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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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es dunkel. Das schwächer werdende Tageslicht schaffte es nicht durch die Ritzen und überließ das Brennholz und die Spinnweben der Dunkelheit und den Schatten.
    Ratko drückte sie auf einen Hackklotz in einer Ecke. Die Angst kroch ihr den Rücken hinauf, die Wände schwankten. Er legte ein Seil um den Klotz und fesselte ihre Beine an ihn. Dann beugte er sich zu ihr hinab und zischte mit harter und leiser Stimme in ihr Ohr.
    »Ich stelle hier die Fragen«, sagte er, »und du antwortest. Es hat keinen Sinn, den harten Hund zu spielen, früher oder später reden doch alle. Du ersparst dir also eine Menge Schmerzen, wenn du gleich redest.«
    Sie atmete schnell, geriet in Panik. Ratko griff nach seiner Sporttasche, wühlte darin und zog eine Maschinenpistole heraus. Er baute sich vor ihr auf und hielt die Waffe genau in Höhe ihres Gesichts.
    »Die Ladung«, sagte er. »Wo ist sie?«
    Sie schluckte, atmete, atmete, schluckte.
    »Die Ladung!«, schrie er. »Wo zum Teufel ist sie?«
    Sie zitterte am ganzen Körper. Sie schloss die Augen, konnte nicht sprechen.
    »Wo?!«
    Sie spürte die Mündung der Waffe an ihrer Stirn und begann in ihrer Panik zu weinen.
    »Ich weiß es nicht!«, stotterte sie. »Ich bin Aida nur ein einziges Mal begegnet.«
    Er nahm die Waffe weg und gab ihr eine Ohrfeige.
    »Hör auf, solchen Blödsinn zu reden«, sagte er und griff nach ihrer Halskette. »Du trägst Aidas goldene Halskette.«
    Sie zitterte, und die Tränen liefen über ihr Kinn den Hals herab.
    »Sie hat sie mir geschenkt«, flüsterte sie.
    Regungslos saß sie da, konnte nicht denken und war wie gelähmt vor Angst. Der Mann ließ die Kette los und schwieg eine Weile.
    Sie spürte seine Blicke.
    »Wer bist du?«, fragte er leise.
    Sie holte Luft.
    »Ich bin… Journalistin. Aida rief bei meiner Zeitung an. Sie brauchte Hilfe. Ich habe mich mit ihr in einem Hotelzimmer getroffen. Dann bist du gekommen und… ich habe dich reingelegt.
    Anschließend habe ich Aida eine Telefonnummer von Leuten gegeben, die ihr helfen sollten zu…«
    »Warum hast du mich reingelegt?«
    Sein Ausruf zerriss ihre atemlose Erklärung.
    »Ich wollte Aida retten«, flüsterte sie.
    Der Mann bewegte sich, und sein Gesicht tauchte direkt vor ihrem auf.
    »Wer war der Mann auf der Beerdigung?«, fragte er, und seine Augen funkelten.
    Annika starrte ihn an und verstand nicht.
    »Wer?«
    »Der Offizier«, schrie er, »du verdammte dämliche Hure! Wer zum Teufel war der Offizier?«
    Sie schloss fest die Augen, spürte seinen Speichel auf ihrem Gesicht.
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte sie.
    »Worüber hast du mit ihm geredet?«
    Sie schnappte ein paar Mal schnell nach Luft.
    »Ich… habe ihn genau das gefragt, wer er ist… und woher er Aida kannte.«
    »Und was hat er gesagt?«
    Sie zitterte und antwortete nicht.
    »Was hat er gesagt?!«
    »Ich weiß es nicht«, weinte Annika. »Er sagte Bijeljina, als er am Grab stand, Bijeljina, Bijeljina, da bin ich mir sicher…«
    Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie begriff, dass Ratko verstummt war.
    »Bijeljina?«, meinte er skeptisch. »Ihre Heimatstadt?«
    Annika nickte.
    »Ich glaube schon.«
    »Was noch?«
    »Ich kann kein Serbokroatisch.«
    »Was haben die Wachhunde gesagt?«
    Sie blickte verwirrt zu ihm auf.
    »Welche Hunde?«
    Er fuchtelte mit der Waffe vor ihrem Gesicht herum.
    »Die Wachen, die RDB-Typen aus der Botschaft, die Typen in den grauen Mänteln! Was haben sie gesagt?«
    Sie durchforstete ihr Gedächtnis.
    »Ich weiß es nicht! Nichts, was ich verstehen konnte.«
    »Mir ist scheißegal, was du verstehst! Was haben sie gesagt?«
    Er setzte die Mündung der Maschinenpistole wieder an ihre Stirn.
    Sie machte sich kleiner, schloss die Augen und keuchte mit halb geöffnetem Mund.
    »Wenn du nicht reden kannst«, meinte Ratko, »brauchst du im Grunde auch keinen Mund, nicht wahr?«
    Er schob die Mündung in ihren Mund, sie schlug an ihre Zähne.
    Sie spürte den metallischen Geschmack und die Kälte, Dunkelheit zog durch ihr Gehirn, und sie schwankte.
    »Was haben die Wachhunde gesagt? Willst du es mir jetzt erzählen?«
    Dunkelheit, Kälte, hatte sie die Augen geschlossen, oder war der Tag vorbei?
    »Zum letzten Mal, was haben die Leibwächter zu dem Offizier gesagt? Willst du es mir nicht erzählen?«
    Sie nickte langsam. Die Mündung wurde entfernt und schlug dabei wieder an ihre Zähne. Jetzt konnte sie wieder atmen, am liebsten hätte sie sich übergeben.
    »Es gab da etwas, was sie mehrere Male

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