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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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nicht so
schäbig und dreckig wie bei mir. Hätte doch Polizist werden sollen.«
    »Die Sprüche werden Ihnen schon noch vergehen.«
    »Sie haben sich nämlich halstief in die
Scheiße geritten.«
    »Bevor Sie uns nicht ein paar brauchbare Antworten geben …«,
    »… gehen Sie sicherlich nicht mehr nach Hause.«
    »Wir haben da ein paar Zimmer im Gebäude, die sind noch schöner
als unser Büro.«
    Die Katze setzte mit dem fast ausgerauchten Tschik einen neuen in
Brand und ließ den immer noch glimmenden Rest des ersten einfach in den
Aschenbecher fallen, wo bereits Dutzende Vorgängergenerationen ihre letzte
Ruhestätte gefunden hatten. Mit qualmender Zigarette im Mundwinkel nahm er die
Brille ab und reinigte die fettverschmierten Gläser mit einem zerknautschten
Taschentuch. Langsam und genüsslich. Es schien, als wolle er gar nicht mehr
aufhören. Endlich setzte er die Brille wieder auf die Nase.
    Der Fuchs hatte sich inzwischen hinter den großen Schreibtisch
geklemmt und versuchte, ein intelligentes, investigatives Gesicht zu machen.
Gelang ihm aber nicht.
    »Was hatten Sie in der Wohnung des Ermordeten zu suchen?«
    »Ich hatte mit ihm einen Termin fixiert, er war Kunsthändler und
ich wollte ihm ein Bild verkaufen.«
    »Was denn?«
    »Einen Wildgau.«
    »Was haben wir uns darunter vorzustellen?«
    »Maler des österreichischen Biedermeier, eigentlich eher
unbedeutend, aber für Sammler durchaus interessant.«
    »Wie sind Sie zu dem Bild gekommen?«
    »Ererbt, von einem verstorbenen Verwandten.«
    »Und warum wollen Sie es verkaufen?«
    »Weil ich bettelarm bin. Vermögensklasse Kirchenmaus, Status
Hungerleider.«
    »Was bringt so ein, wie hieß der noch gleich?«
    »Wildgau. Ein Kunsthändler kann dafür durchaus ein paar schöne
Dreinuller rausholen. Für mich blieben davon vielleicht zweieinhalb übrig.
Würde für ein paar Monate helfen, das Budget zu strecken.«
    »Wie sind Sie auf Herrn Mihailovic gekommen?«
    »Ein guter Bekannter arbeitet im Dorotheum. Den hab ich gefragt
und der hat mir daraufhin den Mihailovic genannt.«
    Katze und Fuchs blickten sich lange an. Schließlich fragte die
Katze weiter. »Wie kommt’s, dass Sie aber kein Bild dabei hatten, wenn Sie
Mihailovic doch eines verkaufen wollten?«
    »Oder ist das auch verschwunden? So unter dem Stichwort ›Zufall‹,
das bei Ihnen so hoch im Kurs steht?«
    »Ich wollte nur die Nase in den Wind stecken. Schauen, wie der
Mihailovic so drauf ist. Das Bild hätte ich bei einem zweiten Termin gegen Geld
getauscht.«
    »Wo befindet sich das Bild jetzt?«
    »Bei mir zu Hause an der Wand.« Ich bluffte. Das Einzige, das man
bei mir zu Hause an der Wand finden konnte, war Schimmel.
    Die beiden nickten. »Das lässt sich nachprüfen, Linder.«
    »Und das werden wir auch, verlassen Sie sich drauf.«
    »Den Durchsuchungsbeschluss haben wir beantragt. Der geht auch
sicher durch, vielleicht aber erst morgen.«
    »Dann haben wir Sie bei einer Falschaussage erwischt.«
    Synchron nickten die beiden gewichtig mit den Köpfen. »Sparen Sie
uns und Ihnen doch die Zeit. Wir wissen alle drei, dass es das Bild,
zumindestens in Ihrem Besitz, nicht gibt.«
    »Sie waren wegen der Slupetzkysache dort.«
    »Die beiden waren nämlich beste Kumpel.«
    »Haben zusammengearbeitet, vor allem nach Russland.«
    Der Fuchs bückte sich und kramte was aus
einem Plastiksack heraus. Es war eingeschweißt und mit einem Zettel versehen.
Er warf es mir zu. Da meine Hände noch immer in den Handschellen hinter meinem
Rücken steckten, war nichts mit fangen. So konnte ich nur den Kopf zur Seite
drehen. Mit den gefesselten Händen verhakte ich mich aber irgendwie in der
Lehne, blieb stecken und bekam den Kopf nicht mehr aus der Wurfbahn. Das
Verzeichnis russischer Ikonen, das ich das erste Mal bei Mihailovic bewundert
hatte, krachte mir voll ins Gesicht. Das Buch fiel mit einem lauten Knall zu
Boden.
    »Das ist ein Beweismittel, Linder.«
    »Das könnte man fast als Versuch einer illegalen Beweisvernichtung
ansehen.« Ein Grinsen schlich über zwei Gesichter.
    »Außerdem, Sie als Phildingsbums sollten doch besser mit Büchern
umgehen, als sie einfach auf den Boden fallen zu lassen.«
    Mit der Zeit schloss ich die beiden wirklich in mein Herz. So wie in der Textzeile von
LG Petrov: ›My heart is like a graveyard, they’re dying to get in.‹ Na ja, Polizistenmord hatte ich nicht wirklich im Sinn.
    Die Katze hob den Lasarew auf und hielt ihn mir

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