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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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drei eine Axt. Eskortiert von fünf Soldaten, jeder mit Gewehr und Ochsenziemer bewaffnet, werden wir unter Androhung von Schlägen zum Arbeitsort gebracht. Wir verstehen sehr schnell, daß es sich um eine Art Kraftdemonstration handelt, die uns die Lagerwache da vorexerzieren will. Es wäre höchst gefährlich, jetzt nicht zu gehorchen. Später wird man sehen.
    Am Arbeitsort angek ommen, weist man uns einen Abschnitt zu, wo wir seitlich von der Straße, die durch den Urwald gebaut wird, einen Graben ausheben sollen. Wir gehorchen schweigend, und jeder schuftet, soweit seine Kräfte reichen. Ohne den Kopf zu heben. Wir hören Beschimpfungen und brutale Schläge, denen die anderen Gefangenen pausenlos ausgesetzt sind. Keiner von uns erhält Schläge mit dem Ochsenziemer.
    Dieser Arbeitseinsatz gleich nach unserer Ankunft hatte offenbar den Zweck, uns zu zeigen, wie hier Gefangene behandelt werden.
    Es war ein Samstag. Nach der Arbeit, verschwitzt und verdreckt, werden wir in das Gefangenenlager eingegliedert, auch wieder ohne jede Formalität.
    »Die fünf Cayenner hierher!« ruft der Oberaufseher. Er ist ein Mestize von ein Meter neunzig und hat einen Ochsenziemer in der Hand. Dieser dreckige Schläger ist nur mit der Überwachung der inneren Lagerdisziplin beauftragt. Man hat uns einen Platz angewiesen, wo wir unsere Liegematten hinbreiten sollen, nahe vom Lagereingang, unter freiem Himmel. Aber dort gibt es ein Wellblechdach, so daß wir wenigstens gegen Sonne und Regen geschützt sein werden.
    Die überwiegende Mehrheit der Gefangenen sind Kolumbier, der Rest Venezolaner. Kein Korrektionslager im französischen Bagno kann sich an Greueln mit der Zwangsarbeitskolonie hier vergleichen. Ein Esel wäre unter den Mißhandlungen dieser Männer binnen kurzem verreckt. Trotzdem sind die Gefangenen in guter körperlicher Verfassung, denn die Nahrung ist ganz besonders kräftig und schmackhaft.
    Wir halten Kriegsrat. Falls einer der Soldaten einen von uns schlägt, ist es das beste, wir stellen die Arbeit ein, legen uns auf den Boden und stehen, ganz gleich welche Kur sie anwenden, nicht mehr auf. Dann wird sicherlich irgendein Chef kommen, den wir fragen können, warum und wieso wir in dieses Zwangsarbeitslager gebracht wurden, ohne das Geringste verbrochen zu haben. Die beiden Freigelassenen, Guittou und Barriere, wollen verlangen, daß man sie nach Frankreich zurückschickt. Dann beschließen wir, mit dem Oberaufseher ein Wörtchen zu reden. Das werde ich tun. Sein Spitzname ist »Negro Blanco«, weißer Neger. Guittou geht ihn holen. Dieser Henker, den Ochsenziemer in der Hand, kommt an. Wir fünf nehmen ihn in die Mitte.
    »Was wollt ihr von mir?«
    Ich antworte: »Paß auf, wir wollen dir etwas sagen: Wir werden niemals gegen die Lagerordnung verstoßen.
    Du wirst also keinen Grund haben, einen von uns zu schlagen. Aber da wir gemerkt haben, daß du manchmal auch ohne Grund zuschlägst, möchten wir dir folgendes mitteilen: An dem Tag, wo du einen von uns haust, bist du ein toter Mann. Hast du verstanden?«
    »Jawohl«, sagt der Negro Blanco.
    »Ein letzter Rat noch.«
    »Was?« fragt er mit gedämpfter Stimme.
    »Wenn du das, was ich dir eben gesagt habe, weitergibst, dann nur an einen Offizier, nicht an einen Soldaten!«
    »Kapiert.« Und er geht weg.
    Diese Szene trug sich am Sonntag zu, dem Tag, wo die Gefangenen nicht zur Arbeit müssen.
    Einer mit Streifen kommt an. »Wie heißt du?«
    »Papillon.«
    »Bist du der Chef von den Cayennern?«
    »Wir sind fünf, und alle sind Chefs.«
    »Warum hast dann du das Wort geführt beim Oberaufseher?«
    »Weil ich am besten Spanisch kann.«
    Der da mit uns spricht, ist ein Hauptmann der Nationalgarde. Er sei nicht der Kommandant der Wachmannschaft, sagt er. Über ihm sind noch zwei Chefs, aber sie seien nicht da. Seit unserer Ankunft hat er das Kommando. Die beiden anderen werden Dienstag wiederkommen.
    »Du hast in deinem Namen und in dem deiner Kameraden gedroht, den Oberaufseher umzubringen, wenn er einen von euch schlägt. Ist das wahr?«
    »Ja, das ist wahr. Und es ist eine sehr ernst zu nehmende Drohung. Ich habe aber auch hinzugefügt, müssen Sie wissen, daß wir keinerlei Grund geben werden, der eine körperliche Mißhandlung rechtfertigt..
    Wissen Sie, Hauptmann, daß wir von keinem Gericht verurteilt wurden, denn wir haben in Venezuela keine Verbrechen begangen?«
    »Das weiß ich nicht. Ihr seid ohne Papiere ins Lager gekommen. Es gibt nur einen Wisch vom

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