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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Essen. Die Wände sind getäfelt, die Sessel bequem, und man fühlt sich sofort
wohl. Die Küche ist auf eine aufregende Art solide. Kein modischer
Schnickschnack, keine Kinkerlitzchen, aber mit viel Liebe und Können
zubereitet.
    Ich half Laura aus dem Mantel, nahm ihr den seidenen Schal ab, der
mit persischen Mustern bemalt war, und ließ alles auf einen Haken gleiten.
Meinen hängte ich daneben. Eine Bedienung führte uns zu unserem Tisch, es war
der links hinten. Laura saß mit dem Rücken zum Raum, ich wie die alten
Revolverhelden mit dem Rücken im Eck. Das Mädchen reichte uns die Karten und
verließ den Tisch.
    »Ich hoffe, Sie sind keine Veganerin. Sonst sind wir im falschen
Restaurant.«
    »Keineswegs. Würden Sie mich bitte einen Augenblick
entschuldigen?« Ich tat der Höflichkeit genüge und Laura ging die Treppe hinunter.
Kaum, dass sie verschwunden war, läutete mein Handy. Ich nahm ab, es war Eugen.
»Wie schaut’s aus, Lust auf ein Debakel?«
    »Wann?«
    »So gegen elf.«
    »Elf ist gut.«
    »Bis dann.«
    Wir legten auf. Gott sei Dank hatte das Laura nicht mitgekriegt.
Heute lief wirklich alles glänzend. Ich schaltete den Klingelton aus, und eine
Minute später war Laura wieder da. Ihre Haare waren nun geordnet und trocken.
    »Schade, zerzuselt haben Sie mir besser gefallen.«
    »Schade, allein hätte ich besser gegessen«, antwortete sie keck.
    Die Bedienung kam und nahm unsere Bestellungen auf. Laura nahm
sich vom schaumig gerührten Topfen und schmierte sich gekonnt ein Brötchen.
Vollkorn mit Sesam. Die Frau hatte Geschmack. Ich tat es ihr gleich, das Brot
war noch weich und duftete nach Korn und Hefe. Es war ein Genuss.
    »Wie haben Sie mich eigentlich gefunden?«
    »Fred.«
    »Sie kennen die Bender-Partie?«
    »Ich hab einmal für ihn gearbeitet.«
    »Sind Sie auch so ein Unterweltler?«
    »Nein, das war damals ein Studentenjob, ich war an der Bar und
hinter dem Tresen.«
    »Und was haben Sie jetzt mit ihm zu tun?«
    »Ich schau dort ab und zu vorbei, Freunde besuchen.«
    »Ich vertrete Bender für die Kanzlei. Der Alte ist nicht der Typ,
der Bartender und Croupiers zu Freunden hat.« Sie sagte das sehr bestimmt.
Inzwischen war unser Wein da, ich nippte, erklärte ihn für gut, und uns wurde
eingeschenkt.
    »Also, warum kennt Bender Sie?«, fragte sie mich über ihr Weinglas
hinweg.
    »Da war mal eine Sache, ich hab ihm ein bisschen geholfen und da
hat er sich mich gemerkt.«
    Sie war mit meiner Antwort alles andere als zufrieden. »Also, mit
was verdienen Sie Ihr Geld?«
    »Geld verdienen ist gut gesagt, aber ich arbeite auf der Uni.«
    »Ah so, was?«
    »Ich bin am Institut für Klassische Philologie angestellt.«
    »Mit dem kümmerlichen Gehalt wollen Sie mich hier zum Essen
einladen? Haben Sie einen Kredit aufgenommen?«
    »Nein.«
    »Also sind Sie doch ein Unterweltler. Aber der Wein ist gut, und
wenn das Essen mithalten kann, verzeihe ich Ihnen.«
    Sie trank erneut, ihr Glas war leer, und sofort tauchte die
Bedienung wie aus dem Nichts auf und schenkte nach. Mir nur einen Tropfen, denn
ich hatte nur einmal die Zungenspitze eingetaucht.
    »Sie trinken ja gar nicht.«
    »Nein, ich bin kein großer Freund des Alkohols. Erst recht nicht
zu einer Mahlzeit. Aber es freut mich, dass er Ihnen schmeckt.«
    »Ungewöhnlich für einen Mann Ihrer Ausbildung, schließlich haben
doch die Griechen und Römer den Wein erfunden.«
    Ich zuckte einfach mit den Achseln.
    Inzwischen war die Suppe serviert worden. Für Laura eine
Kartoffelschaumsuppe, dem kalten Wetter angepasst. Ich hatte wie immer eine
klare Bouillon bestellt, und wie immer war mir illegalerweise ein rohes Ei
hineingeschlagen worden. Laura zog fragend eine Augenbraue hoch.
    »Das ist eine Erinnerung an einen alten Freund, die der Küchenchef
und ich teilen.«
    Laura gab sich mit der Erklärung zufrieden und fragte nicht weiter
nach.
    »Wie kommt es eigentlich, dass Sie für Bender arbeiten?«
    »Jeder hat eine juristische Vertretung verdient. Auch Bender. Als
Konzipientin bin ich einmal mitgegangen, konnte gut mit Bender und seitdem
betreue ich ihn. Viel mehr werde ich Ihnen nicht sagen, juristische
Schweigepflicht.«
    »Sagen Sie, kennen Sie eine Kanzlei Meyerhöffer & Unrath?«
    »Sicher, das sind die Platzhirsche in puncto Wirtschaftsrecht.«
    »In was für Sachen machen die hauptsächlich?«
    »Begonnen haben sie als eine der Kanzleien, die das Vermögen der
KPÖ hinter dem Eisernen Vorhang

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