Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Poirots Ansicht in Zeiten der Anspannung eine ausgezeichnete Maske bildete.
    Ruhig sagte Poirot: »Wir befinden uns hier in Westshire, nicht wahr? Dann kenne ich den Chief Constable, Major Riddle, sehr gut.«
    »Riddle wohnt ungefähr eine halbe Meile entfernt«, sagte Hugo. »Wahrscheinlich wird er persönlich herkommen.«
    »Das wäre sehr schön.«
    Vorsichtig begann Poirot das Zimmer zu durchsuchen. Er zog den Fenstervorhang zur Seite, betrachtete die bis zum Fußboden reichenden Fenster und drückte mit der Hand leicht dagegen. Sie waren geschlossen.
    An der Wand hinter dem Schreibtisch hing ein runder Spiegel. Das Glas war zersplittert. Poirot bückte sich und hob einen kleinen Gegenstand auf.
    »Was ist das?«, fragte Hugo Trent.
    »Das Geschoss.«
    »Es durchschlug seinen Kopf und traf dann den Spiegel?«
    »Es scheint so.« Poirot legte das Geschoss sehr sorgfältig an dieselbe Stelle zurück, an der er es gefunden hatte. Dann trat er an den Schreibtisch. Einige Papiere waren säuberlich aufgestapelt. Auf der Löschunterlage lag ein einzelner Bogen, auf dem mit großer zittriger Handschrift in Druckbuchstaben das Wort SORRY stand.
    »Das muss er selbst geschrieben haben«, sagte Hugo, »kurz bevor – kurz bevor er es tat.«
    Poirot nickte nachdenklich.
    Wieder blickte er den zersplitterten Spiegel und dann den Toten an. Seine Stirn krauste sich, als wäre er irritiert. Er ging zur Tür hinüber, die mit ihrem herausgerissenen Schloss schief in den Angeln hing. Dass der Schlüssel nicht steckte, wusste er, denn sonst hätte er nicht durch das Schlüsselloch sehen können. Aber auch auf dem Fußboden lag er nicht. Poirot beugte sich über den Toten und tastete ihn vorsichtig ab.
    »Ja«, sagte er. »Der Schlüssel ist in seiner Tasche.«
    Hugo holte sein Zigarettenetui heraus und zündete sich eine Zigarette an. Seine Stimme klang ziemlich heiser.
    »Die Angelegenheit scheint völlig klar zu sein«, sagte er. »Mein Onkel hat sich hier eingeschlossen und erschossen.«
    Poirot nickte grübelnd.
    »Ich verstehe nur nicht, warum er Sie hat kommen lassen. Worum ging es denn?«
    »Das ist ziemlich schwer zu erklären. Während wir auf die Beamten warten, damit sie den Fall übernehmen, könnten Sie, Mr Trent, mir vielleicht genau erzählen, wer die Leute sind, die ich heute Abend bei meiner Ankunft kennen lernte.«
    »Wer sie sind?« Hugo schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein. »Ach so, ja, natürlich. Verzeihung. Wollen wir uns nicht hinsetzen?« Er deutete auf ein kleines Sofa, das in jener Ecke des Zimmers stand, die am weitesten von dem Toten entfernt war. Dann sprach er leicht verkrampft weiter. »Da wäre einmal Vanda – meine Tante, wie Sie wissen. Und Ruth, meine Cousine. Aber die beiden kennen Sie bereits. Das zweite Mädchen ist Susan Cardwell. Sie ist gerade auf Besuch hier. Und Colonel Bury. Er ist ein alter Freund der Familie. Und Mr Forbes, ebenfalls ein alter Freund, daneben aber auch der Familienanwalt und sonst noch einiges. Die beiden waren in Vanda verliebt, als sie noch jung waren, und auf eine nette anhängliche Weise machen sie ihr auch heute noch den Hof. An sich lächerlich, aber doch sehr rührend. Dann ist da noch Godfrey Burrows, der Sekretär des Alten – ich meine: Meines Onkels, und schließlich Miss Lingard, die ihm geholfen hat, die Geschichte der Chevenix-Gores zu schreiben. Sie sucht für Schriftsteller immer die historischen Sachen heraus. Und das wär’s dann wohl, glaube ich.«
    Poirot nickte. Dann sagte er: »Soviel ich verstanden habe, haben Sie also den Schuss, der Ihren Onkel tötete, tatsächlich genau gehört?«
    »Ja, das haben wir. Wir dachten, es wäre ein Sektkorken – wenigstens dachte ich es. Susan und Miss Lingard glaubten, draußen wäre ein Wagen vorbeigekommen und hätte eine Fehlzündung gehabt – die Straße ist ziemlich nahe, wissen Sie!«
    »Und wann war das?«
    »Ach, etwa um zehn nach acht. Snell hatte gerade zum ersten Mal gegongt.«
    »Und wo waren Sie, als Sie den Schuss hörten?«
    »In der Halle. Wir – wir lachten darüber und stritten uns, woher der Knall kam. Jeder äußerte eine andere Meinung, Susan sagte noch: ›Hat jemand noch eine weitere Theorie?‹ Und ich lachte und sagte, Mord käme überall vor! Wenn man es sich jetzt überlegt, klingt es doch ziemlich gemein.«
    In seinem Gesicht zuckte es nervös.
    »Ist Ihnen denn nicht der Gedanke gekommen, Sir Gervase könnte sich erschossen haben?«
    »Nein – natürlich

Weitere Kostenlose Bücher