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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Kind und tappst von einem Fettnäpfchen ins nächste.
Ich will sichergehen, dass Sie nichts übersehen haben. In meiner Position kann
ich es gar nicht gebrauchen, dass plötzlich irgendwelche Fotos oder Filmchen
auftauchen.« Zur Beruhigung nahm er einen Schluck von seiner Melange. Er sah
mir überhaupt nicht wie der besorgte Vater aus. Ich machte keinerlei Anstalten,
irgendetwas zu sagen. So saßen wir uns schweigend gegenüber.
    In der Zwischenzeit waren zwei Männer um die
50 hereingekommen. Sie waren Stammgäste, denn Gulasch und Bier standen
pünktlich eine halbe Minute vor ihrem Eintreffen auf einem der Tische, gleich
beim Carambol. Am Fuß eine Schüssel mit Wasser. Für das Hunderl, einen uralten,
schwarzen Cockerspaniel. Er schlabberte ein bisschen und legte sich wie zum
Sterben unter den Tisch. Die beiden hatten ihre eigenen Queues dabei und legten
los. Die Billardkugeln rauschten samtig über den Tisch und klickten satt, wenn
sie sich berührten. Die beiden Männer aßen, tranken und spielten, sprachen aber
kein Wort. Mit Kreide notierten sie die Punkte auf der Schiefertafel. Karli und
Ottl stand über den Strichreihen. Ottl ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
    Schließlich hatte ich Meyerhöffer ausgesessen, er gab seufzend
nach. »Na gut, wenn Sie mir mehr über den Fall verraten, leg ich noch was
drauf.«
    »Das geht nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil Sie noch gar nichts hingelegt haben. Also können Sie auch
nichts drauflegen«, machte ich ihm mit eiskalter sokratischer Logik klar.
Meyerhöffer wurde weiß im Gesicht, das war er offenbar nicht gewohnt.
    »Aber Sie haben recht, wenn Sie meinen, dass es an der Zeit wäre,
über mein Taschengeld zu sprechen. Damit wir uns klar verstehen, noch will ich
nichts von Ihnen, auch keinen Vorschuss. Solange ich keinen Profit bei der
Sache mache, ist es für uns beide sicherer, rein juristisch, da werden Sie mir
doch zustimmen.«
    Meyerhöffer stimmte zu.
    »Dass ich mich strafbar mache, indem ich Ihre Tochter schütze, und
dabei durchaus auch in physische Gefahren laufe, sollte Ihnen durchaus etwas
wert sein.« Ich zeigte ihm meine Augenklappe. Er war sichtlich begeistert
davon. »Wie viel verlangen Sie?«
    »Ich bin kein Basarhändler. Wenn die Sache vorbei ist, werde ich
Sie aufsuchen, und Sie werden mich bezahlen. Sie allein legen den Preis fest.
Wenn Sie mich auch noch als privaten Informationsdienst nutzen wollen, müssen
Sie entsprechend drauflegen.«
    »Ich soll Sie also nach Gutdünken bezahlen. Was ist aber, wenn ich
den Preis niedrig ansetze, sagen wir, fünf Euro?«
    »Das wäre, schlicht und ergreifend, keine gute Idee.«
    »Was wollten Sie machen? Zur Polizei können Sie nicht gehen und
einklagen können Sie auch nichts.« Er lächelte triumphierend.
    »Das ist eben eine Vertrauensfrage. Ich vertraue darauf, dass Sie
Ihre eigenen Interessen wahren. Wenn Sie dazu nicht imstande sind, hat alles
andere auch keinen Sinn.«
    »War ja nur ein Gedanke. Sie werden sich finanziell sicher nicht
beklagen können. Also, was haben Sie herausgefunden?«
    »Slupetzky und ein paar Partner haben ein krummes Ding durchgezogen.
Eine Import-Export-Sache, da ging es um ganz schön viel Geld, mit wenig
Aufwand.«
    »Was ist ›ganz schön viel Geld‹ Ihrem Verständnis nach?«
    »300 bis 500.000 Euro Gewinn im Jahr.«
    Er nickte in seine Kaffeetasse, während er schlürfte. Meine war
leer, ich deutete der Bedienung, die mir dann einen neuen brachte.
    »Und diese Partner haben ihn umgebracht?«
    »So sieht es aus, ja.«
    »Und die Polizei?«
    »Die hält das Ganze für einen Spielermord. Glaub nicht, dass die
Krimineser noch was Brauchbares herausfinden.«
    »Und wegen der Computersache? Wie haben die das aufgezogen?«
    »Das Geld für das Import-Export-Ding hatten die aus einem hohen
Spielgewinn. Darum ist man bei der Polizei der Ansicht, dass der Mord eine
Revanche war.«
    »Ah ja. Aber eine Verbindung zu dem Geschäft und damit zum Mord
sehen die keine?«
    »Nein.«
    »Und warum wissen Sie das?«
    »Sehen Sie, da kommen wir wieder zur Vertrauensfrage. Ich vertraue
Menschen, die mir vertrauen, und die sagen mir ein paar Sachen, die sie anderen
nicht sagen.«
    Ich machte eine kleine Kunstpause, in der ich mir den
Zuckerstreuer nahm. Dann begann ich zu zuckern. »Und diese Menschen, die zu mir
in so einem Vertrauensverhältnis stehen, wissen nicht alles, aber sehr viel,
Herr Meyerhöffer. Was unter anderem auch eine Antwort auf

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