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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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und das hieß, dass ich ihnen nicht mehr
helfen konnte. Zurückhaltung kann auch eine Tugend sein.
    Auf der Uni war ich der Erste im Institut, nicht einmal die
Sekretärin war schon da. Ich ging in mein Zimmer, setzte mich hinter den Schreibtisch
und begann zu wählen.
    »Hi, Fritz, Arno hier.«
    »Servus.«
    »Das Päckchen, erinnerst du dich?«
    »Sicher.«
    »Kannst du es mir so schnell wie möglich zur NB bringen? Gib es
Erich dort und sag, dass es für mich ist.« Erich war der Chefbibliothekar der
Nationalbibliothek. Er war bibliophil, und seitdem ich einmal ein seltenes Buch
für ihn gefunden hatte, war mir alles erlaubt. Ich bin der Einzige, der im
großen Lesesaal einen privaten Platz hat. Seit den Tagen, als die NB die
Privatbibliothek der Kaiser war, jedenfalls.
    »Sicher. Geht klar. Ich mach einfach eine Rauchpause.«
    »Trag das Päckchen so, dass man es nicht sieht.«
    »Wenn du willst.«
    »Danke, Fritz, hast was gut.«
    »Nur keine Schmierenkomödie abziehen, wir sehen uns.« Damit legte
er auf. Vielleicht war es übervorsichtig, aber falls die Russen mir jemanden
hinterhergeschickt hatten, wollte ich nicht mit dem Revolver durch Wien laufen.
Ich wählte die nächste Nummer auf meiner geistigen Liste.
    Zu der Zeit, als ich meine Dissertation
verfasste, schrieb ein Seniorstudent seine Diplomarbeit bei meinem Doktorvater.
Er war lange Jahre im Vorstand des Niederösterreichischen
Elektrizitätsverbundes gesessen, und hatte ein paar Jahre im Nationalrat
verbracht. Nebenbei war er in der Österreichischen Tabakregie der Mann hinter
Mauhart gewesen. Er war auch in die Gründung der Kronenzeitung durch
Gewerkschaftsmillionen verwickelt, ohne aber wie Ohla deswegen ins Gefängnis zu
müssen. Soweit ich weiß, war er damals nicht einmal im Gesichtsfeld der
Ermittler präsent gewesen und man hätte ein äußerst gewiefter Spürhund sein
müssen, um mehr als einen Zeitungsartikel zu finden, in dem sein Name vorkam.
    In der Pension, die mit dem Ende der Ära Vranitzky zusammenfiel,
hatte er sich mehr auf seine schöngeistigen Interessen konzentriert und das
Latein und Griechisch seiner Schulzeit aufgefrischt. Außerdem war er Sammler.
    »Dittrich, Helmut.« Er sprach weich und fließend, in der Diktion
und dem Tonfall der Sozialisten, die durch Kreisky geprägt sind.
    »Guten Tag, Herr Dittrich, Linder hier.«
    »Ah, Herr Linder. Worum geht’s?«
    »Ich habe einen Artikel zur Hand, der Sie interessieren dürfte.«
    »Um was handelt es sich?«
    »Nicht am Telefon, können wir uns treffen?«
    »Sicher, ich habe heute Nachmittag Zeit. Sie können einfach
vorbeischauen. Wo ich wohne, wissen Sie ja.«
    »Ich kann Wien momentan nicht verlassen. Bestünde die Möglichkeit,
dass wir uns in der Stadt treffen?«
    »Natürlich. Sie müssen mir unbedingt erzählen, warum Sie nicht aus
Wien raus dürfen. Gegen zwei in meinem Büro am Opernring, wenn Ihnen das recht
ist?«
    »Ja, das ist es. Wo finde ich Sie dort?«
    »Opernring 1, Stiege II.«
    »Dort, wo sich die Konsularabteilung der Indischen Botschaft
befindet?«
    »Genau dort, mein Name steht auf der Messingtafel, werden Sie ohne
Probleme finden.«
    »Bis dann.«
    »Noch eins, werden Sie den Gegenstand gleich mitbringen?«
    »Nein, das ist nicht möglich, sehr heikel.«
    »Verstehe, bis dann.«
    Wir legten auf. Gleich darauf wählte ich
Reichis Nummer.
    »Servus.«
    »Wegen dem iPhone, willst du’s noch?«
    »Sicher.«
    »Hast du gegen 12 Zeit und Lust?«
    »Sicher.«
    »Kennst du das Tenmaia?«
    »Sicher, aber hast du auch genug Geld?«
    »Sicher, lad dich ein, bis nachher.«
    Endlich war ich dort angekommen, wo ich die ganze Zeit hinwollte.
Ich wählte Freds Nummer.
    »Gruetzi.«
    »Dir auch, wie geht’s dem Alten?«
    »Guet. Hast dich entschuldiget, bei dr Dame?«
    »Darum geht’s. Kannst du bei ihr in der Kanzlei anrufen, einen
Termin für etwa vier Uhr ausmachen?«
    »Die het viel zum tua, würd ka Zit ho.«
    »Weiß ich, aber dann wird die Sekretärin sagen, welchen Termin sie
hat und wo.«
    »Und es sägg i denn dir?«
    »Genau.«
    »Schick dr n SMS. Bisch ganz n Uskochta.« Fred kicherte in den
Hörer wie ein kleines Mädchen.
    »Apropos. Wie seid ihr eigentlich auf Laura gekommen?«
    »S’isch scho immr üsre Kanzlei gsi, sie war halt denn a Nette.«
    »Hat sie mir auch gesagt. Wie kommt es, dass eine Konzipientin mit
zu Bender kommt?«
    »S’war a Kunschtsach damals, da hatt sie sich uskennt.«
    »Was hat Bender mit

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