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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Stoppeln stehen und hoffte, dass es verwegen und nicht einfach nur
ungepflegt aussehen würde.
    Meine Jacke und das Hemd waren zerknittert,
der Kragen schmutzig. Wenigstens sah niemand den Bluterguss auf der Schulter,
nachdem ich das Hemd zugeknöpft hatte. Ich band die Krawatte und bürstete kurz
meinen Mantel aus. Schlussendlich verstaute ich meine Utensilien wieder in
meiner Tasche und machte mich auf den Weg. Fred hatte gesimst, dass Laura bis
etwa 17 Uhr im Landesgericht einen Termin hätte, nachher aber frei sei. Es war
fünf vor fünf, also rannte ich los. Unterwegs fischte ich noch schnell das
Kuvert vom Tisch, das ich beinahe vergessen hatte, und raste die Stiegen
hinunter.
    Um drei nach fünf stand ich vor dem Tor des Landesgerichts für
Strafsachen. Vor Kopfschmerz wurde mir zwar alle paar Sekunden schwarz vor
Augen, aber meine einzige Hoffnung war, dass ich Laura noch nicht verpasst
hatte.
    20 Minuten später hatte ich meine Zuversicht aufgegeben und
bereitete mich auf einen einsamen Abend mit Bessie Smith und Dope vor, als
Laura doch noch kam.
    Es wurde dunkel, der Himmel war in Grau und Schwarz bewölkt, die
Lichter der Laternen und die der Autos reflektierten sich auf den nassen
Straßen und Gehsteigen in Rot und Gelb. Es war kalt und laut. Laura kam in
einer Gruppe von Juristen heraus. Gegen die dunklen Anzüge hob sich ihr
smaragdgrüner Mantel erfrischend ab und ihre dunkle Stimme drang durch den Lärm
der Autos und der Anwälte bis zu mir. Laura hatte mich gesehen und kam, nachdem
sie sich verabschiedet hatte, auf mich zu. Ich hielt ihr mein Gesicht so hin,
dass sie den Bluterguss im Lid nicht sofort bemerken würde.
    Sie schloss mich in die Arme, was mir ungeheuer weh tat, und wir
küssten uns. Auch das war mehr Schmerz als Lust. Aber das ließ ich sie nicht
spüren.
    »Was machst denn du da?«, fragte sie erfreut.
    »Dich zum Essen einladen wollen.«
    »Das macht man nicht.«
    »Doch, ich schon, ich mache den ganzen letzten Tag nichts
anderes.«
    »Ich bin aber müde. Ausgehen mag ich gar nicht mehr.«
    »Gibt es eine Alternative?«
    »Wir könnten uns was kommen lassen, ich bin eine lausige Köchin.«
    »Wenn du willst, ich koche gerne. Was hast du zu Hause?«
    »So so, gleich zu mir, warum nicht zu dir?«
    »Weil meine Frau zu Hause ist.«
    »Du bist nicht verheiratet.«
    »Gut, ich hab keine Küche zu Hause, aber was hast du?«
    »Zwei Flaschen Wein.«
    »Bisschen wenig.«
    »Naja, du trinkst ja nicht.«
    »Ich mein, zum Essen.«
    »Hmmm.«
    »Einkaufen?«
    »Gut.«
    »Wohin?«
    »In der Florianigasse ist ein Billa.«
    »Das ist ja praktisch bei dir ums Eck.«
    »Na gut, gehen wir zu mir. Wo du doch keine Küche hast.«
    Wir küssten uns.
    »Aber ein Bett wirst du wohl haben?«
    »Nein.«
    »Wo schläfst du dann?«
    »Auf der Couch.«
    »Na also.«
    »Aber auf der haben wir nicht beide Platz. Und schon gar nicht,
wenn einer von den beiden einen so prächtigen Hintern hat.«
    Wir küssten uns nochmals, und gingen anschließend einkaufen. Mit
Laura im Arm machte sogar das Wiener Wetter Spaß. Nasse Füße hatte ich
trotzdem.
    Eine halbe Stunde später standen wir vor Lauras Haus. Sie sperrte
auf und wir stiegen die Treppen in den zweiten Stock hinauf. Laura bewohnte ein
großzügiges Appartement. Das Vorzimmer war ein Gang, von dem links die Küche
und rechts das Bad abzweigten. Gegenüber der Eingangstür war das Wohnzimmer,
hinter dem das Schlafzimmer lag. Die Wohnung war hell und gut eingerichtet, die
Wohnräume mit Parkett, Küche und Bad gefliest.
    Nachdem ich abgelegt hatte, breitete ich die Zutaten in der Küche
aus. Während ich das Wasser auf dem Herd zum Kochen brachte, schnitt ich das
Fleisch, 400 Gramm Rindslungenbraten, in Stücke und legte sie in Sojasauce,
Weißweinessig, Knoblauch und Chilisauce ein. Danach schnitt ich Zucchini und
eine rote Paprika in dünne Streifen und briet sie kurz in einer heißen Pfanne
mit einem Löffel Öl an, holte das Gemüse heraus und ließ das Fleisch in die
Pfanne gleiten, ohne zu viel von der Würzsauce mit einfließen zu lassen. Beides
tat ich in einen Topf. Die Spaghetti, die für Udons herhalten mussten, brach
ich klein und kochte sie im Salzwasser. Schließlich ließ ich alles zusammen in
der heißen Pfanne aufdampfen, gab die Würzsauce hinzu und streute kleingehackte
Frühlingszwiebeln darüber.
    Laura hatte sich inzwischen umgezogen und die Haare getrocknet.
Sie trug eine graue Jogginghose aus

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