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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Er meinte, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen müsse, um sie in Zukunft vermeiden zu können, eine Binsenweisheit, die sich jedoch kaum vermitteln ließ.
    »Wie laufen denn die Vorbereitungen für den Parteitag der Sozialdemokraten?«, fragte Schyman und blickte zum Leiter der Politikredaktion hinüber.
    »Ja, verdammt, wir sind kräftig dabei«, meinte das Flanellsakko und lehnte sich mit ein paar Blättern in der Hand vor. »Calle Wennergren hat einen sauguten Tipp über eine der Ministerinnen bekommen. Offensichtlich hat sie mit ihrer Dienstkreditkarte eingekauft, und zwar Windeln und Schokolade.«
    Die Männer wieherten, ja, zum Teufel, niemals konnten sie mit Geld umgehen! Windeln! Und Schokolade!
    Schyman sah den anderen ungerührt an.
    »So, so«, meinte er. »Und wo ist die Pointe?«
    »Privat«, erwiderte der Mann. »Sie hat Privateinkäufe mit der Dienstkreditkarte getätigt.«
    Alle nickten zustimmend, das war ein Ding!
    »Okay«, sagte Schyman. »Wir werden der Sache nachgehen. Woher kam der Tipp?«
    Empörtes Murmeln war zu hören, über so etwas sprach man nicht. Schyman seufzte.
    »Ja, verdammt noch mal«, sagte er. »Ihr kapiert doch wohl, dass es jemanden gibt, der es darauf angelegt hat, sie fertig zu machen.
    Findet heraus, wer das ist. Das ist vielleicht die Pointe. Der Machtkampf innerhalb der Sozialdemokratie, wie weit sind sie bereit zu gehen, um sich vor dem Parteitag gegenseitig zu schaden.
    Noch etwas? Das Parlament?«
    Sie gingen die einzelnen Themen durch, die in den Ressorts Politik, Unterhaltung, Ausland, Nachrichten in Arbeit waren. Die Leitartikelredaktion machte sich Notizen und gab Kommentare ab, unterschiedliche Standpunkte wurden deutlich gemacht, Richtlinien gezogen.
    »Malochen und Knete?«
    Der Leiter des Ressorts Arbeit & Geld schlug voller Enthusiasmus eine neue Artikelreihe zum Thema Aktienfonds vor, welche Fonds im Kommen waren und welche man besser meiden sollte, welche ethisch vertretbar waren und welche langfristige Sicherheit boten.
    Überschriften wie »So machen Sie Gewinne« verkauften sich immer gut. Alle nickten, das war ganz eindeutig eine gute Sache. Alle Flanelllappen besaßen ein ordentliches Paket Wertpapiere.
    »Die Kriminalredaktion?«
    Sjölander räusperte sich, setzte sich mit einem Ruck auf. Beinahe wäre er auf seinem Stuhl eingenickt.
    »Also gut«, sagte er, »wir haben da den Doppelmord im Freihafen, und wenn man der Polizei Glauben schenken darf, ist das erst der Anfang. Wie ihr der heutigen Ausgabe entnehmen könnt, haben wir als Einzige die Information über den verschwundenen Zigarettenlaster gebracht. Fünfzig Millionen. Sie werden sich wegen dieses Lastwagens gegenseitig umbringen.«
    Alle nickten anerkennend. Das war ein gutes Thema.
    »Und dann haben wir da noch die Privatisierungen im öffentlichen Dienst«, meinte der Chefredakteur, dessen Stimme ein wenig heller als die der anderen war. »Arbeitet schon ein Reporter an der Sache?«
    Schyman ignorierte ihn.
    »Annika Bengtzon hat eine Sache am Laufen, ich weiß noch nicht, was dabei herauskommt. Sie hat irgendeine dubiose Stiftung aufgetan, die Aufgaben übernimmt, mit denen die Sozialämter überfordert sind, sie versteckt Frauen und Kinder, die Morddrohungen erhalten haben.«
    Die Flanelllappen rutschten unruhig auf ihren Stühlen herum, was war das denn jetzt, was denn für eine Stiftung, das klang aber verdammt vage.
    »Annika Bengtzon bringt manchmal gute Sachen, aber sie ist so verdammt fixiert auf alles, was mit Frauen und Kindern zu tun hat«, meinte Sjölander.
    Alle nickten, ja genau, das war eine ewige Litanei, das Thema brachte nicht viel Aufmerksamkeit, hatte keinen hohen Status, war nur schäbig und tragisch.
    »Aber man darf natürlich auch nicht vergessen, wo sie herkommt«, sagte Sjölander, grinste ein wenig, und alle grinsten mit, das stimmte natürlich.
    Schyman beobachtete die Männer schweigend.
    »Wäre die Sache besser gewesen, wenn sie bedrohte Männer verstecken würde?«, fragte er.
    Man begann wieder mit den Stühlen zu rücken, auf die Uhr zu schauen, verdammt, jetzt wurde es aber langsam Zeit, etwas zu produzieren, war man nicht bald fertig?
    Alle brachen auf, das Radio wurde eingeschaltet, es wurde laut.
    Anders Schyman ging mit dem gleichen Gefühl von Frustration zu seinem Büro zurück, das ihn noch jedes Mal nach den Planungsbesprechungen überkommen hatte. Die schematische Aufteilung der Wirklichkeit durch die redaktionellen Leiter der

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