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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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möchte ich einen sehr starken Drehbohrer mit drei Geschwindigkeiten und sechs Feuerzeugdochte. Zwei zu einem halben, zwei zu einem, zwei zu eineinhalb Zentimeter.«
    »Ich habe kein Geld, um sie zu kaufen.«
    »Hier sind fünfhundert Pesos.«
    »Morgen, Dienstag, ist um ein Uhr Wachablöse. Bereite die zweitausend Pesos vor.«
    Dienstag Punkt eins habe ich alles in dem leeren papierenen Mülleimer im Hof, der bei jeder Wachablöse ausgeleert wird. Pablo, der stämmige Kolumbier, holt die Sachen und versteckt sie.
    Donnerstag, den Sechsundzwanzigsten kommt Joseph nicht. Gegen Ende der Besuchszeit werde ich gerufen. Statt Joseph steht ein alter runzeliger Franzose da. »In diesem Brotlaib findest du alles, was du verlangt hast.«
    »Hier, die zweitausend Pesos für das Taxi. Täglich fünfhundert.«
    »Der Taxichauffeur ist ein alter Peruaner, er weiß alles. Mach dir keine Sorgen. Ciao.«
    »Ciao.«
    In einer großen Papiertüte, damit das Brot nicht zu sehr auffällt, haben sie mir Zigaretten, Streichhölzer, geräucherte Würstchen, eine Wurst, ein Paket Butter und ein Fläschchen schwarzes Öl geschickt. Während der Posten an der Tür die Tüte durchsucht, stecke ich ihm eine Packung Zigaretten, Streichhölzer und zwei Würstchen zu.
    »Gib mir ein Stück Brot«, sagt er.
    Das fehlt gerade!
    »Nein, das Brot kauf dir. Hier hast du fünf Pesos, denn das Brot reicht für uns sechs nicht.«
    Puh! Dem bin ich glücklich entwischt! Was für eine Idee auch, dem Kerl da Würstchen anzubieten! Der Schubkarren entfernt sich rasch von dem lästigen Posten. Ich bin so perplex über seine Bitte um Brot, daß mir der Schweiß herunterläuft.
    »Morgen ist Feuerwerk. Alles ist da, Pablo. Wir müssen das Loch genau unter dem vorspringenden Turm machen. Dort kann der Flic dich von oben nicht sehen.«
    »Aber er hat auch noch Ohren.«
    »Ist mit eingeplant. Früh um zehn liegt diese Seite des Hofes im Dunkeln. Es braucht sich nur einer von den Kupferarbeitern ein paar Meter von uns deutlich sichtbar an die Wand zu stellen, sein Kupfer zu hämmern und an die Mauer zu schlagen. Wenn es zwei sind, um so besser. Ich werde jedem von ihnen fünfhundert Pesos geben. Such dir zwei Männer.«
    Er geht und wählt die Männer aus.
    »Zwei Freunde von mir werden unentwegt Kupfer hämmern. Der Posten wird den Lärm des Bohrers nicht heraushören. Nur du, in deinem Schubkarren, wirst dich etwas außerhalb des Vorsprungs aufstellen und mit den Franzosen unterhalten müssen. Das wird mich vor den Blicken des Postens an der anderen Ecke schützen.«
    Nach einer Stunde ist das Loch gebohrt. Dank der Hammerschläge auf das Kupfer und dank des Öls, das ein Helfer unentwegt auf den Bohrer schüttet, ahnt der Posten nichts. Die Patrone ist in dem Loch versenkt, der Auslöser zwanzig Zentimeter vom Docht weg angebracht. Wir ziehen uns zurück. Wenn alles gutgeht, wird bei der Explosion ein Loch entstehen, der Posten wird mit dem Wachthaus einstürzen, und ich werde durch das Loch auf Pablos Schultern das Taxi erreichen. Alles andere wird sich ergeben. Clousiot und Maturette, die nach uns hinauswollen, werden schneller beim Taxi sein als ich.
    Knapp vor dem Zünden verständigt Pablo eine Gruppe Kolumbier.
    »Wenn ihr fliehen wollt, in wenigen Minuten wird hier ein Loch in der Mauer sein.«
    Das ist gut, denn die Polizisten werden gelaufen kommen und auf die letzten zielen.
    Wir legen das Feuer. Eine teuflische Explosion läßt das ganze Viertel erzittern. Das Wachttürmchen mit dem Posten ist programmgemäß eingestürzt. Die Mauer hat überall breite Risse, so daß man die Straße auf der anderen Seite sieht, aber keine der Öffnungen ist breit genug, daß man durchkönnte. Keine ausreichende Bresche ist entstanden, und erst in diesem Moment wird mir bewußt, daß ich verloren bin. Es ist wohl meine Bestimmung, nach Cayenne zurückzukehren.
    Der Tuivult, der dieser Explosion folgt, ist unbeschreiblich. Mehr als fünfzig Polizisten galoppieren im Hof herum. Don Gregorio weiß, was gespielt wurde.
»Bueno,
Franzose«, sagt er, »aber diesmal ist es das letztemal, glaube ich.«
    Der Chef der Garnison rast. Er will einen Verletzten, der auf einem Schubkarren liegt, nicht prügeln lassen, und um den andern keinen Verdruß zu bereiten, erkläre ich frei heraus, daß ich alles selbst und ganz allein gemacht habe. Sechs Posten an der gespaltenen Mauer, sechs im Gefängnishof, sechs draußen auf der Straße werden permanent Wache halten, bis die Maurer den

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