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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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war besser als in den Tagen
zuvor und so streckte sich ein kleiner Sonnenfinger auf meinen Schreibtisch.
Ich holte meine Sachen heraus und wollte gerade anfangen, ein wenig zu
arbeiten, als mir die Fahrradkuriersendung vom Vortag in die Hände fiel.
Normalerweise enthalten solche Päckchen die Seminararbeiten von Studenten, die
sich nach verpassten Terminen nicht mehr persönlich in mein Büro trauen. Den in
der Regel schlechten Arbeiten liegen meist auch noch langatmige Erklärungen der
Verspätung bei.
    Ich riss die Lasche auf und fand ein paar Bogen bedrucktes Papier.
Zuerst wurde ich nicht recht schlau daraus, bis ich auf der letzten Seite, in
der letzten Zeile, vier Worte und einen Namen fand: Arno Gehlen, elf Uhr, Café
Schopenhauer. Meyerhöffer wollte mich sehen, sollte mir recht sein.
    Bis zum Termin korrigierte ich ein paar kleinere Arbeiten und
schaffte es auch noch, ein bisschen Energie in die Vorbereitungen für den
Vortrag am Dienstag zu stecken. Das Gute an diesen interdisziplinären Vorträgen
ist, dass sich niemand auskennt und man einfach altes Zeug aufwärmen kann. Ganz
so billig wollte ich es nicht machen, aber auch kein Burn-Out riskieren.
    Gegen elf Uhr war ich beim Schopenhauer, Ecke
Canongasse/Staudgasse. Das Schopenhauer ist braun, staubig und verraucht. An
den Wänden hängen Schwarz-Weiß-Fotografien des alten Wien und eine
Kurzanleitung für Carambol. Mit Spielarten, die sicher seit der Mitte des
letzten Jahrhunderts ausgestorben sind.
    Das Café hat die Form eines L, wobei der eine Teil
Nichtraucherbereich und zu dieser Tageszeit dem Tarockieren gewidmet ist. Der
andere Teil ist mit drei Caramboltischen bestückt, aber kurz vor Mittag war er
fast leer. Die Bedienung saß an einem kleinen Tisch neben der Küchentüre, las Krone
und rauchte Gitanes. Sie war dunkelhaarig, mit schwarzem Mini und weißer Bluse,
offenbar Ex-YU. Bei ihrem Aussehen wunderte es mich, dass so wenig los war.
Außer mir saß nur ein Pensionist vor seinem Achterl. Es sah aus, als würde er
hier seit 20 Jahren warten und hätte selbst schon vergessen, worauf.
    Ich nahm mir die FAZ vom Zeitungstisch und setzte mich zum
straßenseitig gelegenen Ecktisch, bestellte einen Mokka und vertiefte mich in
die Lektüre. Es dauerte nicht lange, bis Meyerhöffer eintrat. Er blickte einmal
durch den Raum und kam dann gemessenen Schritts auf mich zu. Ich stand auf, wir
schüttelten die Hände und er nahm Platz. Nicht, ohne mich vorher noch von Kopf
bis Fuß zu mustern. Meine zerknautschte Aufmachung gefiel ihm gar nicht.
    Meyerhöffer hatte sich alle Mühe gegeben, seine Erscheinung zu
kaschieren. Er trug Jeans mit Bügelfalte, ein grau-blau gestreiftes Hemd und
eine helle Windjacke. In Verbindung mit seinem Errol-Flynn-Bart und seiner
George-Clooney-Visage kam das direkt bizarr.
    »Ich kann nur hoffen, dass ich dem Richtigen vertraut habe. Sie
sehen aus, als ob Sie in einer Mülltonne übernachtet hätten.« Er rümpfte
wohlerzogen die Nase.
    »Ist nur Tarnung, muss mich ja meiner Umgebung anpassen.« Das
schien er mir leicht übel zu nehmen. Bevor er aber etwas erwidern konnte, war
die Bedienung an unserem Tisch und Meyerhöffer bestellte eine Melange. Dabei
betrachtete er die Kellnerin intensiv, und als sie zurück zur Küche ging,
konnte er den Blick gar nicht mehr von ihr lassen. Schmutzige Gedanken waren
auf seine Stirn geschrieben.
    »Also, worum geht’s, ich dachte, wir sollten uns vor Abschluss der
Sache nicht mehr treffen?«
    »Sie sollten sich nicht melden. Ich möchte allerdings unterrichtet
bleiben, schließlich ist es mein Geld, das in der Sache drinsteckt.«
    »Und Ihre Tochter, das wollen wir nicht vergessen.«
    »Lassen Sie meine Tochter da raus.«
    »Genau das versuche ich ja.«
    Es war nicht schwer, ihn auf die Palme zu bringen.
    »Also, wie steht’s?«
    »Die Polizei tappt im Dunkeln. Ich hab alle Beweise und Spuren
beseitigt, es gibt keine Verbindung zwischen Ihrer Tochter und dem Toten.«
    »Wie hieß der Mann noch gleich?«
    »Slupetzky.«
    »Ah ja. Was haben Sie über den herausgefunden?«
    »Unsere Abmachung beschränkt sich darauf, dass ich Ihre Tochter
aus der Sache heraushalte. Ich bin nicht Ihr privater Nachrichtendienst.«
    »Jetzt hören Sie mir einmal gut zu, mein
Freund.« War ich zwar nicht und wollte ich auch nicht werden, aber ich ließ ihn
weiterreden. Vielleicht hatte er ja was zu sagen. »Meine Tochter macht mir großen
Kummer. Sie ist ein wildes

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