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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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saß in
einem der neuen Minis von BMW, er war im British Racing Green gehalten und
hatte zwei schneidige, weiße Streifen auf der Motorhaube. Ich trat aus dem
Busch und Ivanka blieb stehen.
    Das Fenster an der Beifahrertür wurde heruntergelassen und Ivanka
lehnte sich über den Sitz. »Ja?«
    »Sag der Tochter …«, ich suchte nach dem Namen, konnte ihn aber
nicht finden. Ivanka sprang ein. »Sabine.«
    »Also sag Sabine bitte nichts davon, dass ich meine Karte
dagelassen hätte, beim ersten Mal. Und auch nichts davon, dass wir miteinander
geredet hätten.«
    »Mach ich.«
    Sie wartete auf etwas. Ich nicht, sondern bedankte mich nur und
ging los. Hinter mir fuhr der Mini weiter.
    Als ich ums Eck gebogen war, zurück in den Grinzinger Steig, holte
ich mein Handy raus und wählte Mihailovics Eintrag.
    »Hier Mihailovic, ja bitte?«
    »Linder.«
    »Ah, wie schaut aus wegen Papyrus?«
    »Gut, der Fisch hat angebissen. Wir sollten uns zusammensetzen und
alles bereden.«
    »Gutt.«
    »Sind Sie zu Hause oder sollen wir uns auswärts treffen?«
    »Kommen Sie zu mir. Hört niemand zu.«
    »Dann bin ich in 30 Minuten bei Ihnen.«
    »Gutt.« Mihailovic legte auf.
    Eine halbe Stunde später stand ich vor der Wohnungstür der
Mihailovics. Ich war durchnässt und fror. Draußen schlug der Regen gegen die
Fenster im Treppenhaus und der Duft von heißem Kaffee drang durch die Fugen aus
der Wohnung.
    Als Frau Mihailovic die Tür öffnete, schlug mir ein Schwall warmer
Luft entgegen und ich trat ein.
    »Sie sind schon da? Mihailovic wartet im Wohnzimmer. Ihre Sachen
können Sie dort an den Haken hängen.«
    Sie drehte sich weg und kümmerte sich um den Kaffee. Ich ging ins
plüschverzierte Wohnzimmer, wo Mihailovic in Morgenmantel und Hausschuhen eine
dicke Zigarre qualmte. Er stand auf und begrüßte mich lächelnd. Die Zigarre
hielt er zwischen den Zähnen und wies mir einen Platz auf dem Sofa. Die 20
Zentimeter lange Rolle aus kubanischen Tabakblättern wirkte bei ihm wie eine
extradünne Damenzigarette. Es fehlte nur der blassrosa Filter.
    »Wochenende ist heilig. Vor allem, wenn es regnet.« Er grinste.
»Da kriegt mich nix vor die Tür.«
    Er wickelte sich fest in seinen warmen Hausmantel und lehnte sich
entspannt zurück. »Wie geht’s Papyrus?«
    »Gut. Alles hat funktioniert. Wir müssen uns nur mehr über den
Preis unterhalten.«
    »Ich denke, so 150.000 wäre gutter Preis.« Er sah mich fragend an.
Ich ließ ihn warten.
    Inzwischen war Frau Mihailovic hereingekommen und stellte uns zwei
Tassen mit Kaffee unter die Nasen. Auf dem Tisch stand eine alte Dose aus
getriebenem Silber, die ich das letzte Mal nicht bemerkt hatte. Innen war sie
vergoldet und der warme Schein des Edelmetalls gab den Zuckerstücken eine fast
lebendige Färbung. Ich nahm mir zwei und ließ sie in meine Tasse plumpsen. Die
schwarze Flüssigkeit verschluckte sie auf Nimmerwiedersehen. Mit dem winzigen
Löffel rührte ich um, bis sich der Zucker komplett aufgelöst hatte. Ich legte
das Rührinstrument vorsichtig ab und führte die Tasse zum Mund. Danach stellte
ich sie ab. Mihailovic und Frau waren gespannt wie ein Flitzebogen.
    »So viel werden wir sicher bekommen. Ich würde aber dafür plädieren,
bei 250 anzufangen. Geld soll man nicht verachten.«
    »Glauben Sie, er zahlt so viel?« Mihailovic machte Augen wie ein
Kind vor dem Christbaum.
    »Wird er auch nichts ausplaudern? Das Geld nützt uns nichts, wenn
die Polizei vor der Tür steht.« Frau Mihailovic ließ sich auch durch das Geld
nicht blenden. Sie blieb ruhig. Ohne Zweifel tanzte der serbische Bär nach
ihrer Pfeife.
    »Der hält dicht. Er ist so versessen auf den Text, dass er alles
beiseite schiebt.«
    »Hat er genug Marie?«
    »Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Nach 50 Jahren
in der Politik hat man genug Geld auf der Seite.«
    »Ahh, Politik. Ist immer beste Option. Reich und gierig.«
Mihailovic hatte die Hände seiner Frau gepackt und drückte sie fest. Das Ende
seiner Zigarre zerkaute er vor Aufregung. Er war auf 180.
    »Kommen wir jetzt zu meinem Honorar.« Das riss die beiden
sichtlich aus ihren Tagträumen. Auch wenn ich sie mochte, ich hatte nicht vor,
leer auszugehen. Und jetzt war der geeignete Moment, um meine Trümpfe
auszuspielen.
    »Ohne mich können Sie den Papyrus gar nicht verkaufen. Irgendwann,
wenn er zehn Jahre herumgelegen ist, wird der Reiz zu groß und Sie werden auf
eigene Faust versuchen, das Ding zu

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