Paradies der Leidenschaft
mochte. Sie bedeutete ihm nichts.
»Warum lässt du sie dann nicht einfach laufen?« fragte er sich laut.
Jared legte sich mit einer zweiten Flasche Rum aufs Sofa. Wieder fiel sein Blick auf ihr Gepäck. Damit würde sie nicht über die Runde kommen. Sie würden bei Drayton anhalten müssen, und sie würde ihn um Hilfe anflehen. Der Gedanke war ihm verhasst. Schließlich fiel ihm ein, dass er noch Zeit hatte und jetzt allein zu Drayton fahren konnte.
Es war halb zehn, als Jared vor dem einstöckigen Haus stand. Drayton musste zu Hause sein, denn durch die Gardinen drang Lichtschein.
Jared grinste hämisch. Erst jetzt wurde ihm bewußt, wie sehr er sich auf dieses Zusammentreffen freute. Leicht schwankend ging er auf die Verandatür zu und bereute die Schnapsmenge, die er sich eingeflößt hatte. Selbst in seinem trunkenen Zustand konnte er Drayton noch in Stücke reißen, doch er hoffte nur, nicht so viel getrunken zu haben, dass er sich nachträglich nicht mehr an diese Nacht erinnerte. Es versprach, ein unterhaltsamer Abend zu werden.
Ehe er angeklopft hatte, hörte Jared aus dem Innern des Hauses das Schreien eines Babys. Verwirrt trat er einen Schritt zurück. Konnte es sein, dass er vor Betrunkenheit das richtige Haus verfehlt hatte? Nein, verdammt, es war das richtige Haus! Wieder stieg er die Stufen zur Veranda hinauf und hämmerte an die Tür.
Mehrere Minuten vergingen. Das Schreien hatte aufgehört. Jared kam zu dem Schluss, er müsste es sich eingebildet haben. Als er erneut klopfte, öffnete sich die Tür, doch war eine Kette vorgelegt.
Durch den Türspalt sah Jared eine winzige Frau. Er blinzelte. Sie konnte nicht größer als ein Meter fünfundfünfzig sein und hatte krauses braunes Haar und braune Augen. Die Frau war kaum älter als er und sah nicht im entferntesten wie eine Haushälterin aus. Hielt Drayton sich vielleicht mehr als eine Mätresse?
»Wo ist Drayton?«
Die Frau schien sich trotz seines kriegerischen Tonfalls hinter der Türkette in Sicherheit zu fühlen, denn sie sagte dreist: »Er ist nicht da - und Corinne auch nicht. Sie können also wieder gehen, Mr. Burkett. Sie sind hier nicht willkommen.«
Als sie die Tür schließen wollte, stellte Jared einen Stiefel in den Türspalt. »Sie kennen mich?«
»Natürlich kenne ich Sie. Ich war an dem unglückseligen Tag in der Kirche, an dem Sie meine Cori geheiratet haben.<<
»Was meinen Sie mit Ihre Cori?« fragte er.
»Seit sie fünf Jahre alt ist, kümmere ich mich um Corinne. Ich bin ihr Mädchen, Florence Merrill.«
Jared musste herzlich über die närrische Vermutung lachen, die er zuvor angestellt hatte, doch dann kam ihm ein Gedanke. »Was, in Teufels Namen, tun Sie hier?«
»Das geht Sie nichts an«, sagte sie schroff.
»Öffnen Sie die Tür, Florence Merrill!« Er hatte seine Stimme gesenkt. »Ich will mit Ihnen reden.«
»0 nein! « Sie schüttelte den Kopf. »Corinne hätte etwas dagegen, wenn Sie in ihrer Abwesenheit ihr Haus betreten.«
Jareds Muskeln spannten sich an, und er zog die Brauen zusammen. »Ich dachte, dies sei Draytons Haus. Wollen Sie damit sagen, dass er sich von meiner Frau aushalten lässt?«
»Sie zahlt für ihn, ja. Darauf hat sie bestanden«, erklärte Florence schnell. »Corinne fühlt sich nicht gern anderen gegenüber verpflichtet.«
»Hat meine Frau auch für ihre anderen Liebhaber bezahlt?« fragte Jared verächtlich.
»Sie wissen genau, warum sie hierhergekommen ist, Mr. Burkett. Sie hatte guten Grund ... «
»Wagen Sie es nicht, diese Hure vor mir in Schutz zu nehmen! « fiel Jared ihr heftig ins Wort. »Wenn Sie diese verfluchte Tür nicht augenblicklich öffnen, trete ich sie ein!«
»Nein!« sagte Florence eingeschüchtert. »Sie haben kein Recht ... «
Jared holte aus. Mit einem Tritt riss die Türkette, und die Tür wurde gegen eine Wand geschleudert. Florence trat zur Seite und sah entsetzt zu, wie Jared sich im Haus umsah.
»Das ist also das kleine Liebesnest, was?« bemerkte er beißend. »Weniger luxuriös als das >Royal Monarch<. Eigentlich ist es sogar ausgesprochen anspruchslos. Kein Kommentar, Florence Merrill?«
»Ich - ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich allein - bin, Mr. Burkett«, stammelte sie. »Was wollen Sie hier?«
»Ich möchte Corinnes Sachen holen. Sie können gleich anfangen, sie einzupacken.«
»Das geht nicht! « keuchte sie. »Das geht wirklich nicht! Corinne wird toben. Sie ... «
»Sie wird Ihnen dankbar sein«, beendete er den Satz für sie.
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