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Papst & Teufel - die Archive des Vatikan und das Dritte Reich

Papst & Teufel - die Archive des Vatikan und das Dritte Reich

Titel: Papst & Teufel - die Archive des Vatikan und das Dritte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wolf
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Einstellung gegenüber einer Verurteilung des «Führers und Reichskanzlers» jedenfalls gut gepaßt.
    Tatsächlich schrieb Alois Hudal die entscheidende Bremserfunktion Francesco Marchetti-Selvaggiani (1871–1951) zu, einem engen Vertrauensmann Pacellis. Der erste Nuntius bei der neuen Republik Österreich hatte mit dem Kardinalstaatssekretär zusammen studiert und galt als einer der gewandtesten Diplomaten der Kurie. Marchetti-Selvaggiani habe einen «offenen Kampf gegen den NS wegen seiner Rückwirkung auf Italien, dessen faschistische Partei in eine immer gefährlichere Abhängigkeit von Berlin geriet, nicht für opportun» gehalten.[ 64 ] Dagegen hatte sich aber der Kardinalsekretär des Heiligen Offiziums Sbarretti ausdrücklich für eine Weiterbeschäftigung mit den Propositionen zum Rassismus ausgesprochen. Politische Rücksichtnahme spielte in seinem Kalkül keine Rolle, ihm ging es um die Reinheit der Lehre und die konsequente Bekämpfung des Irrtums.[ 65 ]
    Der entscheidende Mann der Römischen Inquisition, ihr eigentlicher Präfekt, war indes kein geringerer als der Papst selbst. Ohne seine Bestätigung konnte kein Beschluß der Suprema in Kraft treten. Das Sitzungsprotokoll der Kardinalsversammlung des Heiligen Offiziums vom 2. Juni 1937 gibt denn auch in der Frage des Syllabus gegen die Zeitirrtümer näheren Aufschluß. Die durch die Kardinäle beschlossene Vertagung auf unbestimmte Zeit wurde von Pius XI. am4. Juni in der Audienz für den Assessor des Offiziums ausdrücklich bestätigt. Damit steht der Papst selbst – zumindest formal – als derjenige fest, der den Anti-Rassismus-Syllabus des Heiligen Offiziums auf Eis legte. Der Papst fügte jedoch hinzu, die aktuelle schwierige politische Situation lasse einen Syllabus zu den Irrtümern des Rassismus derzeit nicht zu. Wenn die gegenwärtigen Stürme jedoch vorbei seien und sich die kirchenpolitische Situation ein wenig beruhigt habe, könne man das Studium der Frage ja wieder aufnehmen.[ 66 ] Hier spielte Pius XI. auf die für die Kirche immer schwieriger werdende Gesamtlage in Deutschland und Europa – namentlich in Italien und Spanien – an. Vielleicht waren aber auch die Enzyklika «Mit brennender Sorge» von 1937 und ihre enorme Wirkung in Deutschland der entscheidende Grund für den Papst, sich zunächst zurückzuhalten. Von wem der Papst allerdings bei dieser Entscheidung, die strategisch-politischen Überlegungen über die klare dogmatische Linie zu stellen, beraten wurde, ob er aus eigenem Antrieb handelte, ob er einfach dem Votum der Kardinäle des Heiligen Offiziums folgte oder ob doch Pacelli im Hintergrund stand, darüber geben die in der Glaubenskongregation zugänglichen Akten keinen eindeutigen Aufschluß. Der Kardinalstaatssekretär scheint im Jahr 1937 auf jeden Fall entschlossen gewesen zu sein, auf politischem Gebiet die Konflikte mit den faschistischen Regimes möglichst gering zu halten.
    Eine Äußerung Pacellis aus einer der seltenen Sitzungen der Kongregation für die Außerordentlichen Angelegenheiten vom 14. Juli 1937 verdient in diesem Zusammenhang besonderes Interesse. Es ging um die recht kontroverse Diskussion, ob der Heilige Stuhl das «Nationalspanien» Francos anerkennen und damit dem republikanischen Spanien weiterhin die Anerkennung verweigern sollte. Kardinal Camillo Laurenti (1861–1938) hatte zu bedenken gegeben, eine Unterstützung Francos könnte den Eindruck erwecken, die Kirche habe sich dem «faschistischen Block» angeschlossen. Am Schluß der Debatte faßte Pacelli seine Meinung knapp zusammen: «Es ist für den Heiligen Stuhl nützlich, sich in den faschistischen Block hineinzustellen, der im wesentlichen aus Italien und
Deutschland
besteht (Japan ist weit entfernt).» Diese prinzipielle Aussage relativierte der Kardinalstaatssekretär jedoch sofort durch zwei rhetorische Fragen: «Das nationalsozialistische Deutschland? Das die Kirche verfolgt?» Die Antwort fürden Spitzendiplomaten des Vatikan ist klar: So nützlich es generell wäre, wenn sich der Heilige Stuhl dem faschistischen Block anschließen würde, es kommt aus taktischen Gründen nicht in Frage. Denn «selbst ohne Absicht des Heiligen Stuhles würde es so aussehen, als ob der Heilige Stuhl mit einer Gruppe paktiert, die die Religion vernichten will». Auch unter den Anhängern Francos gebe es schließlich nicht wenige, die die nationalsozialistische Idee verträten und «Hitler vergöttern». Deshalb plädierte Pacelli – sich

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