einfach unterbrechen.
    »Guter Mann, würde es Ihnen wohl etwas ausmachen, das Wort ›Gewehr‹ zu wiederholen? Sie artikulierten soeben ein hochinteressantes ›ä‹. Mein Name ist übrigens Donald.«
    »Captain, ich muß hören auf Loco in Wagen? Der wollen, ich sage Gewähr? Was für Gringo ist der, Captain, was er angestellt? Er wen getotet?«
    »Du hältst den Rand dahinten, Mexe. Das ist Professor Trefusis, er ist mein Freund. Oh-oh. Schon wieder ne Durchsage. Jemand hat n paar Ecken von hier n Spritshop überfallen. Verstanden, Wagen 59 zum Tatort unterwegs. Herrgott, die sind zu dritt. Wagen 59, brauche dringend Verstärkung. Bleibt hier, ihr beiden.«
    Drei furchteinflößende junge Hooligans mit Strumpfmasken verließen gerade einen Spirituosenladen. Sie trugen Faustfeuerwaffen und schossen bereits auf den Captain, als der aus dem Wagen sprang. Die Windschutzscheibe zersplitterte, und Pedro und ich konnten uns des Eindrucks nicht erwehren, es sei auf der Straße sicherer, als in einem unbeweglichen Ziel eingeschlossen zu sein.
    »Professor, Sie holen Gewähre aus Auto, schnell. Sie nehmen elektrische Schockwuhme, ich Magnum.«
    »Ihr beiden verzieht euch sofort wieder in den Wagen. Ich erledige das auf meine -«
    Ein Schuß peitschte durchs Dunkel der Nacht, und Captain Donahue griff sich ans Bein. Pedro drückte zweimal ab, und zwei der Räuber fielen auf den Bürgersteig. Entferntes Sirenengeheul verriet, daß Hilfe nahte, doch einer der Verbrecher war noch auf freiem Fuß, obendrein bewaffnet, und schrie uns aus seiner Deckung heraus spanischeObszönitäten zu. Geräuschlos schob ich mich auf dem Bauch voran, insgeheim dankbar für die Pfadfinderjahre in South Cambridge, die ich bislang für Zeitverschwendung gehalten hatte. Während ich behutsam weiterrobbte, hörte ich ein schnelles, unregelmäßiges Keuchen. Ich selbst holte tief Luft und rief mit klarer, deutlicher Stimme:
    »Also dann, junger Mann, werfen Sie Ihre schändliche Waffe fort und kommen Sie auf der Stelle mit erhobenen Händen ins Freie, haben Sie mich verstanden?«
    Alles, was ich im Dunkel sah, war ein wildes Zähnefletschen, alles, was ich hörte, das groteske metallische Klicken, als der wahnsinnige Schurke seine Faustfeuerwaffe spannte. Ich sprang vor und zog den Abzug des merkwürdigen Apparats durch, den ich aus dem Wagen mitgenommen hatte. Elektrisches Summen und Knistern, ein abscheulicher dumpfer Aufprall, als der letzte Räuber bewußtlos zu Boden ging.
    Pedro und ich saßen bei Captain Donahue im Krankenwagen, der mit ihm zum St-Timothy’s-Krankenhaus raste.
    »Jungs, mir fehlen die Worte. Pedro, ich werde dafür sorgen, daß die dir dafür n Orden verleihen, und was Sie angeht, Professor, hey, Sie …«
    »Hey, Sie, Sie da! Aufwachen, Mann! Glauben Sie, der Bus hier ist n Hotel, oder was? Aufwachen! Hier ist Endstation, also raus mit Ihnen. Na los jetzt!«
    Meine Güte, was für Träume diese Stadt uns bereitet. Was für Träume. Ihnen daheim alle Grüße.

Abschnitt zwei

REZENSIONEN UND RESTPOSTEN
     
     

Der ›Tatler‹ und Sex
     
    Dieser Artikel wurde von Jonathan Meades, heute ein gefeierter Restaurantkritiker und

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