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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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sprach das Wort russisch
aus, mit kurzem i und zischendem ss, »das sehr gutt für Kunsthändler.
Feiner Markt dort.«
    »Und der Lasarew da hinten, ging’s da auch um Ikonen?«
    »Früher, jetzt nicht mehr. Viel zu gefährlich. Seit drei, vier
Jahren nicht mehr. Habe den Katalog nur mehr, weil so schön. Mit der Mafia ist
nicht gut Kirschen essen.«
    »Haben Sie und Slupetzky immer zusammengearbeitet?«
    »Nein, nur bei Russen und seit keine Ikonen mehr, sehr selten.«
    »Von was hat er denn gelebt, seit er nicht mehr gespielt hat?«
    »Weiß auch nicht.«
    »Sie brauchen gar nicht so zu tun, von der Computersache weiß ich.
Aber was wissen Sie?«
    »Nix.«
    »Herr Mihailovic, stehen Sie sich nicht selbst im Weg, der Papyrus
dort soll doch Ihr Leben sichern, nicht zerstören. Denken Sie an Ihr Kind.«
    Ich holte mein altes Nokia heraus und
entsicherte die Tasten. »Ein Anruf und Sie können sich alles abschminken. Wenn
Sie einmal im Häfn waren, ist’s vorbei mit der Kunst.«
    Seine Frau nahm Mihailovics Hand und drückte sie innig. »Mirko hat
Computer vertauscht. Apple Computer. Falsche an Geschäft und echte selbst
verkauft, nach Rassia, die meisten. Viel Geld dort. Mehr weiß ich nicht, war
mir zu viel.«
    »Hat er einen Partner gehabt?«
    »Ja, war einer, ein Wiener. Schmieriger Kerl. Immer Gel in die
Haare, immer Zigarette in Mund, immer Koks im Kopf.« Er schaute tief in seine
Kaffeetasse und schüttelte bedauernd den Kopf. »Habe immer gesagt, gell Sonja,
habe immer gesagt zu ihm: Mirko, mit solche Weichbirne nix Geschäfte machen.
Der Gauner, nix Ehrenmann. Aber hat total nix auf mich gehört. Jetzt Mirko
tot.«
    Sonja hatte die Arme um ihren Bären gelegt und tröstete ihn. Ein
paar Minuten schwiegen wir für Slupetzky. Ich bedauerte, dass ich ihn nie
kennengelernt hatte.
    Normalerweise ist das ›de mortuis nihil nisi bene‹ nur ein Spruch
und sobald einer in der Kiste liegt, schimpfen alle wie die Spatzen, aber von
Slupetzky war wirklich nur Gutes zu hören.
    »Sonst hatte Slupetzky keine Bekannten?«
    »Mirko war Einzelgänger. Aber da war noch ein
Wiener. Groß, blonde Haare, so kraus und mit rot-blaue Gurke im Gesicht. Der
war öfter dabei, netter Kerl, Zuhälter, glaub ich.«
    »Mike?«
    »Ja, der. Sauft wie Fisch, aber gutter Kerl.«
    »Ja. Mike ist in Ordnung. Von den Russen, haben Sie da jemals
einen gesehen? Oder einen Namen gehört? Hatten die vielleicht einen Kontaktmann
in Wien? Jemand, der hier ihre Interessen vertrat?«
    »Nie eine Russa gesehen, war da immer nur Überweisung und
Transport mit Spediteur oder Bahn.«
    »Am Flughafen nicht?«
    »Mirko wollte, aber Weichbirn ich nix vertrauen. Ich war für Kunst
zuständig und Mirko für Geschäft, so war das.«
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wer ihn denn auf dem Gewissen haben
könnte?«
    »Hm, ich sage, Koksbirne war’s.«
    Auch Sonja nickte zustimmend.
    »Woher hatte Mirko das Geld für das Computergeschäft, oder haben
Sie so viel mit Ikonen verdient?«
    Mihailovic sah mich unschlüssig an.
    »Bender?«
    »Ja, Bender. Auch sehr gefährlich. Aber nicht so blöd wie
Koksbirne. Der macht keine Blödsinn, der macht Geld.«
    Ja, Mihailovic kannte Bender wirklich.
    »Sie haben mir sehr geholfen. Danke wirklich vielmals. Hier haben
Sie meine Karte. Wenn Sie wollen, kenne ich jemanden, der sich für Papyri
interessieren würde. Der auch das Geld hat und sehr diskret ist. Soll ich dort
einmal anfragen?«
    »Ja, verkaufen von die Ding ist sehr schwer. Sehr illegal und sehr
vorsichtig muss sein.«
    »Keine Sorge, bin ich schon. Und kein Wort zu niemandem!«
    Beide nickten. Wir tauschten Kontaktadressen und Telefonnummern
aus. Schließlich stand ich auf, schüttelte ihm die Hand, bedankte mich für
Kaffee und Gastfreundschaft. Dann verschwand ich durch die Tür.
     

VII
    Bis
Laura voraussichtlich Feierabend machen würde, hatte ich noch ein wenig Zeit,
also ging ich die zehn Minuten zu Fuß nach Hause. An der Stadthalle vorbei,
durch den Reithoferpark, am Café Mostar vorbei in die Felberstraße. Zu Hause
zog ich mich aus, wusch und rasierte mich und zog mir ein frisches Gewand an.
Suchte meine besseren Schuhe raus, überprüfte alles im Spiegel und machte mich
auf in die Innenstadt. Gegenüber von Lauras Kanzlei setzte ich mich ins Alt
Wien, in eine Fensternische, von der aus ich eine gute Sicht auf die Straße
hatte, und bestellte einen großen Mokka.
    Das Alt Wien ist ein klassisches Studentencafé.

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