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Papilio Mariposa

Papilio Mariposa

Titel: Papilio Mariposa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oswald Levett
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für überraschenden Szenenwechsel.
    Ich schrieb damals an einem Roman und widmete
dieser Arbeit jeden Augenblick meiner berufsfreien
Zeit. Es war Frühling geworden. Ich fuhr hinaus in den
Prater, um dort meinem künstlerischen Plane nachzuhängen.
    Die Arbeit schritt erfolgreich vorwärts; eine langwährende
Stockung war glücklich überwunden. Der
Quell der Erfindung, der schon versiegt schien, begann
wiederum zu fließen. Neue Ideen nahten sich, beglückend.
    Versunken in meine Gedanken, war ich vom breiten
Wege abgekommen in die buschbestandenen Auen.
Als ich unversehens aufblickte, sah ich wenige Schritte
vor mir Margoschenes.
    Er stand da auf der blumenübersäten Wiese wie festgebannt
und blickte auf einen blühenden Baum. Feierliche
Sammlung, Ergriffenheit, Entzücken leuchteten
in unsagbarer Hoheit aus dem entrückten Glanze seiner
Augen.
    Mich durchzuckte freudige Genugtuung. Also hatte
ich mich doch nicht getäuscht in ihm. Er war der
Mensch, für den ich ihn stets hielt, der außerordentliche.
    Im schmutzigen Gewühl der Menschen wurde er
verspottet und getreten; aber in der unentweihten Stille
der Natur, hier offenbarte er sein wahres Wesen, ein
heimlicher Herrscher.
    Als ich auf ihn zutrat, schreckte er empor mit einer
unwilligen Gebärde. Doch als er mich erkannte,
streckte er mir freudig überrascht die Hand entgegen:
»Das nenne ich eine merkwürdige Begegnung.«
    »Auch ich. Ich habe Sie schon oft gesehen. Es war
aber immer nur der äußere Rahmen, den ich zu sehen
bekam, nicht das Bild selbst. Sie beschäftigen sich
doch sicherlich mit geistigen Dingen. Woran arbeiten
Sie eigentlich? Ich nehme unsere jetzige Begegnung als
einen Wink des Schicksals. Wir werden uns endlich
einmal sehen müssen, ohne es dem bloßen Zufall zudanken. Besuchen Sie mich doch. Da werden Sie mir
erzählen, was Sie eigentlich treiben, was Ihr Lebensplan
ist.«
    Er nahm an, mit freudigem Danke.

    M onate verstrichen, da überreichte
mir eines Tages mein Diener eine Visitenkarte.
Darauf stand: PAPILIO MARIPOSA.
Meine Sprechstunde war zu Ende, ich ließ den also
Angekündigten eintreten. Es war Margoschenes.
    »Also Sie sind es«, rief ich ihm belustigt entgegen.
»Darauf habe ich freilich nicht verfallen können. Übrigens
ist es sehr vernünftig, daß Sie diesen unmöglichen
Namen, der Ihnen doch auf Schritt und Tritt im Wege
stehen mußte, weggeworfen haben.
    Aber warum gerade MARIPOSA? Nun ja, der Anklang Mar goschenes, Mar iposa. Das ist dieselbe Metamorphose,
die aus den bescheidenen Raupen Kohn
und Pollak die bunten Schmetterlinge Colbert und
Possart macht. Apropos Schmetterling. Sie wissen
doch, daß Mariposa auf spanisch Schmetterling heißt?
    Und nun sagen Sie, warum haben Sie da als Vornamen
— wenn man so sagen darf — Papilio gewählt? Papilio
heißt doch auf Lateinisch auch Schmetterling.
Warum dieser doppelte Schmetterling? Ist Ihnen so
federleicht zumute, oder wollen Sie die Damen vor
Ihrer Flatterhaftigkeit warnen?« Und ich beschaute mir
sein kümmerliches Äußeres, das auf diese Frage eine
trübselige Antwort gab.
    Aber mit diesem Scherz war ich zu weit gegangen.Ich biß mir auf die Lippen und sagte: »Verzeihen Sie
diesen dummen Witz. Ich frage da nach Dingen, die
mich gar nichts angehen. Erzählen Sie mir lieber, wie
es Ihnen seit jener Kriegsgerichtsverhandlung ergangen
ist.«
    Ich führte ihn in die gemütliche Ecke beim Kamin,
holte Wein und Zigarren, und er begann zu erzählen in
seiner einfachen und doch wirksamen Art.
    Das Urteil war damals vom General nicht bestätigt
worden. Infolge meiner plötzlichen Erkrankung wurde
es ihm erst am zweiten Tag nach der Verhandlung vorgelegt.
(Bekanntlich muß ein standrechtliches Verfahren
innerhalb dreier Tage beendigt werden.) Der Divisionär
schäumte vor Wut und befahl die sofortige Anordnung
einer neuerlichen Standrechtsverhandlung,
welche noch in den Abendstunden desselben Tages
durchgeführt wurde.
    Diesmal wäre er bestimmt zum Tode verurteilt worden,
wenn nicht mitten während der Verhandlung
schweres feindliches Artilleriefeuer eingesetzt und das
Korpskommando den Befehl zum sofortigen Rückzug
erteilt hätte.
    Unter furchtbaren Strapazen, halb tot vor Erschöpfung
und infolge der Ruhr, woran er erkrankt war,
langte er endlich in Wien an.
    Nach seiner Genesung nahm er seine naturwissenschaftlichen
Studien wieder auf. Was er gerade
brauchte, um nicht zu verhungern, verdiente er durch
Schreibarbeiten, Botengänge, Zeitungsaustragen; wenn
er Glück

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