Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
Vom Netzwerk:
Franzose. Nicht wegen der zehntausend Pesos, sondern weil es mir leid tut, mit anzusehen, wie du vergeblich um deine Freiheit kämpfst. Nur glaube ich nicht, daß sie dich im Spital behalten werden, wegen des Zeitungsartikels. Sie werden Angst haben.«
    Eine Stunde später schickt mich der Arzt ins Spital. Ich werde von Krankenpflegern auf einer Bahre getragen und kehre zwei Stunden später nach einer gründlichen Untersuchung mit Urinüberprüfung auf der Bahre ins Gefängnis zurück.
    Es ist der Neunzehnte, ein Donnerstag. Annie, Josephs Frau, kommt mich mit der Gattin eines Korsen besuchen. Sie bringen mir Zigaretten und ein paar Süßigkeiten und bereiten mir mit ihren herzlichen Worten eine wahre Wohltat. Ihre Geschenke und der Beweis ihrer Freundschaft lassen den bitteren Tag in einen sonnigen Nachmittag ausklingen. Ich kann gar nicht sagen, was die Solidarität dieser Halbweltleute während meines Aufenthalts im Gefängnis »80« an mir Gutes getan hat, noch wieviel Dank ich Joseph Dega schulde, der seine Freiheit und seine Existenz aufs Spiel setzte, um mir zur Flucht zu verhelfen.
    Aber ein Wort von Frau Annie bringt mich auf eine Idee.
    »Mein lieber Papillon«, sagt sie, »Sie haben alles getan, was menschenmöglich ist, um Ihre Freiheit wiederzuerlangen. Das Schicksal ist sehr grausam gegen Sie gewesen. Es bleibt kaum noch etwas anderes übrig, als dieses ›80‹ in die Luft zu sprengen.«
    Und warum nicht? Warum sollte ich das alte Gefängnis nicht in die Luft sprengen? Ich würde den Kolumbiern nur einen Dienst erweisen. Wenn ich es sprenge, entschließen sie sich vielleicht dazu, ein neues, hygienischeres zu bauen?
    Ich umarme die charmanten jungen Frauen, von denen ich mich für immer verabschiede, und sage zu Annie:
    »Richte Joseph aus, er soll mich am Sonntag besuchen.«
    Am Sonntag, dem Zweiundzwanzigsten, ist Joseph da.
    »Hör zu, tu das Unmögliche und laß mir Donnerstag eine Dynamitpatrone, einen Auslöser und ein Bickfordkabel bringen. Ich selber werde alles Nötige veranlassen, um zu einem Drehbohrer und zu drei Feuerzeugdochten zu kommen.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich werde mitten am Tag die Gefängnismauer sprengen. Du kannst fünftausend Pesos für ein getarntes Taxi versprechen. Es soll täglich zwischen acht Uhr früh und sechs Uhr abends in der Straße hinter der Medellinstraße warten. Der Mann bekommt, wenn nichts geschieht, fünfhundert Pesos, und wenn etwas geschieht, fünftausend. Durch die Öffnung, die durch das Dynamit in der Mauer entsteht, möchte ich auf dem Rücken eines kräftigen Kolumbiers zu dem Taxi getragen werden. Wenn das mit dem Taxi klappt, schick mir die Patrone. Klappt es nicht, dann ist es das absolute Ende für mich, dann gibt es keine Hoffnung mehr.«
    »Zähle auf mich«, sagt Joseph Dega.
    Um fünf Uhr sage ich, daß ich allein in der Kapelle beten will. Man bringt mich hin, und ich bitte, daß Don Gregorio zu mir kommen möge. Er kommt.
    »Es sind nur noch acht Tage,
hombre,
dann wirst du mich verlassen«, sagt er.
    »Und deshalb habe ich Sie auch hierher gebeten. Sie haben noch fünfzehntausend Pesos von mir. Ich möchte sie, bevor ich wegfahre, meinem Freund übergeben, damit er sie meiner Familie schickt. Behalten Sie davon dreitausend für sich, ich gebe sie Ihnen von ganzem Herzen, weil Sie mich immer vor schlechter Behandlung bewahrt haben. Sie würden mir einen Dienst erweisen, wenn Sie sie mir noch heute in einer Papierschleife bringen würden, damit ich sie meinem Freund am Donnerstag fix und fertig einhändigen kann.«
    »Selbstverständlich.«
    Er kommt wieder und gibt mir, in Bündeln zu zweitausend, zwölftausend Pesos. Dreitausend behält er für sich.
    Wieder auf meinem Schubkarren, rufe ich den Kolumbier, der schon beim letztenmal mit mir fort wollte, in einen einsamen Winkel. Ich teile ihm meinen Plan mit und frage ihn, ob er sich imstande fühlt, mich auf den Schultern zwanzig bis dreißig Meter weit zu einem Taxi zu schleppen. Er verpflichtet sich dazu. Von dieser Seite klappt es also. Ich handle, als ob ich mit Josephs Taxi und den verlangten Sachen bereits sicher rechnen könnte. Montag lasse ich mich sehr früh in den Waschraum führen, und Maturette, der mit Clousiot abwechselnd meinen Schubkarren schiebt, geht den Sergeanten holen, dem ich die dreitausend Pesos gegeben habe und der mich beim letzten Fluchtversuch so wild geschlagen hat.
    »Ich muß mit Ihnen reden, Sergeant Lopez.«
    »Was wollen Sie?«
    »Für zweitausend Pesos

Weitere Kostenlose Bücher