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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Millionen.
    Im Laufe von drei Jahren hatte sie Unkosten in Höhe von gut sieben Millionen gehabt, was einen Gewinn von fast zwölf Millionen Kronen bedeutete.
    Das kann nicht stimmen, dachte sie. Der gesamte Unkostenteil der Rechnung basiert auf Schätzungen und Vermutungen. Vielleicht haben sie viel höhere Kosten, von denen ich noch nichts weiß. Vielleicht sind Ärzte, Psychologen und Juristen angestellt und eine Reihe von Kontaktpersonen, die rund um die Uhr das ganze Jahr über Bereitschaft haben. So etwas kostet natürlich eine Menge.
    Sie packte ihre Sachen wieder in die Tasche, lehnte sich auf ihrem Sitz zurück und überließ sich dem beruhigenden Schaukeln.
    Die Geräusche waren immer gleich, dachte Anders Schyman.
    Stühle scharrten, ein Radio spielte, CNN lief mit leisem Ton, das Rascheln von Papier, eine Kakophonie aus Männerstimmen, die lauter und leiser wurden, kurze, mit Nachdruck geäußerte Sätze.
    Lachen, es erklangen immer harte, schnelle Lacher.
    Die Gerüche, immer Kaffee, leichter Fußschweiß, Aftershave. Der Zigarettenrauch in der ausgeatmeten Luft, Testosteron.
    Die Redaktionsleitung traf sich jeden Dienstag- und Freitagnachmittag, um größere Kampagnen und langfristige Strategien zu diskutieren. Alle waren Männer über vierzig, alle fuhren einen Firmenwagen und trugen exakt die gleichen dunkelblauen Flanellsakkos.
    Er wusste, dass man sie die Flanelllappen nannte.
    Sie trafen sich immer in Chefredakteur Torstenssons schönem Eckzimmer mit Aussicht auf die russische Botschaft. Sie aßen immer Teilchen und Biskuit, Jansson kam immer als Letzter und verschüttete immer Kaffee auf den Teppich, bat niemals um Entschuldigung und wischte ihn niemals auf. Schyman seufzte.
    »Ja, wenn wir dann…«, sagte Chefredakteur Torstensson, und seine Augen flackerten durch den Raum. Niemand beachtete ihn.
    Jansson schlenderte verschlafen herein. Die Haare standen ihm zu Berge, und in seinem Mundwinkel hing eine Zigarette.
    »Hier wird nicht geraucht«, sagte der Chefredakteur.
    Jansson verschüttete Kaffee auf den Teppich, nahm einen tiefen Zug und setzte sich ganz hinten an die entferntere Längsseite des Tisches. Sjölander, der Leiter der Kriminalredaktion, sprach unmittelbar neben ihm in ein Handy. Ingvar Johansson blätterte in einem Stapel Agenturmeldungen, Bild-Pelle lachte prustend über etwas, das der Chef der Unterhaltungsredaktion gesagt hatte.
    »Okay«, meinte Schyman. »Setzt euch, damit wir hier irgendwann auch wieder wegkommen.«
    Das Murmeln wurde schwächer, jemand stellte das Radio ab, Sjölander beendete das Telefonat, Jansson nahm sich ein Biskuit.
    Schyman selbst blieb stehen.
    »Betrachtet man das Ergebnis, hat es sich als die richtige Entscheidung erwiesen, auf den Orkan zu setzen«, sagte Schyman, während die Männer sich zurechtsetzten. Er hielt die Samstagsausgabe in der einen Hand, blätterte mit der anderen in der Konkurrenzpresse.
    »Wir waren vom Anfang bis zum Ende am besten, und das haben wir uns redlich verdient. Wir waren umsichtig und haben unsere Mittel auf eine neue Art und Weise koordiniert. Alle Redaktionen und Arbeitsgruppen haben zusammengearbeitet, und das hat uns eine Stärke gegeben, mit der kein anderer konkurrieren konnte.«
    Er legte die Zeitungen ab. Niemand kommentierte seine Worte.
    Was er gesagt hatte, war kontroverser, als man vielleicht annehmen könnte. Alle diese Männer waren Fürsten auf ihrem Gebiet.
    Keiner von ihnen wollte dem anderen Macht oder Einfluss abtreten. Deshalb konnte es in extremen Fällen sogar so weit kommen, dass die einzelnen Ressort- und Schichtleiter ihre Nachrichten für sich behielten, um sie als Erste in der eigenen Redaktion zu bringen. Wenn sie zusammenarbeiteten, wurde ihre Macht auf eine höhere Ebene in der Hierarchie übertragen, auf die Ebene aus stellvertretenden Chefredakteuren, die der Chefredakteur einführen wollte.
    Er blätterte weiter in den Zeitungen und setzte sich.
    »Die Artikel über den behinderten Jungen scheinen auch Wirkung gezeigt zu haben, die Gemeindeverwaltung will ihren Beschluss offenbar noch einmal überprüfen, um dem Jungen die Hilfe zukommen zu lassen, die ihm zusteht.«
    Es herrschte völlige Stille. Nur CNN und die Belüftung machten weiter wie immer. Anders Schyman wusste, dass die anderen es nic ht mochten, alte Zeitungen durchzugehen. Aufgewärmtes, heute ist ein neuer Tag, man muss nach vorne blicken, um nach oben zu kommen, das war ihre Devise. Der Ressortleiter war anderer Ansicht.

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