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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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zehn Stunden Odyssee durch den Chaco erreichte sie endlich die verschlafene Stadt zur Reinen Empfängnis der Heiligen Jungfrau. Doch die aufreibend langen Stunden hatte sie genutzt, um ihren Plan zu gestalten. Als sie ankam, war es später Abend und Consuelo wusste genau, was sie zu tun hatte.
    Sie hatte sich ein Tuch um den Kopf gebunden und sich dunkel gekleidet. Wenn sie den Kopf senkte, glich sie einer altmodischen Witwe und in der Dunkelheit war sie schlecht zu sehen. Nun ging sie unbemerkt nach dem Haus der Gemeinde der Flammenden Herzen. Die meisten Fenster lagen im Dunkeln, nur im Erdgeschoss brannte Licht. Wahrscheinlich war es Zeit für eine der Zeremonien.
    Sie entdeckte den Wagen, dessen Marcial sich bediente, um von seiner Villa in die Gemeinde zu kommen, wo seine Anhänger und Hörigen nach seiner Weisung wohnten. Auf der entgegengesetzten Strassenseite ging sie um das Haus herum. Da stand der Baum, den Vincent zu seinem Einstieg gewählt hatte. Sie konnte im Licht der Strassenlaternen erkennen, dass ein Ast gebrochen war.
    Er musste in das Zimmer der ersten der Frauen von Marcial eingedrungen sein. Sie war dessen treueste Anhängerin und bestimmte, welche der Frauen zum Priester zu gehen hatte, wenn er selbst keine Weisung gegeben hatte. Consuelo hatte die Haremsherrin immer gefürchtet, denn diese hatte ihren besonderen Status in der Gemeinde gegen sie genutzt, um ihr das Leben schwer zu machen.
    In der Mansarde entdeckte sie ein unbestimmtes Flackern und überstark floss der Geruch des Blutes zu ihr herab, sie sah vor sich, wie elend es Vincent ergangen war, sah, was er für sie auf sich genommen hatte und was gelitten. Consuelo seufzte und fühlte Tränen in sich aufsteigen.
    „Oh Himmel, warum ist es nur so furchtbar hier auf Erden?“ fragte sie lautlos die Lippen bewegend.
    Jäh stand vor ihr ein Dämon, den Marcial sie angewiesen hatte einzuladen. Es war ein Wesen, das sich aus den Spasmen kalter Angst ernährte. Es lebte gewissermassen von dem eklen Dunst des Angstschweisses, den es erzeugte. Seine Widerwärtigkeit war schillernd, denn es verstand jeden Menschen nach dessen Schwäche zu schrecken. Ein Dämon der Imitation, der eines je den Menschen Schrecken widerspiegelte. Wer bei Verstand war, fürchtete ihn besonders.
    Das W esen der Dunkelheit erzeugte vor Consuelo die Abgründe der Angst, die sie geglaubt hatte, überwunden zu haben. Doch natürlich hatte sie sie in keiner Weise überwunden. Sie hatte sich in der trügerischen Sicherheit gewiegt, die Vincent ihr geboten hatte. Doch die war nichts, sie zerfloss gegenüber der Realität der Dämonen, deren Gesellschaft Consuelo dereinst gepflegt hatte. Und sie wusste nur zu gut, dass sie immer gestraft werden würde für den Umgang mit Dämonen, denn diese vergassen nie, sie kehrten in jedem Augenblick der Schwäche zurück. Sie waren die nachtragende Mahnung alter Furcht.
    Wüste Erinnerungen, Schmerzen und das kalte Vakuum der Verachtung tauchten vor ihr auf und Consuelo fühlte, sie würde in die Knie gehen, sie würde aufgeben, sie würde auf immer untergehen und kapitulieren vor dem Bösen, dass sie dereinst als Marcials Dienerin in die Welt gebracht hatte. Sie würde vernichtend vernichtet, denn wer würde ihr nicht alles in die Verdammnis folgen müssen.
    Doch da erschien ihr die Kraft des Mutes, die verzweifelte Unerschrockenheit, mit der Vincent sich zu ihr gestellt hatte. Die unbedarfte Sicherheit, mit der er die Existenz des Grauens verneinte, der sie selbst nun gegenüberstand. Sie sah Vincent vor sich, den verlässlichen Vincent, der ihr sagte, es sei nur eine Illusion. Die Wesen der Gegenwelt gäbe es nicht, sie seien das Machtmittel, mit dem Marcial sie zu unterdrücken suchte.
    Natürlich war das Unsinn. Sie sah es doch vor sich, sie sah den Dämon und erkannte sein Wirken und wie er fetter wurde von jedem Schrecken, den er auslöste.
    Doch in ihrer Hilflosigkeit zog sie Vincents Gedanken an sich. Sie bekleidete sich mit dessen Denken wie mit einer Regenpelerine.
    „Dich gibt es nicht. Du bist ein leeres Hirngespinst und zu Nichts wirst du, wenn ich es sage“, sprach Consuelo in die Dunkelheit hinein.
    Da erstaunte der Dämon und wich zurück.
    „Ich vernichte dich, Wicht!“ sprach sie.
    ‚Du weisst ich bin da. Du siehst mich und du kennst mich, denn du hast mir fette Beute geboten, wenn ich hier Einzug halte‘, sprach da der Dämon und schwoll an, mächtig anwachsend, so dass Consuelo aufblicken musste.
    Consuelo

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