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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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ansonsten Smalltalk aus dem Weg gehe, grüßte ich
freundlich, machte eine wohlerzogene Bemerkung über das Wetter und fragte nach
Kaffee, nicht ohne einfließen zu lassen, dass er mir das letzte Mal wunderbar
geschmeckt hatte. All das nur, um die gute Frau reden zu hören. Aber wie immer
hatte auch hier der Teufel seinen schlechten Samen in der Herrlichkeit der
Schöpfung versteckt, denn Form und Inhalt stimmten nicht zusammen. Die Schönheit
der Sprache konnte bei Frau Chmelar nicht die Dürftigkeit an Sinn verbergen, da
ihr Geist offenbar nicht mit ihren Sprechwerkzeugen mithalten konnte.
    Hätte ich nur nicht meiner Gier nachgegeben, so hätte ich bis an
mein Lebensende in einer wunderbaren Illusion leben können, aber ich wollte es
wissen und nun wusste ich. Genau wie damals am Baum der Erkenntnis, brachte
auch mir das Wissen kein Glück. Die schönen Worte waren mir im Mund zu Asche
zerfallen, nun konnte ich Hoffmannsthal nachfühlen. Enttäuscht trat ich bei
Dittrich ein.
    Er saß in seinem Stuhl und sprang auf, als er meiner ansichtig
wurde. Mit drei schnellen Schritten war er bei mir und schüttelte mir die Hand.
Jovial begrüßte er mich und forderte mich auf, Platz zu nehmen. Eine strenge
Whiskyfahne begrüßte mich. Seine Augen glühten und die Backen glänzten rot. In
der Linken hielt er ein Glas, das fast leer war. Als wir uns gesetzt hatten,
war es wieder voll. Noch bevor wir zu Wort kommen konnten, war mein Kaffee
serviert und ich kostete von dem dampfenden Heißgetränk. Ich hatte seit beinahe
24 Stunden nichts mehr gegessen, der starke Kaffee auf leerem Magen fühlte sich
seltsam an. Aber er blieb unten und versetzte mich in koffeininduzierte
Euphorie.
    »Also, reden wir über den Preis«, platzte Dittrich heraus, er
konnte seine Nerven offenbar nicht mehr im Zaum halten.
    »Gerne. Aber zuerst reden wir vom Organisatorischen, wenn Sie
einverstanden sind.«
    »Sicherlich. Wie haben Sie sich die monetären Konditionen
vorgestellt?«
    »Wir wollen in bar bezahlt werden, natürlich in Euro.«
    »Dollar wären ein schlechter Witz.«
    »Genau. Außerdem sollte heute alles über die Bühne gehen.«
    »Gut.«
    »Sie haben Bargeld in ausreichender Menge zur Verfügung? An einem
Sonntag?«
    »Sicherlich.«
    »Nicht, dass ich Ihnen nicht vertraute, aber manchmal geschehen in
der Aufregung Fehler, und das wollen wir doch beide vermeiden.«
    »Da stimme ich Ihnen zu.«
    Dittrich rutschte auf dem Stuhl herum wie ein Kind zu Weihnachten.
Er hielt es kaum noch aus. »Also, was verlangen Sie nun?«
    »Wir verkaufen zum Schnäppchenpreis von
200.000 Euro.«
    »Damit habe ich gerechnet.« Er atmete sichtlich auf. »Sie hätten
durchaus mehr verlangen können.«
    »Natürlich. Verlangen kann man, was man will, die Frage ist nur,
was bezahlt werden wird. Außerdem scheint es mir bei so einem delikaten
Geschäft besser zu sein, ein für beide Seiten erfreuliches Ergebnis zu
erzielen, als dem Partner das Weiße aus den Augen zu pressen.«
    »Und dadurch Unstimmigkeiten hervorzurufen.«
    »Genau. Das können wir uns nicht leisten und Sie sich sicherlich
auch nicht. Bei einer solchen Materie muss man die Vernunft über die Gier
siegen lassen, sonst stehen zum Schluss alle mit leeren Händen da.«
    Dittrich nickte, während er aus seinem Glas
trank. Offenbar hatte er mit einer wahnwitzigen Forderung unsererseits
gerechnet und war nun erleichtert. Offen gestanden war ich es auch, die letzte
vergleichbare Auktion unter Privatpersonen hatte bei Sotheby’s nicht einmal
100.000 Euro gebracht. Ich hatte hoch gepokert und gewonnen. Entweder wusste
das Dittrich nicht, oder die Besitzergier war stärker als sein kaufmännisches
Urteil. Solange er zahlte, konnte es mir gleich sein.
    »Wo wird das alles stattfinden?«
    »Die Wahl liegt bei Ihnen. Entweder hier oder im Lainzer
Tiergarten, im Jagdpavillon. Das läge schon mehr auf Ihrem Nachhauseweg.«
    »Ich kann der Idee nichts abgewinnen, 200.000 Euro zu Fuß durch
einen Park zu transportieren. Ich denke, wir erledigen das hier in meinem
Büro.«
    »Soll mir recht sein. In dem Fall sind wir fertig für jetzt. Ich
werde meinen Partner aufsuchen und das Weitere in die Wege leiten.«
    »Sehr gut.«
    Ich trank noch meinen Kaffee aus, schüttelte seine Hand und begab
mich nach draußen. Alles war gut gelaufen, ich fühlte mich 10 Jahre jünger und
20 Kilo leichter.
    Unten, in der Kim Il Sungs Mausoleum nachempfundenen
Eingangshalle, kramte

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