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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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nichts, verglichen mit allem, was sonst noch so kommt. Es werden unglaubliche Mengen von Zigaretten geschmuggelt. Die Schmuggler haben das Rauschgift aufgegeben und schmuggeln stattdessen Tabak. Seit der Staat die Steuern erhöht hat, werfen Zigaretten genauso viel ab wie Heroin, und das bei einem wesentlich niedrigeren Risiko. Rauschgift in Millionenwert bringt einen ins Gefängnis, bis man verrottet, Zigarettenschmuggel wird kaum bestraft. Sie versuchen es mit doppelten Planen, Zwischenböden, hohlen Stahlträgern…«
    »Einfallsreiche Typen«, sagte Annika.
    »Unbestritten«, erwiderte der Zollbeamte.
    Annika nahm Anlauf. »Wissen Sie, wer die Toten waren?«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Nein. Habe sie vorher noch nie gesehen.«
    Annika sperrte die Augen auf.
    »Dann haben Sie die Leichen gesehen?«
    »Ja. Sie lagen da hinten, als ich kam. Direkt in den Kopf geschossen.«
    »Gott, wie furchtbar«, meinte Annika.
    Der Zollbeamte zog eine Grimasse, stampfte Leben in seine Füße.
    »Na, jetzt wird es aber bald Zeit, den Laden dicht zu machen.
    Wollten Sie sonst noch etwas wissen?«
    Annika sah sich um.
    »Nur, was sich in diesen Häusern befindet.«
    Der Zollbeamte zeigte auf die einzelnen Gebäude und erklärte es ihr.
    »Lagerhalle acht. Steht im Moment leer. In der Zwei dahinten sind der Tallinn-Terminal und der Seezoll. Alle Gütertransporte aus Tallinn müssen erst dahin und ihre Papiere vorzeigen, ehe sie zu uns kommen.«
    »Was sind das für Papiere?«
    »Frachtbriefe, jede einzelne Kiste samt Inhalt muss aufgeführt sein. Dann bekommen sie den hier, den sie bei uns vorzeigen müssen.«
    Der Mann zog einen knallgrünen Papierstreifen mit Stempeln, Unterschriften und den Buchstaben IN hervor.
    »Und Sie kontrollieren jedes einzelne Ding?«, fragte Annika.
    »Das meiste, aber alles schaffen wir nicht.«
    Annika lächelte verständnisvoll.
    »Wann überspringen Sie denn einen Wagen?«
    Der Zollbeamte seufzte.
    »Wenn man die Hecktüren aufmacht und die Paletten und Kartons vom Boden bis zur Decke gestapelt sind, kann es schon einmal vorkommen, dass einem die Lust vergeht. Wenn wir so einen Lastwagen überprüfen wollen, müssen wir ihn in die Sieben drüben auf dem Containergelände bringen und alles ausladen, die Ladung mit Hilfe von Gabelstaplern rausholen. Wir haben hier zwar Zollbeamte, die ausgebildete Gabelstaplerfahrer sind, aber so viel Personal haben wir nun auch wieder nicht.«
    »Nein, das verstehe ich«, sagte Annika.
    »Dann sind da noch die verplombten Wagen, die Schweden mit versiegeltem Laderaum passieren. Niemand darf Teile der Fracht entfernen, hinzufügen oder austauschen, ehe der Transport das vorgesehene Empfängerland erreicht hat.«
    »Sind das die Wagen, auf denen TIR steht?«
    Der Mann nickte.
    »Es gibt auch noch andere Formen der Versiegelung, aber TIR ist die bekannteste.«
    Annika streckte die Hand aus.
    »Was machen denn die ganzen Sattelschlepper hier?«
    Er drehte sich um und sah zu dem Parkplatz mit den vielen Aufliegern hinüber.
    »Da draußen stehen die Frachten, die ins Baltikum sollen und auf eine Fähre warten, oder Sachen, die verzollt worden sind und auf den Weitertransport in Schweden warten.«
    »Mietet man diese Stellplätze?«
    »Nein, man stellt sich einfach hin. Niemand weiß wirklich, wer da alles steht. Oder warum oder wie lange. Da kann alles Mögliche drin sein.«
    »Auch die eine oder andere eingeschmuggelte Stange Zigaretten?«
    »Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit.«
    Sie lächelten sich an.
    »Danke, dass Sie sich ein wenig Zeit für mich genommen haben«, sagte Annika.
    Gemeinsam gingen sie zur Einfahrt des Freihafens. Als sie gerade auf der Höhe der Polizeiabsperrung waren, wurden die Scheinwerfer eingeschaltet und warfen ihr unbarmherziges Licht über das Gelände.
    »Verdammt tragische Geschichte«, meinte der Zollbeamte. »Junge Kerle, kaum zwanzig Jahre alt.«
    »Wie sahen sie aus?«, wollte Annika wissen.
    »Die Jungs wussten nicht, was ein richtiger Winter ist«, antwortete der Zollbeamte. »Sie müssen höllisch gefroren haben, trugen feine Lederjacken und Jeans. Nichts auf dem Kopf oder an den Händen. Sportschuhe.«
    »Wie lagen sie?«
    »Fast schon aufeinander, beide mit Löchern im Kopf.«
    Der Zollbeamte klopfte sich mitten auf die Stirn.
    Annika blieb stehen.
    »Hat denn keiner etwas gehört? Gibt es hier nachts kein Wachpersonal?«
    »Es gibt Wachhunde in allen Lagerhäusern, außer in der Acht, die leer steht. Sie bellen wie

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