Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
Vom Netzwerk:
willst, kannst du danach noch immer deinen Zorn an
mir auslassen. Wenn du’s jetzt tust, dann …«, den Schluss ließ ich in der Luft
hängen.
    »Was dann?«
    »Ich hab jetzt eine Versicherung. Der Russe glaubt, ich hab den
Papyrus in der Hand. Wer mir jetzt was tut, der ist in seinen Augen
Hauptverdächtiger.«
    Bender stützte wieder den Kopf auf seine Hand und nickte
bedächtig.
    »Gut, schließen wir einen Waffenstillstand, solange die Russen da
sind. Danach sehen wir weiter.«
    »Also, Bender, was kannst du mir sagen?«
    »Nur das, nach dem du fragst, Kleiner.«
    »Ich habe nur zwei Fragen.«
    »Gut, schieß los. Ich hoffe, es sind die richtigen und du weißt
danach, wo das Papierl ist.«
    »Es gibt immer Unbekannte, Bender, und darum ist alles möglich.
Also, zuerst zum Unbekannten. Der Spieler, der die Kunstwerke als Sicherheit
gegeben hat, war ein Russe, stimmt’s?«
    »Genau. Ein junger Blödkopf, er war mit seiner Freundin da,
übrigens eine Österreicherin. Seltsam, da haben die Russen die schönsten Frauen
der Welt daheim und der sucht sich irgendeine Zicke aus Döbling oder Grinzing
aus.«
    »Zweitens, wer hat die Sachen gekauft?«
    »Das kann ich nicht genau sagen, weil der Serbe sie aufgeteilt und
über ein Jahr hinweg oder sogar noch länger verkauft hat. Aber irgendwo müssen
sich ja jetzt bei ihm die Unterlagen finden.«
    »Die findet momentan nur die Polizei und solange der Fall nicht
abgeschlossen ist, bleiben sie unter Verschluss und nützen uns somit auch
nichts mehr. Wie könnten wir an die Käufer kommen?«
    »Das ist jetzt eine dritte Frage, und ich würde sie dir auch
beantworten, wenn ich’s wüsste. Hast du keine Ahnung, wer es sein könnte?«
    »Doch schon, allerdings liegt zwischen Wissen und Glauben ein
feiner, aber bedeutsamer Unterschied. Könnte es sein, dass Laura was weiß?«
    »Unsere Anwältin, mit der du ein Gschpusi hast?«
    »Genau die.«
    »Vielleicht, hast du sie noch nicht gefragt?«
    »Doch, aber sie wollte nichts sagen.«
    »Braves Mädchen!«
    »Kannst du ihr nicht auftragen, dass, wenn sie es weiß, sie es mir
sagen soll?«
    »In solche Sachen mische ich mich nicht gerne ein«, Bender lachte
fast ein wenig, »aber ich werde schauen, was sich machen lässt.«
    Wir saßen noch ein bisschen unter den kahlen Bäumen und froren.
Dann machte Bender eine Handbewegung und ich war entlassen. Er blieb sitzen,
während Fred weiterhin hinter ihm stand, starr wie eine Statue.
    Ich ging hinunter zum Schloss, unten aber bog ich rechts ab und
ging an der Orangerie vorbei zum Meidlinger Tor. Ich war noch gar nicht
draußen, als das Telefon läutete. Ich fischte es heraus und nahm ab.
    »Hi, Doktor.«
    Es war Mike. Wie immer hörte ich im Hintergrund das Brummen seines
Pontiac.
    »Servus, was ist los?«
    »Ich hab ein paar Bier dabei und wollte mit dir reden.«
    »Ah so, wegen was?«
    »Na ja, weil es mir halt leid tut, war ein Blödsinn, dich zu
verpfeifen.«
    »Denk ich auch. Und jetzt stehen dir die großen Viecher auf den
Zehen und du willst, dass ich dir damit helfe.«
    Mike schnaufte tief durch. »Genau.«
    »Also gut, ich bin am Meidlinger Tor, komm
mich holen.«
    »Bin in fünf Minuten da.« Bevor er auflegte, hörte ich im
Hintergrund den Motor aufheulen und die Reifen quietschen. Dann wartete ich.
     

V
    Wir
saßen in Mikes Wagen und fuhren unter der Westbahn hindurch Richtung
Felberstraße. Mike war mitten in seiner Beichte. »Na ja, und vor drei Tagen, da
hams vorbeigschaut bei mir.«
    »Du meinst die Russen.«
    »Genau.«
    Mike trug noch die Zeichen ihrer Freundschaft für alle sichtbar
mit sich herum. Ich fand, dass ich da besser ausgestiegen war. »Was wollten sie
denn?«
    »Wegen der Slupetzkysache hoit, und i hab ihnen gsagt, was ich
gwusst hab.«
    »Von was denn?«
    »Stöll di net bleder, alsd bist, wegen die Computer halt.«
    »Was wollten’s denn genau wissen?«
    »Den Partner vom Slupo beim Flughafen.«
    »Und das hast du ihnen verraten?«
    »Sicher, i bin ja net bled.«
    »Da wär ich mir nicht so sicher.«
    »Warum?«
    »Passt schon. Aber sag, wollten die auch was wegen der
Kunstsache?«
    »Wegen dem haben’s mich auch gfragt.«
    »Was hast du da geantwortet?«
    »Hmm, dass i net vül waß davon.«
    »Und das haben sie dir geglaubt?«
    »Na, net wirklich.«
    »Und dann?«
    »Hob i eana vom Serben dazöhlt, dem bei der Stadthalle.«
    »Der kurz darauf mitsamt seiner Frau einer letalen Dosis
Schwermetall ausgesetzt wurde.

Weitere Kostenlose Bücher