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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Schultern, und etwas Hartes, Kaltes und Metallisches schnappte um meine Handgelenke zusammen. »Okay, ihr Wichser, euch hätten wir kassiert.«
    Ich spreche zu Ihnen von einer Polizeistation oder einem Reviergebäude aus, hier in Greenwich Village, wo ich formell des illegalen Besitzes von Kokain und Cannabis bezichtigt worden bin. Mein schwarzer Freund hat jegliche Verbindung mit der beträchtlichen Menge dieser Narkotika, die bei mir entdeckt wurden, abgestritten und behauptet steif und fest, ich habe sie ihm zu verkaufen versucht. Die Polizei scheint um meinen akademischen Rang und meine intellektuellen Leistungen zu wissen, denn während all unserer Gespräche haben sie mich unablässig als »Schlaumeier« bezeichnet, das Kompliment nützt sich indes ab, und ich sehne mich nach der Freiheit.
    Man bedrängt mich jetzt, das Mikrophon abzugeben, und so muß ich Sie verlassen. Mrs Miggs, sollten Sie zu Hause zugehört haben, so geraten Sie nicht in Panik. Gehen Sie zu Aufgang C und erzählen Sie Professor Steinitz von meinen Nöten, er lehrt Jura und wird wissen, was zu tun ist. Im übrigen füttern Sie bitte weiterhin Milton und stauben Sie meine Sammlung versteinerten dänischen Gebäcks ab. Nächste Woche werde ich versuchen, erneut auf Sendung zu gehen. Bis dahin alles Gute.

Postkarte Nummer drei
     
    STIMME: Donald Trefusis, emeritierter Professor für Philologie und Fellow am St Matthew’s College, Cambridge, schickte uns letzte Woche seine Postkarte aus New York,in der er uns mitteilte, er sei vom New York Police Department in Gewahrsam genommen, abgeführt und des Drogenhandels am Washington Square beschuldigt worden. Soeben nun hat Professor Trefusis uns die folgende Postkarte zukommen lassen.
     
    Du liebe Zeit! Eine Woche großer Ereignisse und Aufregungen. Als ich ein Kind war, hatten Abenteuergeschichten für Jungen immer mindestens ein Kapitel mit der Überschrift »Warnzeichen und Ausflüge«. Zur heutigen Postkarte würde so ein Titel gut passen. Als Sie letzte Woche von mir hörten, war ich gerade schmachvoll im Karzer des Greenwich-Village-Reviers der New Yorker Polizei in Fesseln gelegt worden und mußte die schroffen Beleidigungen von Captain Donahue über mich ergehen lassen. Ich war fälschlicherweise festgenommen und des Besitzes von Kokain und Cannabisharz sowie des versuchten Inverkehrbringens derselben aus Profitsucht beschuldigt worden. Nach und nach erfuhr ich, daß der Washington Square, an welchem die Festnahme stattgefunden hatte, eines der Zentren des Drogenhandels in New York ist. Der Mann, der mir in der Dunkelheit die Narkotika aufgedrängt hatte, ein Gentleman namens Winston Millington, bestritt weiterhin jegliches Wissen um sie. Ich sollte also, wie man so sagt, die Sache für ihn ausbaden.
    Wer mich besser kennt, und eigentlich auch jeder, der nur entfernt Bekanntschaft mit mir behaupten kann, wird ob einer solchen Behandlung in den entrüsteten Chor einstimmen, man wisse, daß ich kein Rauschgifttyp bin. Mein erstes und letztes Experiment mit harten Drogen fand in meiner bewegten Jugend statt, als ich in einem Augenblick des Leichtsinns, für den ich mir heute noch Vorwürfe mache, meinem Freund Professor Lehmann bei dem Versuch assistierte, eine Substanz zu synthetisieren, die ihren Konsumentenbefähigen sollte, riesige Sprünge zu machen und ein erstaunliches Maß an körperlicher Ausdauer zu erreichen. Ich probierte die Droge für ihn aus und wurde von den Universitätsproktoren aufgegriffen, als ich auf das Dach von Great St Mary’s kraxelte und »Wo ist all der Dimple hin?« und »Der Milchmann ist mein bester Freund« krakeelte. Wie ich dem guten Police Captain erklärte, ist das die vollständige Geschichte meines Drogenlebens. In Trefusianisch, einem phonetischen Pitman, den ich selbst entwickelt habe, hielt ich unser beider Gespräch fest.
    »Komm mir doch nicht damit, Schlaumeier. Ich weiß doch, daß du da bis zu deinen zottigen Augenbrauen drinnesteckst. Das Crack-Geschäft in New York wächst uns immer mehr über den Kopf. [1] Wir wußten, daß n schlaues Kerlchen dahintersteckte. Du bist leichtsinnig geworden und selbst auf die Straße gegangen. Paß auf, Süßer, Typen wie dich kann ich nicht ab. Haste dir schon mal die Folgen deiner Geschäfte angeguckt? Geh mal durch die Subway und Hinterhöfe. Da sind Kids da draußen, die kaum vierzig Kilo wiegen, Magenkrämpfe haben und wegen Wichsern wie dir langsam krepieren. Du ödest mich an. Das Crack, was wir bei dir

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