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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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ob an die 20 Kilo fremdes Fleisch an mir hingen.
    Ich richtete mich mühsam auf und wuchtete meinen Körper zurück auf
das Sofa. Ich brauchte ein paar Augenblicke, bis ich wieder einigermaßen meine
Seele in meinem Körper verankert hatte. So richtig kaputtgegangen war nichts,
aber alles fühlte sich irgendwie defekt an.
    »Sie sprechen nur, wenn ich direkt eine Frage an Sie richte.«
    Statt einer Antwort schluckte ich das lauwarme Blut hinunter, das
meine Mundhöhle zu füllen begann.
    »Wir wissen, dass Sie Slupetzky nicht getötet haben. Deswegen
müssen Sie nicht lügen. Sie haben den Toten nur gefunden und wollen da Ihre
eigene Sache durchziehen und das entspricht nicht unseren Vorstellungen. So
einfach ist das.«
    Er unterbrach für einen Moment. »Also, was haben Sie aus der
Wohnung mitgenommen, in der Sie ihn gefunden haben und wem gehörte der Wagen,
in dem Sie weggefahren sind?«
    »Slupetzkys Computer, sein Handy, ein paar Briefe und die
Mordwaffe.« Es fiel mir schwer, mich zu artikulieren, aber der Russe verstand
trotzdem.
    »Die werden Sie uns geben. Wem gehörte der Wagen? Ich frage zum
letzten Mal.« Er wies mit dem Kopf auf Augenbraue.
    »Ich werde Ihnen die Mordwaffe geben, dafür lassen Sie den Wagen
aus der Sache heraus. Der geht nur mich was an.« Bei diesen Worten rann mir das
Blut aus dem Mund und lief mir über das Kinn, um in meinen Schoß zu tropfen.
    »Sie werden uns alles sagen, was Sie wissen, und uns die Mordwaffe
aushändigen.«
    »Dort, wo ich die Waffe aufbewahre, bekommen Sie sie nur, wenn ich
lebe und alles unverdächtig ist. Selbst wenn ich Ihnen erklären würde, wo das
ist, würde Ihnen das nichts nutzen. Wagen gegen Waffe oder gar nichts.«
    Das war ein Bluff, ich war mit 2 und 6 All-In gegangen. Der Chef
lächelte mich an. Bewegte sich aber nicht und sagte auch nichts.
    »Sie können Augenbraue jetzt das Zeichen geben. Ich habe wieder
gesprochen, ohne gefragt zu werden.« Ich wischte mir das trocknende Blut vom
Kinn.
    Er hob den Kopf, drehte ihn nach hinten und sagte etwas, worauf
Boxer und die zwei Schränke verschwanden. Dann wendete er sich an Augenbraue
und sagte ihm etwas auf Russisch, wobei er lächelte. Er lenkte seine
Aufmerksamkeit wieder auf mich. Augenbraue kochte.
    »Ich habe ihm gesagt, …«
    »… dass ich ihn Augenbraue genannt habe. Jetzt ist er sauer.«
    »Das gefällt ihm gar nicht.«
    Ich schaute den hässlichen Pitbull an und lächelte. »Augenbraue.«
Sein linkes Auge begann zu zucken.
    Der Boss schüttelte den Kopf und lachte in sich hinein. »Sie
gefallen mir. Sitzen hier ohne irgendwas und bluffen wie ein Großmeister, nur
weil Sie ein paar läppische Euro wittern. Und das alles auf die vage Hoffnung
hin, dass ich nicht so ein Idiot bin, mich am Schauplatz eines Mordes, der auch
ein Wohnhaus ist, blicken zu lassen. Ich weiß nicht, ist das Mut oder Idiotie?«
    »Wenn alles gut geht, ist man mutig, wenn nicht, ein Idiot. Wie’s
in einem drinnen aussieht, spielt da keine Rolle.«
    »Also gut. Wenn sich aber herausstellen sollte, aus welchem Grund
auch immer, dass der Wagen wichtig war, sehen wir uns wieder.«
    Er blickte auf seine stählerne Armbanduhr. »Wann kann ich die
Pistole haben? Ich hoffe, Sie haben die Fingerabdrücke nicht abgeputzt.«
    »Nein, ist alles original. Sie können die Knarre morgen um 8 Uhr
abends in der Nationalbibliothek abholen. Dort fragen Sie einfach den
zuständigen Bibliothekar nach Sitz 117.«
    »Und was hindert mich jetzt daran, Augenbraue zuzunicken, nach
Hause zu fahren und morgen Mittag von Ihrem langen, schmerzvollen Tod zu
hören?«
    »Neben Ihrer Intelligenz? Die Tatsache, dass das Buch noch nicht
dort ist, wo Sie es abholen können. Es hat bis morgen Abend noch einen langen
Weg vor sich.«
    Wir erhoben uns und ich begleitete meine Gäste
bis zur Tür. Als der Boss draußen war, wandte sich Augenbraue um und ließ ein
Butterfly aufschnappen. Darauf hatte ich gewartet und war deshalb ein wenig
schneller. Mit meiner Schulter blockierte ich seinen Arm, drückte ihn gegen die
Wand und rammte ihm meine Stirn gegen die Nase. Nach all den Schmerzen tat es
gut, sein Nasenbein brechen zu hören. Ich gab ihm einen Augenblick, um den
Schmerz zu genießen, dann stieß ich ihm zum Abschied mein Knie in die Eier.
Augenbraue sackte in sich zusammen und rollte zusammengekrümmt über meine
Schwelle. Der Boss drehte sich um, sah mich an, und schüttelte den Kopf.
Nachdem ich die Tür

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