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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Zerstreuungen haben.
    »Der Verletzte ist Papillon«, höre ich sie sagen. »Der dort ist Clousiot, und das Maturette…«
    Im Straflager stehen sechshundert Mann in Gruppen vor ihrer Baracke angetreten. Neben jeder Gruppe Aufseher. Der erste, den ich wiedererkenne, ist Francois Sierra. Er weint, ohne es vor den andern zu verbergen. Er sitzt in einem Fenster des Spitals und schaut mich an. Man spürt, daß sein Schmerz echt ist.
    In der Mitte des Lagers halten wir. Der Gefängniskommandant nimmt das Sprachrohr.
    »Deportierte, Sie sehen, wie sinnlos es ist, zu fliehen. Sie werden in allen Ländern verhaftet und an Frankreich ausgeliefert. Niemand will etwas mit Ihnen zu tun haben. Darum ist es besser, ruhig hier zu bleiben und sich gut zu führen … Was erwartet die Männer? Eine schwere Bestrafung. Sie werden in das Zuchthaus auf Saint-Joseph gebracht und für den Rest ihrer Strafe lebenslänglich auf den lies du Salut interniert. Das haben sie als Entsprungene verdient. Ich hoffe, Sie haben verstanden. Aufseher, führen Sie die Männer ins Strafquartier.«
    Wenige Minuten später befinden wir uns in einer Sonderzelle der streng überwachten Abteilung. Ich bitte gleich nach der Ankunft darum, daß meine Füße, die noch sehr dick geschwollen sind, behandelt werden.
    Clousiot sagt, daß ihm der Gipsverband Schmerzen verursacht. Wir versuchen alles… Wenn sie uns nur ins Spital schicken wollten! Francois Sierra kommt mit seinem Aufseher.
    »Da ist der Krankenwärter«, sagt der Posten.
    »Wie geht’s dir, Papi?«
    »Ich bin krank, ich will ins Spital.«
    »Ich werde versuchen, dich dort unterzubringen, aber nach allem, was du dort aufgeführt hast, wird das fast unmöglich sein. Für Clousiot gilt das gleiche.«
    Er massiert mir die Füße, legt mir eine Salbe auf, untersucht Clousiots Gipsverband und geht wieder. Wir konnten wegen der Posten nicht offen miteinander reden, aber der Blick des Krankenwärters drückte so viel Güte aus, daß ich ganz gerührt war.
    »Nein, es ist nichts zu machen«, sagt er mir am nächsten Tag während einer zweiten Massage. »Soll ich dich in einen Gemeinschaftssaal legen lassen? Legt man dir nachts Eisen an die Füße?«
    »Ja.«
    »Dann ist es besser, du gehst in den Gemeinschaftssaal. Man wird dir dort zwar auch Eisen anlegen, aber du bist wenigstens nicht allein. Und jetzt isoliert bleiben muß schrecklich für dich sein.«
    »Allerdings.«
    Ja, die Isolierung ist augenblicklich schwerer zu ertragen als je. Ich bin in einem geistigen Zustand, daß ich nicht einmal die Augen zu schließen brauche, um sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart umherzuvagabundieren. Und da ich nicht gehen kann, ist die Einzelhaft um so schlimmer für mich.
    So bin ich also tatsächlich wieder auf dem Weg in die Hölle angelangt! Aber es ist mir gelungen, diesen Weg einmal zu verlassen und über das Meer in die Freiheit zu fliehen, der Freude entgegen, ein Mensch sein zu dürfen, der Rache entgegen, die ich zu vollführen gedachte. Die Schuld dieses Dreigespanns: Polein, die Polizisten und der Staatsanwalt, die darf ich nicht vergessen. Den Koffer, den brauche ich gar nicht den Justizwachebeamten am To r zu übergeben! Ich werde selbst, als Angestellter der Schlafwagengesellschaft verkleidet, kommen, mit der dazugehörigen Kappe auf dem Kopf. Der Koffer wird ein großes Etikett haben:
    »Divisionskommissar Benoit, 36, Quai des Orfevres, Paris (Seine)«. Ich werde den Koffer selbst in den Rapportsaal hinauftragen, und da der Auslöser so eingestellt sein wird, daß er erst funktioniert, wenn ich wieder weg bin, kann es nicht schiefgehen. Ein Bleigewicht fällt mir vom Herzen, nachdem ich diese Lösung gefunden habe. Und was den Staatsanwalt angeht, so habe ich Zeit, ihm die Zunge herauszureißen, ich weiß zwar noch nicht, wie. Aber daß ich es tun werde, ist ausgemacht. Ich werde sie ihm zerfetzen, seine schändliche Zunge!
    Augenblicklich ist das erste Ziel: die Behandlung meiner Füße. Ich muß so schnell wie möglich wieder gehen können. Ich brauche erst in drei Monaten vor Gericht zu erscheinen, und während dreier Monate kann viel geschehen. Einen Monat, um wieder gehen zu können, einen, um alles vorzubereiten, und dann gute Nacht, meine Herren! Richtung Britisch-Honduras. Diesmal aber wird mir niemand dazwischenfunken.
    Gestern, drei Tage nach unserer Ankunft, hat man mich in den Gemeinschaftssaal getragen. Vierzig Mann warten hier die Entscheidungen des Kriegsgerichtes ab. Sie

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