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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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ungemütlich. Würd ich nicht mitmischen wollen.« Eugen schaute
nachdenklich in sein Bierglas. »Du hast also mit den Bullen zu tun. Das ist
kein Spaß mit denen.« Er zündete eine neue Zigarette an, und nachdem er den
Rauch ausgeblasen hatte, legte er los.
    »Als ich zu studieren begann, wohnte ich in
einer WG. War ein schönes Studentenleben damals. Lange schlafen, die Nacht zum
Tag machen und solche Sachen. Richtig gemütlich. Irgendwann mitten in der
Nacht, so um acht Uhr morgens, machte es plötzlich einen Kracher. Die Tür brach
auf, Holzsplitter flogen in der Wohnung herum und ein paar Bullen mit
schusssicheren Westen und Visierhelmen, ich glaube, die waren von der Wega,
standen mitten im Zimmer. Wir waren völlig verdutzt und mussten uns, teils
nackt, mit den Händen im Genick an die Wand stellen, während die unsere Zimmer
durchsuchten. Ziemlich ungemütlich.« Eugen kostete von seinem Bier.
    »Weswegen?«
    »Weil irgendwer unseren Meldezettel falsch oder unleserlich
ausgefüllt hatte. Sie haben ein paarmal angerufen, immer dann, wenn entweder
alle schliefen oder auf der Uni waren. Schließlich kamen sie zum Schluss, dass
wir illegalen Ausländern Unterschlupf bieten würden. Ich glaube, sie gingen von
Albanern aus. Jedenfalls war’s nicht wirklich witzig. Pass auf dich auf.«
    »Jetzt übertreib nicht.«
    »Komm als Unschuldiger bloß nicht mit der
österreichischen Polizei in Berührung. Lieber als Christ den Taliban in die
Hände fallen, da ist man wenigstens auf YouTube zu sehen.«
    Wir tranken unser Bier aus und kehrten zurück zum Wuzzler. Das
Glück blieb uns treu und als wir so gegen halb vier aufbrachen, waren nur noch
drei Niederlagen hinzugekommen.
    Um 20 nach 3 stand ich vor meiner Wohnungstür. Ich hatte Eugen an
meinem Reichtum mitnaschen lassen und ihn im Taxi mitgenommen. Nun wusste ich,
welchen Kick sich die Reichen aus ihren Charity-Events ziehen. Nichts haut so
rein wie eine gute Tat.
    Ich drehte den Schlüssel im Schloss, öffnete die Tür, trat ein und
wusste sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich bemerkte es an einem
unbekannten Geruch, einem noch nie gefühlten Luftzug oder einfach an der
Tatsache, dass mir ein Mann in Jeans und grauer Windjacke eine Knarre ins
Gesicht hielt. Irgendwas Großes, silbern Glänzendes. Genau auf die Stelle über
der Nase, wo sich die Augenbrauen bei normalen Menschen nicht treffen.
    Bei meinem Gegenüber war das nicht der Fall, seine waren buschig,
zusammengewachsen und tiefschwarz. Wie sein ölig-welliges Haupthaar. Er war
unrasiert und hatte eine schöne Uhr an, in Gold gehalten, mit ebenso goldenem
Armband, goldenem Zifferblatt und goldenen Zeigern. Was einem nicht alles durch
den Kopf geht, wenn man dem Tod in die Mündung blickt.
    Hinter meinem Gegenüber bewegte sich ein Schatten, stellte sich
neben ihn und tastete mich ab. Als er nichts fand, meinte er nur ruhig und
kalt: »Setz dich hin, warten wir gemeinsam.«
    Der Schatten wies mit dem Kopf auf meine alte Couch. Er war etwa
1,75 groß und gebaut wie ein Schrank, doch bewegte er sich in seinen
Turnschuhen so geschmeidig wie ein Jaguar. Seine Schultern rollten mit den
Schritten mit, er federte jede Gewichtsverlagerung perfekt aus und war schnell,
sogar wenn er langsam war. Er trug ebenfalls eine Windjacke, seine beige, Jeans
und darunter ein gestreiftes Hemd. Seine Haare waren zentimeterkurz und
grauschwarz. Beide hatten ausdruckstarke Charaktergesichter.
    Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen und den Mantel aufgehängt
hatte, leistete ich seinem Befehl Folge und nahm Platz. Die beiden taten es mir
gleich. Die Augenbraue saß mir gegenüber, immer die Knarre im Anschlag. Der
Boxer neben mir, aber mit gut einer Armlänge Abstand. Beide waren ruhig und
kontrolliert, sie hatten so etwas offenbar schon hundertmal gemacht. Das
beruhigte mich enorm, denn das hieß, wenn ich keine groben Fehler machen würde,
würde mir auch nichts passieren.
    Der Boxer holte ein Handy aus der Innentasche und telefonierte
kurz, er sprach zweifelsohne Russisch.
    »15 Minuten ist Boss da. Wir warten.«
    Die beiden hatten also die ganze Nacht bei mir
zu Hause auf mich gewartet, ihr Boss tat sich sowas nicht an. Der war
wahrscheinlich gut essen gewesen und hatte sich um Wichtigeres gekümmert. Die
Jungs waren wirklich organisiert. Ich fasste Mut, denn wenn sie mich hätten
töten wollen, hätten sie das getan, möglichst ohne Spuren zu hinterlassen. Ihr
Boss wäre da

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