Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
Ausgangspunkt für den Aufbau dieses Schutzsystems. Bei meinen Bemühungen stieß ich auf zahlreiche Menschen in vergleichbaren Situationen. Ich beschloss, mich für sie zu engagieren und eine Verantwortung zu übernehmen, der sich die staatlichen Behörden nicht stellen.«
    »Wer hat Sie bedroht?«, fragte Annika.
    Rebecka Björkstigs Unterlippe zitterte.
    »Die jugoslawische Mafia«, sagte sie. »Haben Sie schon einmal davon gehört?«
    Annika zwinkerte völlig perplex mit den Augen.
    »Was haben Sie denn mit denen zu tun?«
    »Nichts!«, antwortete Rebecka Björkstig heftig. »Das Ganze war nur ein einziges großes Missverständnis! Es war grässlich. Grässlich!«
    Plötzlich stand sie auf.
    »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte sie und lief zur Toilette. Auf dem Tisch blieb ein Haufen zusammengeknüllter Papierservietten zurück.
    Annika sah ihr lange nach. Was zum Teufel war denn das? Noch ein Zigarettendieb?
    Sie trank das lauwarme Wasser und las ihre Aufzeichnungen durch. Trotz der vielen Worte gab es Lücken in der Geschichte, aber sie sah sie noch nicht. Und was hatte nun die jugoslawische Mafia mit der Sache zu tun?
    Die Porzellanfrau brauchte lange. Annika wurde ungeduldig, warf einen Blick auf die Uhr, ihr Zug nach Flen würde bald gehen. Sie bezahlte die Rechnung und hatte ihre Jacke schon angezogen, als Rebecka Björkstig mit klaren Augen und unberührt zurückkehrte.
    »Verzeihen Sie«, sagte die Frau und lächelte. »Die Erinnerungen sind so schmerzhaft.«
    Annika betrachtete sie und beschloss, die Frage in den Raum zu stellen.
    »Haben Sie etwas mit den verschwundenen Zigaretten zu tun?«, fragte sie ein wenig gestresst.
    Rebecka Björkstig lächelte und blinzelte einfältig.
    »Haben Sie Ihre Zigaretten verloren? Ich rauche nicht.«
    Annika seufzte.
    »Ohne die Liste über die Beamten bei den verschiedenen Behörden werde ich nichts schreiben können«, sagte sie. »Es ist wichtig, dass ich sie so schnell wie möglich bekomme.«
    »Selbstverständlich«, sagte Rebecka Björkstig. »Sie werden in Kürze von mir hören. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern vor Ihnen gehen, damit man uns nicht zusammen sieht.
    Könnten Sie noch ein paar Minuten warten?«
    Mission Impossible,
dachte Annika.
The object has left the building.
    »Sicher«, antwortete sie.
    Das Rattern des Zuges versetzte sie in eine konzentrierte Ruhe, noch ehe sie die Årstabrücke überquert hatten. Tanto glitt links von ihr vorbei, große Häuser mit Panoramafenstern zur Wasserseite.
    Die Vegetation bestimmte nun das Bild – wie klein Stockholm doch war. Die vorbeisausenden Tannen füllten ihr Blickfeld mit ihrem dunklen Wintergrün, wiegten sich im Rhythmus des Zuges.
    Menschen löschen, dachte sie. Ist das wirklich möglich? Eine Organisation, die auf allen Papieren steht, die den Kontakt mit allen Behörden übernimmt, die alle Verträge unterzeichnet, ist das auch wirklich legal?
    Sie holte Notizblock und Stift heraus und begann zu schreiben.
    Wenn die Städte und Gemeinden
Paradies
tatsächlich beauftragen, muss es wohl legal sein, dachte sie.
    Dann ist da noch die finanzielle Seite, wie viel kostet es, gelöscht zu werden?
    Sie blätterte in ihren Aufzeichnungen.
    Dreitausendfünfhundert Kronen pro Person und Tag. Das mochte eine angemessene Summe sein, sie konnte das nicht beurteilen.
    Methodisch stellte sie die Kosten zusammen:
    Fünf Festangestellte, sagen wir, dass sie fünfzehntausend Kronen im Monat plus Sozialabgaben verdienen, das macht rund einhunderttausend Kronen im Monat. Zuzüglich der Häuser, nehmen wir an, dass sie zehn Häuser mit Abzahlungen oder Mieten von jeweils zehntausend Kronen im Monat haben, das macht dann weitere einhunderttausend Kronen. Noch mehr? Die ärztliche Versorgung übernahmen die Landschaftsverbände. Die Gemeinden zahlten die Sozialhilfe, die Krankenkasse das Krankengeld, die Rechtsbeihilfe übernahm die Anwaltskosten.
    Die anfallenden Kosten dürften demnach bei rund zweihunderttausend Kronen im Monat liegen.
    Und die Einnahmen?
    Dreitausendfünfhundert Kronen pro Tag für einen Monat machte einhundertfünftausend Kronen für eine Person.
    Wenn sie einer Frau mit einem Kind jeden Monat helfen, machen sie zehntausend Kronen Gewinn.
    Sie starrte verblüfft auf ihre Rechnung.
    Konnte das wirklich hinkommen?
    Sie rechnete die Beträge noch einmal durch.
    Sechzig Fälle zu dreitausendfünfhundert Kronen pro Tag über einen Zeitraum von drei Monaten machen beinahe neunzehn

Weitere Kostenlose Bücher