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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Annika fest.
    »Hat man Sie wieder aus der Versenkung geholt?«, erkundigte sich der Kriminalbeamte.
    »Keine Chance«, erwiderte Annika. »Ich fresse immer noch Dreck. Haben Sie Zeit für ein paar kurze Fragen?«
    Der Mann stöhnte auf.
    »Ich habe hier zwei Typen«, meinte er, »denen man eine Kugel ins Hirn verpasst hat.«
    »Oh, je«, sagte Annika. »Das klingt schmerzhaft. Sind Sie sicher, dass es Jugoslawen sind?«
    »Vergessen Sie es«, sagte Q.
    »Okay. Ein paar generelle Fragen zu verschiedenen ethnischen Gruppierungen. Was machen die… Südamerikaner?«
    »Ich habe keine Zeit.«
    Annika spielte jetzt die Zerknirschte.
    »Nur ein bisschen?«, quengelte sie.
    Der Kriminalkommissar lachte lauthals auf.
    »Kokain«, sagte er. »Aus Kolumbien. Wir haben letztes Jahr über hundert Prozent mehr beschlagnahmt.«
    »Die Balten«, hakte Annika nach und machte sich rasend schnell Notizen.
    »Zum Teil Zigaretten. Viele gestohlene Autos. Wir glauben, dass Schweden allmählich zu einem Transitland für gestohlene Autos wird, Autos, die in Italien und Spanien gestohlen und durch ganz Europa direkt hierher geschafft werden, um anschließend mit Fähren ins Baltikum und nach Russland überführt zu werden.«
    »Okay, weitere Gruppen, Sie kennen sich besser aus als ich.«
    »Die Türken haben früher den Handel mit Heroin kontrolliert, aber in den letzten Jahren haben die Kosovo-Albaner das Geschäft übernommen. Die Russen waschen Geld, bis heute haben sie bei uns bereits eine halbe Milliarde in Immobilien investiert.
    Die Jugoslawen schmuggeln vor allem Zigaretten und Alkohol und haben ansonsten eine Reihe von Spielklubs und erpressen Schutzgelder. Manchmal benutzen sie Restaurants als Deckmantel. Reicht das?«
    »Machen Sie ruhig weiter«, erwiderte Annika.
    »Die Motorradgangs treiben Geld ein und verdingen sich als Schläger. Sie bestehen durch die Bank aus Schweden oder anderen Skandinaviern. Die Pornomafia wird ebenfalls von Schweden gesteuert, aber das wissen Sie ja…«
    »Ha, ha, ha«, sagte Annika trocken.
    »Wirtschaftsdelikte werden fast immer von schwedischen Männern verübt. Sie arbeiten oft in verschiedenen Konstellationen zusammen, plündern Unternehmen, pfuschen mit der Mehrwertsteuer, solche und ähnliche Betrügereien. Einige haben bezahlte Schläger. Wir haben auch schon ein paar Banden aus Gambia gehabt, die mit Heroin gehandelt haben.«
    »All right«, sagte Annika. »Das reicht für eine Übersicht.«
    »Es ist mir immer ein Vergnügen, Ihnen behilflich sein zu können«, erwiderte er säuerlich und legte auf.
    Annika lächelte. Er war ein Schatz.
    »Was machst du?«, fragte Jansson mit einer Plastiktasse in der Hand.
    »Schreiben«, sagte Annika.
    Sie schrieb die Übersicht, fügte ihre Signatur hinzu und schickte den Text in den Stehsatz hinüber.
    »Ich dreh mal eine Runde«, sagte sie.
    Jansson reagierte nicht.
    Die Sinnlosigkeit gewann wieder die Oberhand.
    Die Frau hustete dumpf und hohl. Ihr Kopf platzte fast vor Schmerzen, und die Wunde auf der Stirn pochte. Der leichte Schüttelfrost ließ auf eine erhöhte Körpertemperatur schließen, und sie vermutete eine bakterielle Infektion der Atemwege oder der Lunge. Gegen Mittag hatte sie die erste Tablette eines Breitband-Antibiotikums genommen. Die glutroten Ziffern auf dem Radiowecker neben dem Bett zeigten an, dass es Zeit für die nächste war.
    Sie stolperte fröstelnd aus dem Bett, riss ihren Medikamentenbeutel auf, wühlte darin herum und fand das Antibiotikum unter dem Verbandszeug. Sie nahm mehrere Paracetamol gegen das Fieber.
    Die Pillen waren schon alt, hatten sie seit Sarajewo begleitet, das Verfallsdatum war schon ein paar Jahre überschritten. Das ließ sich jetzt nicht ändern, sie hatte keine Wahl.
    Sie kroch wieder ins Bett, am besten versuchte sie sich gesund zu schlafen.
    Aber der Schlaf wollte nicht kommen. Vor ihren geschlossenen Augen spielten sich Szenen ab, Menschen starben, unkontrollierbare Fantasien nahmen Gestalt an, das Fieber stieg. Schließlich kam er, der kleine Junge, mit ausgestreckten Armen, immer rasend schnell, laufend, schreiend, den Tod im Blick.
    Sie stand verärgert auf, hustete, trank einen halben Liter Wasser.
    Sie musste diese Mistkrankheit loswerden, ehe man sie fand. Sie hatte jetzt keine Zeit, krank zu sein.
    Dann riss sie sich zusammen. Was war schon eine Erkältung gegen das, was ihr hätte passieren können? Das Meer hatte sich über ihrem Kopf geschlossen, eiskalt und hart, Dunkelheit und

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