Paradies
ein Versprechen, sie anzurufen. Sie suchte in der Küche, im Flur und im Wohnzimmer, riss die Bettbezüge hoch, um sicher zu sein, dass er nichts auf das Kissen gelegt hatte, einen Zettel, der irgendwo dazwischengefallen war, sie zog das Bett zur Seite und suchte darunter.
Nichts.
Sie versuchte Ordnung in ihre Gefühle zu bringen, Glück, Verlassenheit, Leere, Zuversicht, jubelnder Rausch.
Sie legte sich zwischen Laken und Betttuch und starrte wieder an die Decke.
Seligkeit. Nie zuvor hatte Annika sie empfunden, nicht so. Als sie mit Sven zusammen war, gab es immer den dunklen Unterstrom in ihrer Liebe, den Zwang zur Leistung, die Forderung nach Glück.
Das hier war anders. Warm, leicht, eigenartig, fantastisch.
Sie legte sich auf die Seite und zog die Beine hoch, sein Sperma klebte noch zwischen ihren Schenkeln. Sie zog sich das Betttuch über den Kopf und sog seinen Duft ein.
Thomas Samuelsson, Verwaltungsbürokrat.
Sie lachte laut auf, ließ ihren brodelnden Gefühlen freien Lauf.
Thomas Samuelsson mit seinen glänzenden Haaren und seinem breiten Brustkorb und einem Mund, der küssen und liebkosen und saugen und beißen konnte.
Sie rollte sich zu einem kleinen Ball zusammen, wiegte sich selbst, summte vor sich hin.
Sie wusste es. Sie war sich vollkommen sicher. Sie wollte ihn haben, Thomas Samuelsson, den Verwaltungsbürokraten.
Sie setzte sich auf und griff nach dem Telefon.
»Thomas Samuelsson ist krankgeschrieben«, sagte die Telefonistin der Gemeinde Vaxholm. »Er ist das Opfer eines Überfalls geworden. Wir sind alle ziemlich schockiert.«
Annika lächelte, da sie wusste, dass man sich um den Sozialkämmerer keine großen Sorgen machen musste, dankte und legte wieder auf. Sekundenlang blieb sie zögernd mit dem Hörer in der Hand sitzen. Dann wählte sie die Nummer, die achtstellige Privatnummer, und wartete mit klopfendem Herzen, als es klingelte, bald war er wieder bei ihr, bald. Sie lächelte, und ihr wurde warm ums Herz.
»Samuelsson.«
Sie war zu Hause, Eleonor war nicht in der Bank, sie war zusammen mit ihm zu Hause.
»Hallo? Wer ist am Apparat? Was soll denn das?«
Annika legte langsam den Hörer auf, sie hatte einen trockenen Mund bekommen, verdammt. Die glitzernde Begierde versank, die Einsamkeit klopfte an.
Sie sah die beiden zusammen, deutlich konturiert den Mann und undeutlicher die Frau, den Jugendtraum. Sie schluckte, ihr fehlgeschlagener Versuch, mit ihm zu sprechen, nagte an ihr. Sie zog ihren Jogginganzug an, drehte eine Runde durch die Wohnung, ging zur Toilette, dann in die Küche, wo sie Kaffee kochte, und setzte sich mit ihren Aufzeichnungen und dem Telefon an den Küchentisch.
Thomas Samuelsson und seine Frau, verdammt.
Sie rief Anne Snapphane an, aber sie war nicht zu Hause, dann ihre Mutter, aber keiner ging dran, und schließlich die Station im Kullbergska, aber ihre Großmutter schlief.
»Ich komme heute Abend«, teilte sie der Stationsschwester mit.
Anschließend wählte sie die Durchwahl von Berit Hamrin, keine Antwort. Stattdessen versuchte sie es bei Anders Schyman. Es war nicht besetzt. Sie wollte gerade wieder auflegen, als er, ein wenig außer Atem, an den Apparat ging.
»Beschäftigt?«, fragte sie.
»Ich komme gerade aus einer Besprechung«, antwortete er. »Wie geht es Ihnen?«
Sie bekam einen Anflug von schlechtem Gewissen, eigentlich sollte sie ja krank sein.
»Es geht so«, sagte sie. »Ich war gestern in Järfälla, beim Haus der Stiftung. Das war interessant.«
Sie hörte Lärm, Möbelrücken.
»Ich hatte Ihnen doch gesagt, Sie sollten nicht daran denken.«
»Mir ging es gut«, erwiderte sie, »also habe ich einen Spaziergang gemacht. Die Angaben meiner Informantin scheinen jedenfalls zu stimmen. Ich habe das Büro dort durchsucht, konnte aber, abgesehen von Rechnungen, keine Spuren der Arbeit dieser Stiftung entdecken. Sie versteht es wirklich, sich gut bezahlen zu lassen.
Alle Aktenordner im Regal waren leer…«
»Moment mal«, warf der Redaktionsleiter ein. »Rebecka Björkstig hat Sie in ihr Büro gelassen?«
Sie schloss die Augen und biss für einen Moment die Zähne zusammen. »Nicht direkt«, sagte sie. »Aber eingebrochen bin ich im Grunde genommen auch nicht. Ich war eingeladen und habe die Schlüssel bekommen.«
»Von Rebecka Björkstig?«
»Von ihrer Mieterin. Und als ich da war, kam Rebecka Björkstig zusammen mit einem Mann, vielleicht ihrem Bruder…«
»Und Sie hielten sich in ihrem Haus auf?«
Annika war plötzlic h
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