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Papst & Teufel - die Archive des Vatikan und das Dritte Reich

Papst & Teufel - die Archive des Vatikan und das Dritte Reich

Titel: Papst & Teufel - die Archive des Vatikan und das Dritte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wolf
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Erscheinen und die Wirkung der zwei Tage später veröffentlichten Enzyklika «Divini Redemptoris» abwarten wollte, in der sich Pius XI. gegen den Kommunismus aussprach.[ 60 ]
    An der gesamten Liste mit den wichtigsten gefährlichen Sätzen aus den Publikationen der totalitären Weltanschauungen des 20. Jahrhunderts wurde trotz der Vertagung der Entscheidung auf unbestimmte Zeit weiter gearbeitet. Man erhöhte dabei die Zahl der zu verurteilenden Sätze zum Thema Rassismus beziehungsweise Nationalsozialismus von acht auf zehn. Die lateinischen Propositionen, die am 26. April 1937 im Konsult des Heiligen Offiziums beraten wurden, lauten in deutscher Übersetzung:[ 61 ]
    1.  Aus dem «Blut», in dem die Anlagen der Rasse enthalten sind, strömen alle intellektuellen und moralischen Eigenschaften des Menschen wie aus einer überaus mächtigen Quelle.
    2.  Die Rassen der Menschen unterscheiden sich voneinander in ihrer angeborenen und unveränderlichen Wesensart so sehr, daß die niedrigste von der höchsten Rasse der Menschen weiter entfernt ist als von der höchsten Tierart.
    3.  Die Kraft der Rasse und die Reinheit des «Blutes» sind auf jede erdenkliche Art und Weise zu bewahren und zu fördern, und jedesMittel, das hierzu nützlich und wirksam ist, ist als solches ehrbar und erlaubt.
    4.  Das vorrangige Ziel der Erziehung ist es, die Anlagen der Rasse weiterzuentwickeln, indem man den Körper veredelt, damit er stark und wohlgestaltet ausgebildet werde, und den Geist mit brennender Liebe zur eigenen Rasse als dem höchsten Gut entflammt.
    5.  Die christliche Religion muß dem Gesetz der Rasse unterworfen werden. Deshalb muß die Lehre von der Ursünde, von der Erlösung durch das Kreuz Christi und von der auszuübenden Demut und Buße
abgelehnt
oder verändert werden, insofern sie den Menschen dem heroischen Geist entfremdet.
    6.  Die christliche Religion soll aus dem öffentlichen Leben völlig
ausgetilgt werden;
daher sollen jegliche katholische Zeitschriften, Schulen und Verbindungen aus dem Wege geräumt werden.
    7.  Die Lehre, die Verfassung, die Leitung und der Kult der katholischen Kirche sind nicht von der Art, daß in ihr unterschiedliche Völker, Nationen und Rassen in der Lage wären, gemäß der jeweils eigenen natürlichen Anlage zu leben, sich zu entwickeln und zur völligen Perfektion zu gelangen.
    8.  Der Gottesbegriff und die Religion werden durch Nation und Rasse definiert. Der religiöse Glaube ist nichts anderes als das Vertrauen in das künftige Schicksal des eigenen Volkes; die Unsterblichkeit des Menschen ist aber ausschließlich im Weiterbestehen des eigenen Volks und der eigenen Rasse gegeben.
    9.  Die ursprüngliche Quelle und höchste Regel der allgemeinen Rechtsordnung ist der Rasseninstinkt.
    10. Der «Selektionskampf» und das «Recht des Stärkeren» verleihen im Erfolgsfall dem Sieger von selbst das Recht zu herrschen.
    Nach der Verfahrensordnung des Heiligen Offiziums hätte dieser Syllabus jetzt nur noch von den Kardinälen der höchsten Kongregation endgültig beschlossen und von Pius XI. approbiert werden müssen. Danach wäre er im Amtsblatt des Heiligen Stuhles erschienen und in Kraft getreten. Einen solchen Text sucht man allerdings in den
Acta Apostolicae Sedis
vergeblich. Was war geschehen? Am 2. Juni 1937 vertagten die Kardinäle der Inquisition den Syllabus zu Kommunismus und Rassismus erneut auf unbestimmte Zeit.[ 62 ] Zwei Tagespäter bestätigte der Papst auch diesen Beschlußvorschlag.[ 63 ] Damit endet die einschlägige Akte im Archiv der Glaubenskongregation.
    Warum aber versandete letztendlich die feierliche Verurteilung des Rassismus und der übrigen Zeitirrtümer und damit zumindest auch eine öffentliche Verdammung von Hitlers
Mein Kampf
nach intensiver dreijähriger Arbeit im Heiligen Offizium? Zunächst wird man einem Trend der Forschung folgend vermuten, Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli habe aus politisch-taktischen Gründen die ganze Sache verhindert. Die Sitzungsberichte der Inquisition belegen jedoch eindeutig: Pacelli war bei den entscheidenden Sitzungen am 17. März und am 2. Juni 1937, in denen es um den Syllabus ging, gar nicht anwesend. Er hat sich somit – zumindest offiziell – nicht an den Diskussionen beteiligt und im zuständigen Gremium keinen direkten Einfluß auf die Entscheidung genommen. Dies schließt freilich eine indirekte Beeinflussung nicht aus. Zu Pacellis Profil als Politicante hätte eine skeptische

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