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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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ist vertraulich.«
    »Ich will keine pikanten Details, nur eine grobe Übersicht.«
    »Irgendwer schuldete Bender Geld und war pleite, hatte aber ein
paar schöne Sachen zu Hause hängen.«
    »Wenn er sie selbst verkauft hätte, hätte er mehr Geld rausholen
können, als Bender ihm dafür erlassen hat?«
    Laura nickte.
    »Waren also heiß, die Sachen?«
    Laura nickte.
    »Da Bender keine Ahnung hat, und er sie nicht offiziell schätzen
lassen konnte, hast du ihn beraten.«
    Wieder nickte sie.
    »Ihr habt das arme Schwein über den Tisch gezogen, und du hast
auch etwas eingesteckt.«
    Laura blieb stumm und still.
    »Komm schon, ich kenne Bender gut genug, um das zu wissen. Hab ich
auch schon mal gemacht.«
    »Ja.«
    »Und wer war der Irgendwer?«
    »Kennst du nicht.«
    »Du weißt nicht, wen ich alles kenne.«
    Laura schüttelte nur ernst ihren schönen Kopf.
    »Wem ihr sie verkauft habt, willst du mir auch nicht sagen.«
    Wieder ein Nein.
    »Also gut, lassen wir das.«
    »Aber über Meyerhöffer kann ich dir was erzählen.«
    Ich machte eine einladende Handbewegung.
    »Die Kanzlei ist nicht mehr so aktiv. Sein Partner Unrath ist sehr
alt und hat sich beinahe ganz zurückgezogen. Meyerhöffer macht kaum noch Fälle.
Seitdem er 2003 bei der Bawag-Flöttl-Sache ausgestiegen ist, hat er keinen
einzigen Prozess mehr geführt.«
    »Womit verdient er dann seine Brötchen, oder ist er von Haus aus
so reich?«
    »Nein. Er hat zwar eine reiche Tochter aus bester Wiener Gesellschaft
geheiratet, kommt selber aber aus einer Arbeiterfamilie. Papa war Kommunist.«
    »Daher hat er auch das Vermögen der Partei verwaltet!«
    »Wahrscheinlich ja. Er besitzt aber nur, was er mit der Kanzlei
erwirtschaftet hat. Auch seine Frau hat nicht so viel geerbt, da ihr Papa kurz
nach der Hochzeit bankrott ging.«
    »Also hat er damals irgendwen kennengelernt, der ihm jetzt die
Brötchen bäckt.«
    »Ist anzunehmen.«
    »Hmmm.« Ich kam ins Grübeln, obwohl ich unausgeschlafen war und
der Rotwein mich angenehm dösig machte.
    »Das ist doch jetzt alles nicht so wichtig«, lullte mich Laura
ein. Nach ein paar Küssen setzte sie sich auf meinen Schoß und entfernte mir
gekonnt die Krawatte.
    »Da hat aber jemand Übung.«
    »Wenn du meinen BH genauso schnell aufmachst, gibt’s eine Belohnung.«
    Ich mühte mich redlich, war aber chancenlos. Laura hatte gerade
mein Hemd aufgeknöpft und zog es mir von den Schultern. Plötzlich hielt sie
inne.
    »Wow.« Sie hatte die Liebeszeichen von Boxer entdeckt.
    »Ist nur ein Knutschfleck, brauchst nicht eifersüchtig zu sein,
die Kleine bedeutet mir nichts.«
    »Wenn das ein Knutschfleck ist, bist du Sodomit.« Sie maß die
Größe mit schief gelegtem Kopf. »Deine Geliebte muss ja ein Maul wie ein Elch
haben. Sag schon, woher kommt das? Von der Sache, aus der du jemanden
raushalten willst?« Laura probierte wieder vom Wein. Sie musste sich stärken,
es sah ja auch wirklich wild aus.
    »Kann sein, ja.«
    »Du hältst also für Geld deinen Kopf hin. Wie kann man nur so dumm
sein?«
    »Nicht nur, man hat einen Freund von mir ermordet.«
    »Ich dachte, er wäre nur ›Irgendwer‹. Hast du zumindest gestern
noch gesagt.«
    »Als er lebte, ja. Jetzt aber, weil ich mich so viel mit ihm
beschäftige, scheint es mir, als ob wir Freunde gewesen wären. Oder zumindest
gute Bekannte.«
    »Du bist ja sentimental«, meinte Laura erstaunt.
    »Ist eine Schwäche von mir, ich weiß.«
    »Ich find das sexy, wenn harte Männer sentimental sind.« Sie
stellte das Weinglas auf das Tischchen, schlang die Arme um mich und alles
andere zählte nicht mehr.
     

VI
     
    Eigentlich
hätte ich durchschlafen müssen. Es war ja nicht so, als ob ich die letzten Tage
im Bett verbracht hätte. Aber der Teufel schläft eben nie. Laura lag neben mir,
sie atmete sanft. Ganz sachte machte ich mich los von ihr und ging durch die
dunkle, stille Wohnung. Noch immer hörte ich das leise Klopfen der Tropfen an
den Fenstern, aber die Straßen waren wie tot, kein Auto war zu hören.
    In einer fremden Wohnung im Dunkeln ist es seltsam. Alles ist
unbekannt, jeder Schatten eine Drohung und ein Versprechen. Die Sinne sind geschärft,
jeder Ton und jede noch so kleine Veränderung in der Beschaffenheit des Bodens
wird registriert. Ich war gerade auf dem Weg von der Küche zurück, wo ich ein
kaltes Glas Wasser getrunken hatte, als ich mit dem linken Fuß Lauras
Handtasche umstieß. Ihre Sachen verstreuten sich auf dem

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