Paradies der Leidenschaft
und vergaß dabei, dass Florence nicht wußte, wie Jared sie misshandelt hatte.
»Er ist dir etwas schuldig? Was ist er dir schuldig? Was hast du mir nicht erzählt, Corinne Barrows?«
»Nichts«, sagte Corinne und tat die Frage mit einem nervösen Lachen ab. »Wirklich nichts Besonderes.«
Sie konnte es Florence nicht erzählen, weil sie sich viel zu sehr schämte. Außerdem würde niemand verstehen, wie sie in eine Ehe mit dem Mann einwilligen konnte, der sie vergewaltigt hatte.. Nein, sie konnte es beim besten Willen nicht erklären.
Als sie nach unten kam, fand sie Russell übelgelaunt vor. Er war wütend, weil sie ihn hatte warten lassen.
»Ich dachte schon, du hättest Angst, mir unter die Augen zu treten«, sagte Russell, als die den Raum betrat.
Er schrie fast.
Corinne überging den Vorwurf und fragte mit sanfter Stimme: »Geht es deinem Großvater besser, Russell?«
»Er ist gestorben.«
»Das tut mir leid.«
»Dessen bin ich sicher«, erwiderte Russell scharf. »Ebenso, wie ich sicher bin, dass es dir leid tut, mich nicht davon unterrichtet zu haben, dass du mich wegen eines anderen fallengelassen hast, sowie ich dir den Rücken gekehrt habe.«
»Sei nicht verbittert, Russell! Du weißt, dass mein Vater unsere Ehe nicht zugelassen hätte.«
»Du hast gesagt, du würdest ihn überreden«, erinnerte er sie.
Seine blauen Augen wurden dunkel vor Zorn.
»Ich habe es versucht, aber er war nicht von seiner Meinung abzubringen.«
»Du weißt, dass ich gewartet hätte, bis du seiner Zustimmung nicht mehr bedurft hättest«, sagte Russell etwas weniger grob.
»Aber du weißt, dass ich nicht die Absicht hatte, so lange zu warten.« Corinne wurde langsam wütend. »Sei vernünftig, Russell! Ich habe nie vorgegeben, dich zu lieben. Das hatte ich klargestellt. Von Anfang an war ich offen zu dir. Es ist nur nicht so gekommen, wie ich es wollte.«
»Liebst du Burk?«
»Nein. Ich habe die gleiche Abmachung mit ihm getroffen wie mit dir. Der einzige Unterschied liegt darin, dass mein Vater Jared nicht abgelehnt hat. Falls es dich tröstet, Russell - Jared und ich werden nur auf dem Papier verheiratet sein.«
Russell zog eine Braue hoch. »Zu unseren Vereinbarungen hat das nicht gehört.«
»Nein.«
»Warum sollte ein Mann wie Burk derart widersinnige Bedingungen akzeptieren?«
»Ich halte sie nicht für widersinnig«, sagte Corinne verächtlich.
»Was hat Burk dann davon?«
»Eine Ehefrau zum Schein«, log Corinne. »Genau das will er haben.«
»Das ist alles?«
»Ja.«
Russell lachte höhnisch. »Ihr nutzt euch also gegenseitig aus. Er kann seinen Spaß mit den Damen haben und braucht doch nicht zu fürchten, in eine Ehe gezwängt zu werden, da er eine angetraute Ehefrau hat. Wie geschickt! Dieser Mann ist wirklich ein Charakterschwein.«
»Ich nehme an, das denkt er sich so«, bemerkte Corinne verwirrt.
Sie hatte sich nie Gedanken über Jareds Pläne gemacht.
»Dann treffen wir uns weiterhin, nachdem du verheiratet bist?«
Corinne runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht, Russell.«
Er stürzte auf sie zu und packte sie an den Schultern. »Du kannst mich nicht ganz abschieben, Corinne.«
»Falls du immer noch hoffst, ich könnte mich in dich verlieben, dann gib es auf. Ich bezweifle, dass ich mein Herz je verlieren werde, Russell. Das würde mich von jemand anderem abhängig machen, und ich ziehe es vor, mich auf mich selbst zu verlassen. Auf mich kann ich zählen.«
»Ich kann die Hoffnung nicht aufgeben, Corinne. Noch nicht. « Er zog sie näher an sich und drückte ihr einen langen Kuss auf die Lippen. »Bitte mich nicht darum!«
Corinne war der flehende Unterton in seiner Stimme verhasst. Sie ertrug schwache Männer nicht.
»Ich glaube, dass wir Freunde bleiben können«, sagte sie rauh. »Aber vor meiner Heirat kann ich dich wirklich nicht mehr treffen.«
»Abgemacht, Corinne. Ganz, wie du meinst«, stimmte er eifrig zu.
Es sah Russell ähnlich, sich jedem ihrer Wünsche zu fügen. Zu schade, dass ihr Vater ihn abgelehnt hatte. Russell mochte sie wenigstens; das konnte sie von Jared Burk nicht behaupten.
Kapitel 13
Der 10. Oktober brachte Nieselregen, der sich bis zum Nachmittag zu einem Gewitter ausweitete. Aus ihrem Schlafzimmerfenster sah Corinne trübsinnig auf die regennasse Straße. Der Park auf der anderen Straßenseite stand unter Wasser.
Corinne warf Florence einen Blick über die Schulter zu. »Bedeutet es nicht Unglück, wenn es an einem Hochzeitstag
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