Paradies der Leidenschaft
ihren Vater erinnert und daran, wie sehr er ihn haßte. Aber es würde nicht für lange sein Sobald er durch Corinnes Anteile die Firma ruiniert hatte, würde sie sich von ihm scheiden lassen. Aber wie lange würde er dazu brauchen? Und war das wirklich eine Ehe mit ihr wert?
Er hatte schon zu viel Zeit in diese Sache investiert. Vor fünf Monaten war er von zu Hause fortgefahren. Zumindest würde kein Mensch zu Hause erfahren, dass er sich während seiner Reise verheiratet und wieder hatte scheiden lassen. Er wünschte, es wäre schon soweit und er könnte sich endlich wieder auf den Heimweg machen.
Die Kutsche hielt an, und Jared erwartete die Türhüter mit den Schirmen. Ein schöner Tag für eine Hochzeit! dachte er grimmig. Plötzlich dröhnte der Donner wie ein Schuss, und es dauerte einige Sekunden, bis Jared klarwurde, dass es sich wirklich um einen Schuss gehandelt hatte. Gleich darauf entdeckte er das Loch das die Kugel in die Kutsche geschlagen hatte. Sie hatte ihn nur um Zentimeter verfehlt. Jared beobachtete, wie eine Kutsche schnell um die Ecke bog.
»Ein komisches Geräusch für einen Donner«, bemerkte Willis Sherman auf dem Weg zur Kirche.
»Ja«, entgegnete Jared einfach.
Instinktiv wollte er der Kutsche folgen, doch Corinne würde es nie verzeihen" am Altar versetzt worden zu sein. Er dachte kaum daran, dass er jetzt tot sein könnte, denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum ihn jemand erschießen wollte. Er hatte sich in Boston keine Feinde gemacht. Da er es sich einfach nicht erklären konnte, nahm er an, der Schuss hatte nicht ihm gegolten. Wahrscheinlich hatte er es mit einem Verrückten zu tun, der Amok lief.
»Kommen Sie, ehe wir aufweichen!« drängte Willis.
Jared nickte und eilte die Stufen zur Kirchentür hinauf. Der Schuss hatte ihn verfehlt, und jetzt musste er heiraten.
Wenige Minuten später folgten Samuel und Corinne Barrows Lauren, der Brautjungfer, den Gang hinunter.
Jared stand vor dem Altar und wirkte ungeduldig, wodurch Corinne um so nervöser wurde. Er trug eine schwarze Hose und ein weißes Jackett mit Aufschlägen aus schwarzem Samt und sah unverschämt gut aus. Corinne war einen Moment lang fast stolz. Lauren war glücklich und ein wenig neidisch. Cynthia hatte die Einladung abgelehnt. Sie hatte sich bei Jared so große Hoffnungen gemacht, dass sie nicht mehr mit Corinne redete. Auch Russell war nicht erschienen, doch viele andere aus ihrem großen Freundeskreis und dem ihres Vaters waren gekommen, um ihr Glück zu wünschen. Die Gäste waren prunkvoll und farbenprächtig gekleidet.
Ihr Vater drückte ermutigend ihren Arm, aber auch seine Gegenwart konnte ihr die panische Angst nicht nehmen. Corinne hatte feuchte Hände, und ihr Herz pochte so heftig, dass sie es über die Musik und den Regen hinweg hören konnte.
Als Jared ihre Hand nahm, wußte sie, dass er die feuchte Kälte spüren würde. Und er würde wissen, wie sehr sie sich fürchtete. Als er sie anlächelte, errötete sie unter ihrem Schleier. Sie konnte nicht ahnen, dass er sie gegen seinen Willen bewunderte. In ihrem spitzenbesetzten Kleid aus weißer Seide mit dem dazu passenden langen Schleier sah sie schöner aus als alle Frauen, die er je gesehen hatte. Welch seltsamer Streich der Natur, dachte Jared, dass ein so herzloses Wesen wie Corinne Barrows so sehr wie ein Engel aussehen konnte! Ihr goldenes Haar war mit den Perlennadeln hochgesteckt, darüber lag der Schleier. Sie trug tiefrote und orangefarbene Chrysanthemen, die die Schönheit ihres Haares herausstrichen.
Jared lauschte der Hochzeitszeremonie kaum, und auch Corinne bekam nur wenig von dem mit, was gesprochen wurde. Ihr wurde gerade bewußt, wie allein sie war und es auch bleiben würde. Ab heute würde ihr Vater keine bedeutende Rolle mehr in ihrem Leben spielen, und Jared hatte versprochen, sich nicht in ihr Leben einzumischen. Das hatte er ihr schriftlich gegeben. Eigentlich hatte sie ihn dazu gebracht, auszusagen, dass sie ihm völlig gleichgültig war. Von heute an war sie ganz auf sich selbst gestellt.
»Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Weib.«
Corinne keuchte. Jetzt konnte sie nicht mehr davonlaufen. Es war vorbei. Sie hatte ja gesagt, ohne es selbst zu wissen. Wie gelähmt stand sie da, als Jared ihren Schleier hob und ihre kalten Lippen mit den seinen berührte.
»Lächeln, Mrs. Burk!« flüsterte er, als er ihren Arm nahm, um sie den Gang hinunterzugeleiten. »Dies gilt als freudiges
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