Paradies der Leidenschaft
weiter, ohne sich um das Drama zu kümmern, das sich um ihn herum abspielte.
»Meins, natürlich«, sagte sie schnell und hielt Michaels Kopf so, dass ihn Jared nicht sehen konnte. »Wessen Kind sollte es sonst sein?«
»Wollen Sie damit sagen, dass meine Frau Sie mit einem neugeborenen Kind auf diese Reise mitgenommen hat?«
»Michael ist älter, als er aussieht, Mr. Burkett«, sagte Florence. »Als wir fuhren, war er alt genug, um die Reise machen zu können. Andernfalls hätte ich ihn nicht mitgenommen.«
»Ihr Mann hat nichts dagegen gehabt?« fragte er ungläubig.
»Ich - ich bin verwitwet«, erklärte sie. Die Lüge kam ihr nur schwer über die Zunge. »Außerdem habe ich keine Familie. Cori - Cori wollte uns nicht mitnehmen, weil Michael noch zu klein war, aber ich habe darauf bestanden. Ich wollte nicht, dass sie die lange Reise allein unternimmt. Sie ist alles, was ich habe - außer Michael.«
»Es fällt mir schwer, diesen Brocken zu schlucken, Mrs. Merrill«, sagte Jared kühl. »Ich hätte Corinne mehr Verstand zugetraut. Von seiner Größe her kann Ihr Sohn gerade erst geboren sein. Und auch Sie dürften sich kaum in der Verfassung für eine solche Reise befunden haben. Wie konnte Corinne nur so tollkühn sein?«
»Ich sagte doch schon, dass Michael für sein Alter klein ist, Mr. Burkett. Er ist fünf Monate alt. Als wir Boston verlassen haben, war er zwei Monate.«
Florence wußte, dass ihre Lügen nicht überzeugend klangen. Sie betete darum, Jared möge ihr glauben.
»Jetzt ziehen Sie ihn schon um oder füttern Sie ihn oder irgendwas!« sagte Jared grob, als Michael nicht zu weinen aufhörte. »Ich kann das nicht ertragen.«
Als er das Zimmer verließ, seufzte Florence erleichtert auf. Michael brauchte Milch. Er brauchte seine Mutter. Nachdem Jared ihn gesehen hatte, bestand für sie kein Anlaß mehr, ohne Corinne nach Boston zurückzukehren.
Sobald sie Michael beruhigt hatte, ging sie wieder hinüber. Jared stopfte Corinnes Sachen achtlos in Taschen.
»Nachdem ich gesehen habe, wie ekelhaft und unausstehlich Sie sind, Mr. Burkett, habe ich meine Meinung geändert. Ich habe nicht die Absicht, Cori allein in Ihrer Obhut zu lassen.«
»So - unausstehlich? Bin ich das?« knurrte Jared.
»Gewiss doch.«
Jared lächelte. »Dann stehen Sie nicht so untätig herum, Frau! «
Eine Stunde später war die Kutsche so voll, dass für Florence kein Platz mehr war. Jared half ihr neben sich auf den Kutschbock. Sie hielt das Baby auf dem Schoß.
Michael war gerade wieder erwacht und sah gebannt zu den Sternen hinauf. Jared beugte sich hinüber, um ihn anzuschauen, konnte ihn aber in der Dunkelheit nicht gut erkennen.
Als sie den Hügel hinunterfuhren, schüttelte er den Kopf.
»Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass Corinne die Reise mit einem Baby angetreten hat«, bemerkte er beiläufig. »Babys erfordern Geduld, und die hat meine Frau nicht.«
»Sie wären überrascht, Mr. Burkett«, entgegnete Florence und verbarg ihr Lächeln. »Wenn es um Michael geht, hat Cori sogar mehr Geduld als ich. Sie mag ihn wirklich sehr gern.« Um allen zukünftigen Zweifeln vorzubeugen, fügte sie schlau hinzu: »Manchmal könnte man fast glauben, sie sei die Mutter - und nicht ich.«
Florence war über sich selbst entsetzt. Diese Lüge war goldrichtig gewesen, und sie war ihr so leicht über die Lippen gekommen. Was war nur mit ihr los?
Kapitel 25
Corinne schlief noch, als Jared kurz vor Einbruch der Dämmerung in ihr Zimmer trat. Er hielt die Lampe so, dass er auf Corinne niederschauen konnte, und erinnerte sich daran, wann er zum letztenmal ihre schlafende Gestalt betrachtet hatte. Morgen war ihr Hochzeitstag. Ob sie daran denken würde?
Jared hatte sich oft an diese Nacht zurückerinnert, ehe Corinne nach Hawaii gekommen war. Er hatte an ihre Schönheit gedacht, an ihr erstaunliches Entgegenkommen und an ihre wilde Leidenschaft, die die seine umso stärker entflammt hatte. Während dieser Augenblicke hatte er vergessen, warum er sie geheiratet hatte. Für diese kurze Zeitspanne war es eine wirkliche Ehe gewesen. Er hatte alles getan, um diese wunderbaren Momente zu vergessen.
Als Corinne sich im Schlaf bewegte und lächelte, fragte Jared sich, wovon sie wohl träumte. Ihr prächtiges Haar lag wie ein Fächer über ihrem Kopf ausgebreitet. Sie wirkte so unschuldig, so kindlich. Obwohl er wußte, dass dies alles nur Täuschung war, hatte er das nahezu unwiderstehliche Verlangen, seine
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