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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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Probleme, sie können sich einfach nicht benehmen, wissen Sie“, erklärte Frau Lopez abschliessend.
    Diese Zuschreibung hatte Vincent schon ein paar Mal gehört, von Ruiz bei der Polizei, selbst von seinen Kollegen. Aber er konnte sich nicht helfen, etwas an der Begründung schien ihm faul. Er konnte es nicht an Äusserem festmachen, identifizierte noch keinen genauen Anhaltspunkt, es war einfach ein Instinkt, der ihm sagte, dass hier die letzte Frage nicht gestellt sei. So verabschiedete er sich von Frau Lopez, die wieder aufstand, ihm die Hand drückte und vertraulich fragte:
    „Was haben Sie denn am Auge gemacht, Herr Thal, waren Sie ein böser Junge?“
    Dabei legte sie wieder den Kopf schräg und rieb seine Handfläche. Vincent zog die Stirn kraus und erklärte eine Schranktüre für schuldig, um schnellsten Weges das Büro der atomblonden Staatsmatrone hinter sich zu lassen.
     
     
    Vom Regierungsgebäude aus war es ein kurzer Weg zur Polizei. Diesen nahm Vincent unter die Füsse und schlenderte durch das bunte Zentrum von Asunción. Es war eine farbenprächtige Stadt, in deren Strassen Esel und Ochsenkarren ebenso unterwegs waren wie funkelnde Automobile. Des Tags krochen aus ihrer Heimat in den seit dem 18. Jahrhundert in provisorischem Zustand gehaltenen Stadtteilen die vielfältige Schar der Strassenkinder und -Händler, die ein unübersichtliches Allerlei zu verkaufen suchten. Es gab CD-Spieler, Schirmmützen, verschiedene Kleidung und jede Menge von Datenträgern. Auf ihrem Weg von Ciudad del Este hatten sie einigen Schaden genommen, doch wahrscheinlich blieb ohnehin nur die Ausschussware hier. Der Grossteil der importierten Waren wurde umgehend in die umliegenden Staaten exportiert, welche über den inoffiziell zollfreien Zwischenstopp die Preise regulierten. Paraguay aber verhielt sich nach der Ära des Diktators milde und mühte sich nicht um den schnöden Mammon. Im Gegenteil: Es liess sich von allen Seiten berauben und hielt auch die andere Wange hin. Wie die vielen Frauen an den Gehsteigen, die gelassen kleine Kuchen, Abziehbilder oder Strickmützen anboten, pflegte das ganze Land seine milde Subökonomie und wurde von allen Seiten wie Brachland benutzt.
    Am Empfang des Polizeigebäudes fragte Vincent nach Señorita Luz. Da ihn der alternde Pförtner , mit Strähnen fettigen Haares fädig über die Stirn gezogen, erstaunt ansah, beschrieb Vincent kurz das Äussere der jungen Dame, worauf dieser ein gedehntes: „Aah –“ verlauten liess. Er grinste schmierig und griff zum Telefonhörer, indem er seinen Besucher anblinzelte.
    Während Vincent die rühmlichen historischen  Erzählungen über die Polizeigewalt von Asunción las, welche farbenfroh an den Wänden prangten, vergingen einige Minuten, dann trat Luz durch die Tür und kam mit steinernem Gesicht auf ihn zu.
    „Guten Tag“, sagte Vincent in unverbindlicher Stimmlage.
    „Was wollen Sie denn hier?“
    „Die Frage stellen Sie mir öfters. Ich wollte Sie wegen der Vorfälle in La Chacarita etwas fragen: Ich hatte letztens den Eindruck, dass Sie sich dort besser auskennen als Ruiz“, erklärte Vincent sein Anliegen.
    Luz legte den Kopf in den Nacken und verschränke die Arme unter der Brust.
    „Wir haben abgemacht, nicht darüber zu reden“, sagte sie klanglos wie ein Telegramm.
    „Sie werfen mir und meiner Organisation vor, dass wir nicht wissen, was in La Chacarita los ist, aber Sie wollen mir nicht erzählen, was los ist. Warum? Sie kommen doch aus dem Quartier, oder?“fragte Vincent langsam.
    „Seien Sie still, es geht hier niemanden etwas an, woher ich komme!“ zischte Luz und allmählich glaubte Vincent etwas zu begreifen.
    „Vielleicht wollen Sie sich ein andermal mit mir darüber unterhalten?“ fragte er deshalb.
    Luz kniff die Augen noch enger zusammen und dachte offensichtlich nach. Dann legte sie nach Ihrer Gewohnheit den Kopf in den Nacken, um den Eindruck zu erwecken, als blicke sie auf ihn herab.
    „Gut“, sagte sie schliesslich, „El Paisaje ist eine Taverne etwa drei Strassen von hier. Wenn Sie morgen um halb sechs dort sind, werde ich mit Ihnen reden. Aber bilden Sie sich nichts ein!“ schloss sie an.
    Vincent nickte nur und verliess den Vorraum des Polizeigebäudes.
     
     
    Bei seiner Rückkehr ins Büro begegnete er seiner wohlmeinenden Kollegin Patricia, die ihm letztens Kosmetika für sein Veilchen am Auge angeboten hatte. Sie stammte aus dem Süden Paraguays und war bereits seit Jahren im Werk

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