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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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hängte seinen Mantel auf und machte das Licht an. Sie schrie auf.
    »Was hast du gemacht? Was ist passiert?«
    Sie eilte zu ihm und strich mit dem Finger über die Stiche auf der Stirn. Er zuckte zurück und fing ihre Hand ab.
    »Das tut weh«, sagte er.
    Sie umarmte ihn, presste sich an ihn, begann zu weinen, sah zu ihm auf und strich ihm über das Haar.
    »Oh, ich habe mir solche Sorgen gemacht, was ist denn passiert, was hast du gemacht?«
    Er wich ihrem Blick aus, schob sie von sich, wollte ihren Körper und die harten BH-Körbchen unter dem Morgenmantel nicht spüren.
    »Ich muss mich hinlegen«, sagte er, »ich bin völlig erledigt.«
    Er ging an ihr vorbei in Richtung Schlafzimmer, aber sie packte seinen Arm und hielt ihn zurück.
    »Nun sag doch!«, schrie sie unter Tränen. »Was ist passiert? Hast du einen Unfall gehabt?«
    Er sah sie an. Sie war völlig aufgelöst. Ihr Haar war zerzaust und ihr Gesicht von den feuchten Spuren der Tränen überzogen. Er suchte nach Worten, fand nichts und blieb wie gelähmt stehen.
    Sie trat mit farblosen Lippen einen Schritt näher.
    »Begreifst du denn nicht, was für eine Angst ich gehabt habe?«, flüsterte sie. »Was wäre denn gewesen, wenn ich dich verloren hätte, was hätte ich denn dann tun sollen?«
    Sie schloss die Augen und weinte. Er starrte sie an, hatte sie noch nie so fassungslos gesehen, seine Ehefrau, die Frau, der er versprochen hatte, sie zu lieben, bis der Tod sie scheide.
    »Wenn dir etwas zugestoßen wäre, dann wäre ich gestorben«, sagte sie, öffnete die Augen und starrte in seine.
    Das schlechte Gewissen traf ihn mit voller Wucht und drohte ihn zu ersticken, mein Gott, was hatte er getan, oh, Gott, war er denn noch ganz bei Trost?
    Er zog sie an sich, umarmte sie fest und strich ihr über die Haare.
    Sie weinte an seiner Hemdbrust, weinte genau wie die andere…
    »Entschuldige«, flüsterte er. »Ich habe… die ganze Nacht in der Notaufnahme gesessen.«
    Sie machte sich los und blickte zu ihm auf.
    »Warum hast du nicht angerufen?«
    Er zog sie wieder an sich, konnte ihren Blick einfach nicht erwidern.
    »Es ging nicht«, sagte er. »Ich war die ganze Nacht in Behandlung, du weißt schon, beim Röntgen und so…«
    »Aber was ist denn passiert?«
    Plötzlich stieg ihm der Geruch von Sex in die Nase, ein Geruch, der von seinem Körper ausging und dort absolut nichts zu suchen hatte. Er schluckte und streichelte ihren Rücken, den rauen Frotteestoff ihres Morgenmantels.
    »Mach uns einen Kaffee«, sagte er, »ich muss duschen. Dann werde ich dir alles erzählen, es ist eine lange Geschichte.«
    Sie ließen sich los und sahen sich in die Augen. Er hielt ihrem Blick stand und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Mach dir keine Gedanken«, sagte er und küsste sie auf die Stirn.
    »Ich liebe dich.«
    Sie küsste ihn aufs Kinn und ging in die Küche. Er ging ins Badezimmer, stopfte seine Kleider in den Wäschekorb und stellte sich unter die heiße Dusche. Sie war auf seinem ganzen Körper, in jeder Pore, er roch sie überall, ihr Duft stieg zusammen mit dem Wasserdampf auf und füllte das ganze Badezimmer. Er spürte den harten kleinen Körper wieder unter sich, die weichen Brüste, die wirren, wilden Haare, schloss die Augen und blickte in diese bodenlosen dunklen Augen, und sein Penis wurde wieder steif. Er drehte das kalte Wasser auf und schrubbte seinen Schritt mit WellaShampoo.
    Seine Verzweiflung wurde größer. Er wusste nicht, was er tun sollte.
    Wieder eine Besprechung der Redaktionsleitung. Er tat wirklich nichts anderes, als den ganzen Tag in Besprechungen zu sitzen.
    Wie schaffte man es bloß, eine Zeitung zu produzieren, wenn alle die ganze Zeit über nur herumsaßen und schwafelten?
    Anders Schyman gab sich alle Mühe, sich seine schlechte Laune nicht anmerken zu lassen. Fortwährend als der stets verantwortungsbewusste, mitfühlende und einfühlsame Chef durch die Gegend zu laufen ging ihm allmählich auf die Nerven.
    Auf der anderen Seite war er es gewohnt, dass sich alle wie im Kindergarten benahmen, und die publizistischen Diskussionen waren sein täglich Brot. Es war etwas anderes, Neues, das ihn so viel Kraft kostete.
    Der Machtkampf.
    Das war er nicht gewohnt. Jede Stelle, jeden Posten hatte er bekommen, weil jemand ihn dort haben wollte. Man hatte ihn mit Einfluss ausgestattet, ohne dass er dafür hätte kämpfen müssen, und er hatte vom Tisch der Macht gegessen, ohne dass er zuvor eine Beute hätte erlegen und schlachten

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