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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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waren die beiden zu sehr in Wut.«
    »Ja, das ist möglich, aber jetzt werden Sie nicht mehr den Büffel führen, das habe ich Ihnen schon gesagt.
    Übrigens wird man ihn Sonntag früh schlachten, dann gibt’s Fleisch für die Sträflinge.«
    »Das werden Sie nicht tun.«
    »Nicht Sie werden mich daran hindern.«
    »Nein, aber der Kommandant. Und wenn das nicht genügt, Doktor Germain Guibert, um dessen Intervention ich bitten werde, um Brutus zu retten.«
    »Auf was hinauf mischen Sie sich ein?«
    »Weil es mich angeht. Den Büffel habe ich geführt, und er ist mein Kumpan.«
    »Ihr Kumpan? Ein Büffel? Wollen Sie mich hochnehmen?«
    »Hören Sie, Herr Angosti, wollen Sie mich nicht ausreden lassen?«
    »Lassen Sie ihn die Verteidigungsrede für seinen Büffel halten«, sagt der Kommandant.
    »Nun gut, sprechen Sie.«
    »Glauben Sie, Herr Angosti, daß Tiere miteinander sprechen können?«
    »Warum nicht? Wenn sie sich etwas mitzuteilen haben.«
    »Brutus und Danton sind übereingekommen, ein Duell auszufechten.«
    Und ich berichte wiederum alles, von Anfang bis Ende.
    »Zum Teufel nochmal«, sagt der Korse, »Sie sind ein komischer Kerl, Papillon. Machen Sie sich das mit Brutus aus, daß ihn niemand retten wird, wenn er noch einmal einen umbringt, nicht einmal der Kommandant. Ich mache Sie wieder zum Büffelführer. Sorgen Sie dafür, daß Brutus arbeitet.«
    Zwei Tage später, der Karren wurde in der Werkstatt wieder instand gesetzt, nahm Brutus in Begleitung seiner Gattin Marguerite wieder den täglichen Meerwassertransport auf. Und wenn wir an der Stelle ankamen, wo er sich auszuruhen pflegte, und ich den Karren fest verankert hatte, dann sagte ich ihm: »Wo ist Danton, Brutus?« Dann riß das riesige Urtier mit einem einzigen Ruck den Karren los, und in freudigem Schritt, wie ein Sieger, nahm er die Höhe in einem einzigen Anlauf.
Revolte in Saint-Joseph
    Die Inseln sind außerordentlich gefährlich wegen der falschen Freiheit, die man dort genießt. Ich leide, wenn ich sehen muß, wie jeder Mann sich bequem einrichtet, um ungestört zu leben. Die einen warten das Ende ihrer Strafen ab, die anderen erwarten nichts, wälzen sich nur in ihren Lastern.
    Heute nacht, ich liege ausgestreckt auf meiner Hängematte, geht im Hintergrund des Saales ein solches Bombenspiel vor sich, daß zwei meiner Freunde, Carbonieri und Grandet, gezwungen waren, zu zweit das Spiel zu leiten. Einer allein hätte nicht genügt. Ich aber versuche, meine Erinnerungen aus jüngster Vergangenheit heraufzubeschwören. Sie weigern sich zu kommen, es ist, als ob das Gericht niemals stattgefunden hätte. Wie immer ich mich auch bemühe, die verschwommenen Gesichter jenes unglückseligen Tages ans Licht zu bringen, es gelingt mir nicht, auch nur eine einzige Person klar zu sehen. Nur der Staatsanwalt zeigt sich in seiner ganzen Grausamkeit. Himmelherrgott! Ich glaubte schon, endgültig gegen dich gewonnen zu haben, als ich mich in Trinidad bei Bowen sah. Welchen Fluch hast du mir nachgeschickt, du Schuft, daß mir sechs Fluchtversuche nicht die Freiheit gebracht haben? Bei der ersten Flucht, als du die Nachricht erhieltst, hast du da ruhig schlafen können? Ich hätte gerne gewußt, ob du Angst hast oder nur Wut darüber, daß dir die Beute entgangen ist, auf dem Weg zur Verwesung, die du ihr dreiundvierzig Tage später zugedacht hast. Ich hatte den Käfig gesprengt. Welches Unheil verfolgte mich, daß ich elf Monate später wiederum ins Bagno zurückkehren mußte? Vielleicht hat mich Gott dafür bestraft, daß ich das einfache und doch so schöne Leben geringschätzte, das ich so lang wie ich nur wollte hätte leben können?
    Lali und Zoraima, meine beiden Lieben, die ihr keinen Beschützer habt und durch kein anderes Gesetz verbunden seid als durch das tiefe Verständnis zwischen den Wesen, die es herstellen, ja wirklich, es ist meine Schuld, daß ich hier bin, aber ich darf nur an eine einzige Sache denken: flüchten, flüchten, oder sterben. Wenn du, als du erfuhrst, daß ich wieder eingefangen und ins Bagno zurückgebracht wurde, dein altes Siegerlächeln aufgesetzt und gedacht hast: »So ist es gut, er ist von neuem auf dem Weg der Verwesung, auf den ich ihn gebracht habe« – dann hast du dich getäuscht. Niemals wird meine Seele, mein Geist diesen entwürdigenden Weg gehen! Du hast nur meinen Körper: deine Wachen, dein Straf System, sie stellen alle Tage zweimal fest, daß ich anwesend bin, und damit begnügt ihr euch. Morgens um

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