Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
Vom Netzwerk:
ihrer Hütte. Um ihnen die Stöpsel aus dem Hintern zu ziehen.«
    »Es muß verdammt viel Blut gegeben haben.«
    »Na, was! Mit dem durchgeschnittenen Hals haben sie ordentlich Saft gelassen. Der Trick mit der Taschenlampe ist mir eingefallen, während ich die Lanze vorbereitete. In der Werkstatt wechselte ein Aufseher gerade seine Batterien aus. Das gab mir die Idee ein, und ich bin sofort zu Dega gegangen, damit er mir eine beschafft. Klar konnte es eine der üblichen Durchsuchungen geben, aber die Taschenlampe wurde von einem arabischen Türwächter herausgeschmuggelt und Dega übergeben, ebenso das Messer.
    Darum ist nichts aufgeflogen. Ich hab mir nichts vorzuwerfen. Sie haben unsern Freund bei eingeseiften Augen kaltgemacht. Ich hab sie, die Augen im vollen Licht, umgebracht. Wir sind quitt. Was sagst du dazu, Papi?«
    »Du hast richtig gehandelt, und ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, daß du unsern Freund so schnell gerächt und mich auch noch aus der Geschichte herausgehalten hast.«
    »Sprechen wir nicht davon, ich habe meine Pflicht getan. Du hast so viel durchgemacht, und du wünschst dir so unbedingt, frei zu sein, daß ich es tun mußte.«
    »Danke, Grandet. Ja, ich will mehr denn je weg von hier. Deswegen hilf mir, daß die Geschichte auch damit beendet ist. Offen gesagt, würde es mich sehr überraschen, wenn der Armenier in seiner Hütte etwas von dem gesagt hat, was er tun wollte. Paolo hätte eine so feige Mordtat nicht zugelassen, er kennt die Folgen.«
    »Das glaube ich auch. Nur Galgani meint, alle wären schuldig.«
    »Wir werden sehen, was um sechs Uhr passiert. Ich werde nicht zur Arbeit hinausgehen. Ich werde den Kranken spielen, um dabei zu sein.«
    Fünf Uhr früh. Der Wächter der Casa kommt zu uns her:
    »Hört, ihr Burschen, ich glaube, ich muß den Wachkommandanten rufen. Eben habe ich zwei Gekillte im Klosett gefunden.« Der komische Alte da, ein Sträfling von siebzig Jahren, will uns glauben machen, ausgerechnet uns, daß er von halb sieben Uhr abends an, als die beiden kaltgemacht wurden, bis jetzt nichts davon gewußt hat. Der Saal muß überall voll Blut sein, denn selbstverständlich sind die Männer in der Lache, die sich in der Mitte des Ganges befindet, herumgetrampelt und haben überall mit ihren Füßen Spuren hinterlassen.«
    Grandet erwidert ebenso unschuldsvoll, wie der Alte gesprochen hat: »Was – es gibt zwei Nachzügler in den Klos? Seit wann?«
    »Bring’s raus! Ich schlafe seit sechs Uhr abends. Jetzt gerade, wie ich pissen gehe, bin ich auf dem glitschigen Zeug ausgerutscht und hab mir die Schnauze eingeschlagen. Da hab ich mein Feuerzeug angezündet und gesehen, daß es Blut war, und in den Klos hab ich die Kerle gefunden.«
    »Na, dann ruf sie nur, wir werden ja sehen.«
    »Aufseher! Aufseher!«
    »Warum schreist du so laut, alter Brummer? Ist Feuer am Dach?«
    »Nein, Chef, aber zwei Gekillte im Scheißhaus.«
    »Na und? Was soll
ich
da machen? Soll ich sie zum Leben erwecken? Es ist fünf Uhr fünfzehn – um sechs werden wir sehen, was los ist. Laß niemanden zu den Klosetts hin.«
    »Das ist unmöglich. Jetzt ist allgemeines Waschen, und alle rennen ins Klo, pissen und scheißen.«
    »Ist auch wieder wahr. Warte, ich werde es dem Wachkommandanten melden.«
    Und schon kommen sie an, drei Aufseher, der Oberaufseher und noch zwei andere. Wer glaubt, sie kommen herein – keine Spur. Sie bleiben an der Gittertür stehen.
    »Du sagst, es sind zwei Tote im Klo?«
    »Ja, Chef.«
    »Seit wann?«
    »Ich weiß nicht. Ich hab sie eben gefunden, als ich pissen ging.«
    »Wer ist es?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ach geh, du alter Esel, ich werd es dir sagen: einer ist der Armenier. Geh nachschauen.«
    »Tatsächlich. Der Armenier und Sans-Souci.«
    »Gut. Warten wir den Appell ab.« Und sie gehen weg.
    Sechs Uhr – erstes Glockenzeichen. Die Tür wird geöffnet, die beiden Kaffeeträger gehen von Platz zu Platz.
    Hinter ihnen die Brotausteiler.
    Halb sieben – zweites Glockenzeichen. Im Tageslicht sieht man, daß der Gang voller blutiger Fußspuren ist von den Leuten, die während der Nacht durch die Blutlachen durchgegangen sind.
    Die beiden Kommandanten kommen herbei. Es ist schon ganz hell. Acht Aufseher und der Arzt begleiten sie.
    »Alles nackt ausziehen und stillgestanden vor den Hängematten! Hier ist ja ein richtiges Schlachthaus, überall Blut!«
    Der Zweite Kommandant betritt als erster die Klos. Als er wieder herauskommt, ist er weiß wie Kalk:

Weitere Kostenlose Bücher