Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
Vom Netzwerk:
Textes zurückkehren. Anfangs habe ich gesagt, ich fände Zeitungsnamen interessant – scheint eine Ewigkeit herzusein, nicht wahr? Was haben wir seither nicht alles zusammen durchgemacht? Und doch hoffe ich, daß wir den roten Faden da wieder aufnehmen können, wo wir angefangen haben.
    Diese Namen: wie gut passen die eigentlich? Observiert der ›Observer‹ in größerem Ausmaß, als der ›Spectator‹ beobachtet? Inwiefern scheint die ›Sun‹ heller als der ›Star‹? Sind es gar die glänzenden Strahlen dieser beiden Organe, die der ›Mirror‹ so fleißig zurückwirft? Und worüber wacht der ›Guardian‹ so eifersüchtig? Ist es besser, ein Zuhörer zu sein als eine Fanfare oder ein Hornsignal?Oder lag schon in den Namen von ›Morning Post‹, ›Daily Sketch‹, ›Daily Graphic‹ und ›Herald‹ etwas, das zu ihrem Niedergang beitrug? Das sind keineswegs so geistlose Überlegungen, wie sie auf den ersten und wahrscheinlich auch zweiten und dritten Blick wirken. Anzunehmen ist doch, daß der Name eine Art Absicht benennt. Haben wir kein Interesse mehr an graphischen Skizzen und schmetternden Herolden und Hornisten? Wie würden
Sie
unsere überregionalen Zeitungen und Zeitschriften nennen?
    Am besten hat es die ›Times‹ getroffen: Sie hat ein fast unheimliches Talent, mit dem Zeitgeist mitzuzockeln, obwohl sich noch erweisen muß, ob das unter der gegenwärtigen Leitung so bleibt, wenn die Herrschaft der Torys ihre Glanzzeit überschritten haben wird. Der ›Telegraph‹ hieß unter seinen alten Herausgebern zu Recht so: der hatte wirklich noch diesen Geruch nach Firmenbriefpapier, das im Kopf die »telegraphische Adresse« trug. Aber jetzt, mit dem neuen Besen, mit dem leicht peinlichen Sponsern des American Football und heraustrennbaren Studentenbeilagen und Starschnitten für Kinder neigt man zur Ansicht, er solle seinen Namen in ›Fax‹ ändern. Die Umnachtung der ›Sun‹ sollte für eine Absichtserklärung reichen, den Namen in ›Moon‹ zu ändern, und die in allen Ressorts des ›Spectator‹ zu verzeichnende merkwürdige und gewalttätige Parteinahme für den Rechtskonservativismus führt mich zu der Annahme, daß er derselben Krankheit erlegen sein muß, an der Zuschauer auf anderen Gebieten leiden, was ihm das Recht gibt, sich ab sofort ›Hooligan‹ zu nennen.
    Doch ist dies müßiges Geschwafel am Strande der Zeit, und Ihre eigenen Überlegungen werden heller und klarer sein. Ich verlasse Sie, bevor ich Sie zu langweilen beginne; ich könnte es nicht ertragen, wenn Sie dächten, die weichen, umfangreichen Lagen
dieser
Zeitschrift verdienten eher den Namen ›Schwätzer‹.

Werbeblock
     
    Ich hab’ immer das Gefühl, ziemlich hart am Wind zu segeln, wenn ich über Werbung spreche. Die Welt der Werbespots in Radio und Fernsehen ist mir durchaus vertraut. Mit einiger Erheiterung habe ich vor zwei Wochen einen Artikel von Robert Robinson gelesen, in dem der bartlose Weise bemerkte: »Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß irgendein Leser dieser Zeilen je gebeten worden ist, den Kommentar eines Toilettenpapierspots zu sprechen.« Und ob Sie’s glauben oder nicht, auf der gegenüberliegenden Seite stand eine graue Mauer schwülstigen Geschwätzes von jemandem, nämlich mir, der genau darum gebeten worden ist. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, daß zwei Spaltennachbarn in einer Zeitschrift angeheuert werden, weil sie imstande sind, sich über die Länge, Weichheit, Saugfähigkeit und Stärke einer Klorolle auszulassen, weiß ich nicht. Wahrscheinlich genauso hoch wie die, daß ein völlig linkischer und aberwitziger Mensch es in einer großen Demokratie bis ins Kabinett schafft. Und doch kommt so etwas vor, wie wir im Fall etwa von Paul Channon sehen können. Und apropos Potüchlein und wie man sie verscherbelt, ich hab’ mir immer gewünscht, daß jemand den Mumm aufbringt, dafür einen knappen, Überflüssiges weglassenden, krassen Werbespot zu drehen, von der Sorte »Killt alle bekannten Keime – mausetot«. »Hakle: echt für’n Arsch.« Oder »Zewa: wischt Ihren Hintern – und weg.« Aber vielleicht ist die Welt dafür noch nicht reif.
    Was meine eigene Beschäftigung in der Welt der Werbung angeht, so mag ich sie mal mehr, mal weniger und mal gar nicht. Manchmal fühle ich mich wie eine fürwitzige alte Hure, die nicht besser ist, als sie sein sollte, und manchmal denke ich mir wie Orson Welles: »Na und, Toulouse-Lautrechat Poster gemalt, Auden Werbetexte für die

Weitere Kostenlose Bücher