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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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frostigkalten Dämmerung hörte sie zum ersten Mal seine Stimme richtig. Er war ein wenig heiser, doch wahrscheinlich klang er immer so. Die Vögel zwitscherten laut und er sprach immer weiter. Bei einem Wagen, der wahrscheinlich älter war als sie selbst, blieb er stehen und schloss die Türe auf. Sie stieg ein und er setze sich hinters Steuer. Als er den Schlüssel drehen wollte, wandte er den Kopf und starrte sie an, als sie ihren Mantel ablegte. Sie zog ihr wolliges Strickkleid aus und streifte ihre Strumpfhosen ab. Sie trug nichts darunter und ihm wurde ganz schwindlig.
    „Wie alt bist du eigentlich?“ widerholte er , doch sie lächelte nur so zuckersüss wie zuvor und liess sich in den rauen Wollsitz sinken, ohne sich um Brandlöcher oder Flecken zu scheren.
    Er atmete tief und folgte ohne mehr zu denken ihrem einladenden Lächeln, als sie die Arme um seinen Hals legte und den Kopf zurücklehnte, seinen rauchigen Kuss erwartend. Lautlos und seiden war sie, fein wie ein Kätzchen und die Beengung der Rückbank schien sie nicht zu stören.
    Als er heftig atmend gegen sie sank, schob sie ihn mit sanftem Druck von sich und kletterte auf den Vordersitz.
    „Du kannst schon hierbleiben“, meinte er murmelnd. „Kannst auch zu mir mit kommen.“
    Consuelo zog wieder ihr wollenes Kleid über ihre braunseidene nackte Haut an. Sie drehte sich zu ihm um und ihr Lächeln war wie wehmütig, als sie seine noch rundliche Wange streichelte und aus dem Wagen stieg.
     
     
    Nuuk war verärgert. Sie verstand Herrn Musanthin einfach nicht. Es hatte doch überhaupt keinen Sinn, was er da trieb. Er liess halbleere Container aus Übersee kommen, ohne sich mit ihr abgesprochen zu haben, wie sie die Lieferung am besten staffelten. Das Schlimmste aber war, dass er nicht mit sich reden liess. Er tat, wie es ihm beliebte und er es ohne jede Vernunft. Für GreenPower war doch jeder Euro wichtig, was warf er das Geld für solche Nebensächlichkeiten heraus?
    Sie ging mit schnellen Schritten und jeder Schritt hackte in den Asphalt. Heute hätte sie gerne eine leere Wohnung vorgefunden um nachzudenken. Aber sie hatte Gäste, um die sie sich kümmern musste. Zum ersten Mal dachte sie an deren Abreise. Dann schalt sie sich wegen ihrer mangelnden Gastfreundschaft und seufzte.
    Ob sie mit Siegmar über das Problem mit Musanthin sprechen sollte? Er war sicher den sparsamen Umgang mit Ressourcen gewohnt.
    Als sie in die Tür ihrer Wohnung trat, kam ihr der Duft eines exotischen Gerichts entgegen und  Vincent trat aus der Küche in den Eingang.
    „Hattest du einen guten Tag?“ fragte er. Weil die Freundlichkeit aber einen derartigen Gegensatz zu ihrer Stimmung bildete, regte sie die Frage auf.
    „Es geht“, sagte sie nur. „Lass mich mich kurz umziehen.“
    So verschwand sie ins Zimmer, als Vincent sie mit einem kurzen Kuss auf ihre Wange streifte.
    Consuelo und Vincent hatten eine Art Chili con Carne mit Kartoffeln zubereitet. Es schmeckte zugegebenermassen vorzüglich, denn die Sauce war dick und würzig, doch Nuuks Stimmung blieb gereizt.
    Es half ihr umso weniger, dass Vincent plötzlich aufgetaut war. Seine bisherige Distanz schien aufgebrochen, er kam ihr gewissermassen entgegen und umsorgte sie gar.
    Nuuk war die Verbindlichkeit zu viel. Sie hatte seinen Reiz der Unerreichbarkeit so anziehend gefunden und nun, da er sich nicht mehr entzog, war er ihr fast zu viel.
    ‚Wie blöd bin ich eigentlich?‘ fragte sie sich im Stillen. Die Unzugänglichkeit hatte sie am langen Hagen, ihrem ehemaligen Freund, doch so leiden lassen. Nun, da sie sie jemanden gefunden hatte, der nicht kühl und desinteressiert war, da passte es ihr nicht!
    Nuuk schüttelte den Kopf über sich selbst und legte die Gabel nieder. Mochte doch sonst wer verstehen, was sie wirklich wollte.
     
     
    „‘ast du misch vermiisst, Milo?“ fragte die schmeichelnde Stimme am anderen Ende.
    Milo Musanthin musste einen Moment nachdenken, bis er Madame Frisolés Stimme erkannte.
    „Naja“, sagte er langsam.
    „ Ah, tu manque du charme“, erwiderte sie und bekräftigte: „Es fehlt dir einfach an Charme!“
    „Hm, ich hatte nicht mit deinem Anruf gerechnet“, meinte er.
    „Siehst du, das macht einen erfolgreichen Mann aus, dass er mit allem rechnet. Die anderen müssen sich mit Absprachen über Wasser halten. Wie läuft es denn bei euch? Habt ihr guten Absatz?“ fragte sie unverblümt.
    „Es geht, wir hatten ein paar Einbussen wegen schlechter Presse“, bemerkte

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