Paradies der Leidenschaft
arbeitet. Er baut ein Hotel am weniger überlaufenen Strand von Waikiki. Offensichtlich lebt er vor sich hin wie früher, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was er mir angetan hat. Er weiß nicht, dass ich hier bin, denn ich habe mich seit unserer Ankunft nicht mehr in der Öffentlichkeit blicken lassen. Florence und Russell gehen aus, aber Jared kennt Florence nicht, und Russell versichert mir, er hielte sich von Jared fern.
Das tatenlose Warten macht mich ungeduldig. Alles ist nur passiert, weil ich es nicht erwarten konnte, mein Geld zu bekommen. Die große Summe, die ich mitnehmen wollte, liegt übrigens sicher hier auf der Bank.
Ich schreibe dir bald wieder, Vater. Erwarte dennoch keinen vollständigen Bericht über die Geburt des Kindes! Ich möchte es mir nicht einmal anschauen. Das beste ist, wenn keiner von uns weiß, wie es aussieht, und ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. Es ist Jared Kind und nur sein Kind. Der Arzt hat mir erzählt, wie kinderlieb die Hawaiianer sind. Er hat schon ein gutes Heim für das Kind gefunden, und so brauchst du dich deshalb nicht zu sorgen.
Ich hänge sehr an dir, Vater, und hoffe, du kannst mir verzeihen, dass ich dein Enkelkind fortgebe. Ich könnte es einfach nicht ertragen, es bei mir zu behalten. Versteh mich, bitte!
Deine ergebene Tochter
Corinne Barrows-Burkett
Über diesen Brief würde ihr Vater sich nicht freuen. Aber wahrscheinlich hatte ihm keiner ihrer bisherigen Briefe gefallen. Sie klangen so hart und verbittert. Er hatte sie als kalt bezeichnet. Jared hatte das auch gesagt. Vielleicht war sie es. Doch sie war stark. Es war nicht leicht, eine Frau zu sein.
Corinne versiegelte den Brief. Florence würde ihn zur Post bringen. Corinne wurde unruhig, weil niemand da war, mit dem sie reden konnte. Also machte sie sich an die Gartenarbeit.
Eine Stunde später kam Florence zurück und fand sie immer noch im Garten vor.
Florence runzelte die Stirn. »Du brätst in der Sonne, Cori?«
Corinne wischte sich mit einer schmutzigen Hand den Schweiß von der Stirn. »Ich habe nichts Besseres zu tun.«
»Bei dieser Hitze solltest du wenigstens im Schatten arbeiten. Es ist ein Wunder, dass du nicht ohnmächtig wirst. jetzt komm mit ins Haus! Ich lasse dir ein kühles Bad ein.«
Sie half Corinne auf die Füße und die Stufen hoch zur Veranda.
»Warte hier, bis ich die Einkaufskörbe abgestellt und das Wasser eingelassen habt, Cori!«
»Ich weiß nicht, warum ich mich derart von dir bemuttern lasse«, klagte Corinne und lächelte müde. »Doch ein kühles Bad klingt gut. Mein Rücken schmerzt wieder.«
»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass du schon weiter bist«, bemerkte Florence und sah auf Corinnes dicken Bauch unter dem zeltartigen hawaiianischen Kleid, dem muumuu.
»Sei nicht albern!«
Diesen Satz sprach Corinne immer dann aus, wenn jemand der Wahrheit zu nahe kam.
Florence schüttelte den Kopf und ging ins Haus.
Corinne setzte sich unbeholfen auf einen der Korbstühle, die auf der ' Veranda standen. Möglich war es schon, dachte sie dumpf, während sie über ihren Bauch strich. Es konnte jetzt täglich soweit sein. Aber obwohl das ihrem Warten ein Ende bereitet hätte, wünschte sie, es käme nicht so. Dann würde sie sich gezwungen sehen, Florence ihr erstes Zusammensein mit Jared zu erklären, und das wollte sie lieber für sich behalten.
Ein Windhauch bewegte die Pflanzen auf der Veranda und wehte den berauschenden Duft der Gardenien von den Büschen vor dem Haus herüber. Corinne atmete diesen Duft, der ihr Lieblingsgeruch geworden war, tief ein, aber als ihr Rücken heftig schmerzte, hielt sie die Luft an. Das ständige Bücken, dachte sie zornig. Sie hätte es besser wissen sollen. Sie konnte nicht mehr arbeiten, ohne dass das Kind ihr Unbehagen bereitete.
Wie sehr sie es ablehnte! Das Kind hatte ihr nichts als Ärger gemacht, selbst bei seiner Zeugung. Corinne war niedergeschlagen und bereit, sich ins Bett zu legen und nicht mehr aufzustehen.
»Komm, Cori! Die Wanne ist voll.«
Corinne wollte aufstehen, aber es gelang ihr nicht. »Du musst mir helfen. Ich kann nicht mal mehr aus einem Stuhl aufstehen.«
Florence kicherte und zog Corinne an der Hand hoch. »Es ist zu schade, dass er nicht hier ist und sieht, was du seinetwegen durchmachst, und sich deine Klagen anhören muss.«
»Wenn er jetzt hier wäre, würde ich ihm die Kehle dafür durchschneiden.«
>>Na, na! Ihr wart beide nötig, um das Kind
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