Paradies der Leidenschaft
geworden.«
Jetzt konnte Corinne ihre Blicke nicht mehr losreißen. Sie hatte diesem winzigen Wesen das Leben gegeben! Seinetwegen hatte sie gelitten. Sie hatte die qualvollsten Schmerzen durchgestanden, damit dieses Wesen leben konnte. Ein kleiner Junge!
»Er ist entsetzlich hässlich, nicht wahr?« fragte Corinne.
Dr. Bryson lachte herzlich. »Das ist die erste ehrliche Meinung, die ich je von einer frischgebackenen Mutter gehört habe. Ich kann Ihnen allerdings versichern, dass er besser aussieht, wenn er erst gewaschen ist.«
»Warum hört er nicht zu weinen auf?«
»Er ist gerade aus seiner gemütlichen, warmen Behausung der letzten neun Monate herausgeholt worden. Daher ist er verständlicherweise völlig außer sich und könnte ein wenig Beistand brauchen.«
»Ich - ich weiß nicht ... «
»Alles, was er braucht, ist Ihre Brust, Mrs. Drayton.«
»Das könnte ich nie!« sagte sie schnell.
»Das liegt ganz bei Ihnen. Ich nehme an, es wird nichts schaden, ihn eine Weile weinen und schreien zu lassen. Ich gehe jetzt nachschauen, wo das Wasser bleibt.«
»Warten Sie!«
Dr. Bryson schloss die Tür.
Florence saß am Küchentisch und hielt ein halbvolles Glas Whisky in der Hand.
»Hat es geklappt?« fragte sie ängstlich und besorgt.
»Das kann man noch nicht sagen. Wir geben ihr noch ein wenig Zeit, aber dann muss ich das Kind baden.«
Florence stand auf und füllte ein zweites Glas. »Herr, ich bitte dich, laß mich das Richtige getan haben! Ich hätte es einfach nicht mit ansehen können, wenn sie ihr Baby weggegeben hätte. Ich wußte, dass es ihr leid tun würde, wenn es zu spät ist.«
»Wenn ich nicht Ihrer Meinung wäre, hätte ich niemals diese Posse mitgespielt.«
»Sie wollte nicht auf mich hören. Wenn es nichts nutzt, sie mit dem Kind allein zu lassen, ist alles umsonst gewesen.«
»Wir können nur abwarten. Wo befindet sich übrigens der Vater?«
»Oh, der ist fortgegangen, um sich zu betrinken«, erwiderte Florence.
Sie sprach von Russell.
»Das war eine gute Idee«, fügte sie hinzu und hob ihr Glas.
Sie hatte Dr. Bryson ins Vertrauen gezogen, ihm jedoch nicht erzählt, dass Corinne nicht mit Russell verheiratet war. Russell Drayton betrank sich nicht aus Nervosität, sondern um zu feiern, dass es endlich vorbei war. Ihm war das Kind vollkommen gleich.
Florence konnte diesen Mann nicht leiden, doch sie war noch nicht ganz dahintergekommen, was genau sie an ihm störte.
Dr. Bryson leerte sein Glas. »Wir sollten wieder hineingehen.«
»Glauben Sie denn, dass Corinne schon genügend Zeit gehabt hat, Doktor?« fragte Florence zweifelnd. »Vielleicht reicht es noch nicht aus, dass sie das Kind gesehen und im Arm gehalten hat. Sie ist furchtbar starrköpfig.«
Als sie in Corinnes Zimmer traten, hatte sie sich im Bett aufgerichtet und sah auf das Kind nieder, das in ihren Armen lag; und als sie aufblickte, war der Zorn aus ihren lindgrünen Augen geschwunden.
»Seid leise!« flüsterte Corinne. »Er schläft.«
»Wir müssen ihn ohnehin aufwecken, mein Schatz, weil er gebadet wird.«
»Warum hast du so lange gebraucht?« fragte Corinne, aber ihr Tonfall war nicht grob.
»Ich habe das Wasser verschüttet«, log Florence. »Du hast uns achtzehn Stunden auf Trab gehalten, Cori. Ich habe keine Minute ausgeruht. Ich bin völlig erschöpft, und meine Hände zittern.«
»Warum hat Russell dir nicht geholfen?«
»Er war die ganze Nacht fort. Die Sonne ist schon aufgegangen, aber er ist noch nicht zurück.«
»Das tut mir leid«, erwiderte Corinne. »Ich wußte nicht, dass er uns so im Stich lassen würde.«
Dr. Bryson kicherte. »Das ist bei frischgebackenen Vätern meistens so, Mrs. Drayton. Die wenigsten wollen bei der Geburt in der Nähe sein.«
Corinne fragte sich, wie Jared sich verhalten hätte. Aber diese Überlegung war zwecklos. Jared wußte nicht, dass er einen Sohn hatte. Einen Sohn! dachte sie mit Ehrfurcht.
Sie behielt Dr. Bryson im Auge, als er das Baby hochhob und es durch den Raum trug. Als er gewaschen wurde, schrie ihr Sohn wieder. Anschließend wickelten sie ihn in eine kleine Decke, und Florence wollte das Zimmer mit ihm verlassen.
»Wohin bringst du ihn?« fragte Corinne.
»Ich lege ihn vorläufig ins Nebenzimmer«, antwortete Florence. »Die Familie, die ihn zu sich nimmt, ist noch nicht benachrichtigt.«
»Ich werde mich heute nachmittag darum kümmern«, erbot sich der Arzt. »Sie brauchen jetzt Ruhe. Das haben wir alle nötig. Morgen sehe ich wieder
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