Paradies
Kopf war vollkommen leer. Darauf war er beim besten Willen nicht vorbereitet gewesen. Die Möglichkeit, dass die Partei den geplanten eleganten Abgang des Chefredakteurs, doch noch vereiteln könnte, war ihm nie in den Sinn gekommen.
»Aha«, sagte er ausdruckslos. »Können wir jetzt den Tag durchgehen?«
Alle begannen, mit ihren Papieren zu rascheln, in Zeitungen und Bildern zu blättern und leise Bemerkungen der Zufriedenheit oder des Missvergnügens auszustoßen. Torstensson blieb mit leeren Händen auf seinem Stuhl sitzen.
»Pelle«, sagte Schyman, »halt bitte mal die Fotos von der Betrügerin hoch.«
Der Bildredakteur zeigte Abzüge von ein paar Bildern, die am gleichen Morgen in Järfälla aufgenommen worden waren. Sie zeigten Rebecka Björkstig in Handschellen, die zusammen mit drei Polizisten auf einen Streifenwagen zuging.
»Torstensson«, sagte Anders Schyman, »was ist Ihre Position in der Diskussion über die Veröffentlichung des Namens?«
Der Chefredakteur zuckte zusammen.
»Bitte?«
»Ob wir Namen und Bild bringen sollen?«, sagte der Redaktionsleiter. »Finden Sie, dass man im Fall von Rebecka Björkstig eine Anzeige wegen schwerer Verleumdung riskieren sollte?«
»Wem?«, fragte Torstensson verwirrt.
Ich bin ein schlechter Mensch, schoss es Anders Schyman durch den Kopf. Ich weiß haargenau, wie wenig der Chefredakteur kann und weiß, und mache ihn hier vor allen Leuten lächerlich.
»Wir können es morgen sowieso nicht auf der ersten Seite bringen«, fuhr Schyman freundlich fort. »Also, was meinen Sie, Torstensson?«
»Warum können wir es nicht auf der ersten Seite bringen?«, fragte der Chefredakteur zurück.
Schyman ließ die Stille für sich sprechen, die Einsicht durfte ungehindert in die Köpfe aller Umsitzenden sacken. Sie wussten, warum man die gleiche Geschichte nicht an drei aufeinander folgenden Tagen auf Seite eins und als Aushänger bringen konnte.
Der Verkauf ging am dritten Tag fast immer zurück, egal, wie gut die Geschichte war. Die Hauptschlagzeile am dritten Tag zu wechseln war Grundregel Nummer eins. Alle kannten diese Regel, nur der Chefredakteur nicht.
»Das ist ein verdammt gutes Bild«, meinte Schyman. »Ich schlage eine Skybox vor, eng beschnitten, noch gepixelt. Die Anonymität bleibt gewahrt, es sei denn, Sie wären anderer Ansicht.«
Er sah zum Chefredakteur hinüber, der den Kopf schüttelte.
»Okay«, sagte Schyman. »Was haben wir stattdessen?«
Alle Redakteure begannen nun energisch zu rascheln, voller Enthusiasmus über die Aussicht, dass eventuell etwas aus der eigenen Abteilung ganz vorne gebracht werden könnte.
»So verdienen Sie an der neuen Telia-Aktie«, schlug der adrett gekleidete Kollege aus der Abteilung Arbeit und Geld vor.
Alle kommentierten den Vorschlag mit Einwänden.
»Ich sehe keine Freudensprünge«, meinte Schyman und lächelte.
»Weitere Vorschläge?«
»Wir haben einen Politiker ausgemacht, der seine Parteikreditkarte für private Einkäufe genutzt hat«, schlug Ingvar Johansson vor.
Alle stöhnten auf, das machten doch wirklich alle, einen Politiker zu finden, der das
nicht
getan hatte, das wäre was gewesen.
»In Motala hat die Gemeinde den Zivi eines geistig behinderten Kindes gestrichen. Der Junge wird von seiner allein erziehenden Mutter versorgt, die von Sozialhilfe lebt. Die Mutter hat angerufen, geweint und gesagt, jetzt könne sie einfach nicht mehr. Es ist die Frage, ob wir die Sache verfolgen wollen, wir haben immerhin gerade erst eine ähnliche Geschichte gebracht.«
»Das Thema hat Berührungspunkte zu der Geschichte um die Stiftung«, meinte Schyman. »Wir können ja abwarten, bis wir die eine Story abgeschlossen haben. Etwas anderes?«
»Wir müssen die Jas-Testflüge recherchieren«, sagte der Leiter der politischen Redaktion. »Jeden Moment kann uns ein Flugzeug auf den Kopf fallen.«
Die versammelten Männer wachten auf, was denn für Testflüge, wo denn, wann denn?
»Sie beginnen heute Mittag«, erwiderte der Redakteur. »Es ist eine ganze Reihe ausländischer Potentaten eingeladen worden, um die Flugzeuge vor einem eventuellen Ankauf zu begutachten, und dann gibt es natürlich eine noch größere Zahl von Eingeladenen, die spionieren, um ihr Wissen auf den neuesten Stand zu bringen.«
»Das müssen wir untersuchen«, sagte Schyman. »Aber wie sich das in der Zeitung niederschlägt, hängt davon ab, was wir finden.
Keine Informationen aus zweiter Hand, bitte. Weiter?«
»Wir werden eine
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