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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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Es war nicht einmal die kleinen Schlechtigkeiten, mit denen es schadete. Das Vernichtende riss die kleinen Schlechtigkeiten an sich, um des Menschen Schuld noch zu vergrössern, dessen magere Seele es da beherrschte. Es war nur sein Wille zu vernichten, denn es kannte nicht des Lebens Segen und die Wahrheit der Schöpfung, keine Zukunft im
    Jetzt.
    Sein Schrei verebbte und ein mattes Gurgeln entrang sich Vincents Kehle.
    „Sieh mich an, Kreatur, und sag mir, wo Consuelo ist!“ widerholte Marcial.
    „Was ist es denn mit dieser Consuelo?“ fragte Vincent.
    Dafür hieb ihm der Scherge mit den Hölzchen ins Gesicht.
    „Du bist so dumm, dass du nicht einmal verstehen kannst, wie wertvoll Consuelo ist. Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, als sie das letzte Mal verschwunden war, aber ihre schwachsinnige Mutter hat behauptet, sie sei bei einer Tante. Was interessiert es mich. Aber du wirst dafür büssen, dass du sie uns weggenommen hast. Vorher verrätst du uns aber noch, wo sie ist. Du kannst es jetzt sagen, oder wir machen so lange weiter, bis du es uns sagst“, sagte Marcial monoton. Es klang wie eine viel zu oft daher gesagte Litanei.
    Auf Vincent machte es kaum Eindruck. Er war in einer Trance der Selbstverleugnung. Das einzige, dessen er sich entsann, war dass er unter keinen Umständen Consuelos Aufenthalt verraten durfte. Was auch immer geschah, was auch immer man ihm antat, er durfte nicht sagen, wo sie war. Er musste sie unter allen Umständen schützen. Es lag nicht mehr in seinem Verstand, das Opfer zu ergründen, das er ihr da brachte. Er wusste nur, was auch immer ihm zustiess würde nur schlimmer, wenn er sie verriet.
    „Wo ist sie?“, widerholte Marcial.
    „Ich dachte, Sie sind ihr Priester. Sind Sie denn nicht in der Lage, die Dämonen zu fragen, die Sie angeblich beherrschen?“ quoll die Frage aus Vincent heraus.
    Das entsetzte Einatmen des Taschenlampenmanns hinter ihm verriet ihm, dass es keine gute Idee gewesen war, Marcial zu ärgern. Doch Vincent hatte dem Drang nicht widerstehen können. Es interessierte ihn wirklich, was ihm dieser darauf antworten würde.
    Marcial liess sich hinreissen. Er versetzte Vincent einen Tritt ins Gesicht, dass sich das Blut aus Vincents Mund ergoss und warm über sein Kinn und seine Brust strömte. Er fühlte harte Splitter, wo seine Zähne zertrümmert worden waren.
    „Du bist so strohdumm, du bist noch viel blödsinniger, als ich es für möglich gehalten habe“, rief Marcial und atmete schneller.
    „Dann sagen Sie mir doch, wie Sie Dämonen austreiben wollen, die Sie nicht beherrschen!“ sagte Vincent undeutlich, denn seine Zunge war geschwollen und er spuckte Blut und zersplitterte Zähne aus.
    „Ich beherrsche alles, alles, was ich beherrschen will!“ stiess Marcial hervor. Er war unglaublich verärgert. Dass dieser Schwachkopf es sich erlaubte, seine Autorität als Priester in der Gemeinde in Frage zu stellen, machte es notwendig, ihm die beiden Schergen ins Jenseits nachzuschicken. Das war schlecht, das machte ihn wütend. Sehr wütend. Marcial musste tief ein und ausatmen, um seinen Informanten nicht in diesem Moment zu beseitigen.
    „Consuelo ist meine Dienerin“, fuhr er fort, den Blick in Vincents verbleibendes offenes Auge gerichtet. „Sie scheucht die Dämonen auf mein Geheiss und zwingt sie, wie ich sie brauche. Sie ist ein dummes Mädchen, sie weiss nicht, was sie tut. Sie ist nur ein Werkzeug. Ihr unumschränkter Meister bin ich, niemand sonst. Wenn du sie mir verdorben hast, werde ich mich rächen. Denn ich beherrsche sie und sie gehört mir. Sie wird das Blutopfer, das du mir bringst , für mich ausschöpfen, wird dich in die Sklaverei treiben, wenn ich dich getötet habe. Denn sie gehorcht mir. “
    Vincent wurde mulmig. Der durchdringende Geschmack des Blutes auf seiner Zunge wurde übermächtig. Er sah in Marcials krötiges Gesicht und stellte bang fest, dass dieser kein ausgefuchster Scharlatan war, sondern dass er wirklich glaubte was er sprach. Dass er wirklich annahm, er beherrsche das Mädchen und durch sie irgendwelche unsichtbaren Viecher.
    „Den Teufel wird sie tun“, sagte Vincent schwach, denn er fühlte seine Sinne schwinden.
    „Du verstehst nicht, du elende Kreatur: Dein Teufel bin ich“, sagte Marcial.
    Vincent nickte Zustimmung , bevor die Dunkelheit ihn umhüllte.
     
     
    Consuelo hatte nur ein paar Habseligkeiten und Geld gepackt, als sie per Anhalter nach Concepcion reiste. Es dauerte quälend lange und nach

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