Paradies
sie.
Rebecka Björkstig lächelte.
»Wir verdienen nicht daran. Wir lassen uns von den Sozialämtern nur für die Behandlungszeit und die laufenden Unkosten bezahlen, während wir die Spuren verwischen. Wir verdienen nicht an unserer Arbeit. Wir begleichen lediglich unsere eigenen Ausgaben. Aber auch wenn wir eine ideelle Vereinigung ohne Profitstreben sind, müssen wir für unsere Arbeit natürlich eine Bezahlung verlangen.«
Stimmt, das hatte sie schon einmal gesagt.
»Über welche Summen sprechen wir, in Kronen und Öre ausgedrückt?«
Die Porzellanfrau bückte sich und holte etwas aus ihrer Tasche.
»Hier haben Sie ein paar Informationsblätter zu unserer Arbeit.
Sie sind sehr informell gehalten, machen nicht viel her, aber die Beamten, mit denen wir bisher in Kontakt standen, kannten uns ja auch alle und wussten um unsere Kompetenz.«
Annika nahm die Blätter. Ganz oben stand eine Postfachadresse in Järfälla. Dann folgte eine Auflistung der Dienstleistungen, von denen Rebecka Björkstig gerade erzählt hatte. Ganz unten war zu lesen:
Preisauskünfte erhalten Sie unter der oben angegebenen Adresse und Telefonnummer.
»Wie hoch ist das Honorar, das Sie verlangen?«, fragte Annika wieder.
Rebecka Björkstig suchte wieder nach etwas in ihrer Tasche.
»Dreitausendfünfhundert Kronen pro Tag und Person. Das ist ein sehr niedrig angesetzter Pflegesatz. Hier, das können Sie sich auch anschauen«, sagte sie und reichte ein weiteres Blatt über den Tisch.
Es enthielt ungefähr die gleichen Informationen in etwas detaillierterer Form.
»Und? Denken Sie, man sollte etwas darüber schreiben?«
Annika legte die Papiere in ihre Tasche.
»Dazu kann ich im Moment noch nichts sagen. Zuerst muss ich mit meinen Vorgesetzten sprechen und hören, ob dies ein Thema ist, über das die Zeitung berichten möchte. Anschließend muss ich Ihre Angaben bei einigen der Beamten, mit denen Sie Kontakt hatten, überprüfen. Vielleicht könnten Sie mir ja schon jetzt ein paar Namen nennen?«
Rebecka Björkstig dachte nach und faltete ihre Serviette zusammen.
»Das könnte ich an sich schon machen«, sagte sie. »Aber Sie müssen verstehen, dass wir hier über äußerst sensible Angelegenheiten sprechen und alles der Geheimhaltung unterliegt. Niemand wird über uns sprechen, wenn ich die betreffenden Personen nicht darüber informiert habe, dass alles seine Richtigkeit hat. Deshalb würde ich Ihnen lieber eine Liste mit Namen zukommen lassen.«
»Sicher«, sagte Annika. »Sobald das abgeklärt ist, muss ich mit einigen Ihrer Klienten sprechen, mit jemand, der vollständig gelöscht wurde.«
Das kühle Lächeln.
»Das wird schon schwieriger werden. Sie werden sie nicht finden.«
»Sie könnten sie vielleicht bitten, mich anzurufen.«
Die kleine Frau nickte.
»Ja klar, das ist natürlich möglich. Aber über unsere Arbeitsmethoden können sie keine Auskünfte geben. Wir sagen ihnen nichts darüber, damit sie sich nicht selber verraten können.«
»Ich hatte nicht vor, Ihre Klienten nach Ihren Arbeitsmethoden zu fragen. Ich brauche einfach eine von Morddrohungen verfolgte Frau, die sagt:
Paradies
hat mein Leben gerettet.«
Zum ersten Mal lächelte Rebecka Björkstig so, dass ihre Zähne zu sehen waren. Sie waren klein und weiß wie Perlen.
»Das dürfte sich machen lassen«, meinte sie, »solche Frauen gibt es in Hülle und Fülle. Haben Sie sonst noch irgendwelche Fragen?«
Annika zögerte.
»Nur noch eine«, sagte sie. »Was ist eigentlich Ihre Motivation?«
Rebecka Björkstig verschränkte schnell Arme und Beine.
»Darüber kann ich nicht sprechen.«
»Warum nicht?«, fragte Annika ruhig. »Ihre Organisation ist wirklich ungewöhnlich, irgendetwas muss Sie doch dazu bewegt haben, die Stiftung ins Leben zu rufen?«
Sie saßen sich eine Weile schweigend gegenüber, und Rebecka Björkstig wippte rhythmisch mit einem Bein auf und ab.
»Ich möchte nicht, dass Sie schreiben, was ich jetzt sage«, erwiderte sie schließlich. »Ich sage es privat, es bleibt unter uns.«
Annika nickte.
Die Frau beugte sich mit weit aufgerissenen Augen vor.
»Wie ich Ihnen bereits gesagt habe«, flüsterte sie, »bin ich selbst bedroht worden. Es war ein schreckliches Erlebnis, schrecklich!
Am Ende konnte ich nichts mehr tun, nicht schlafen, nicht essen.«
Sie warf einen Blick über ihre Schulter, betrachtete hastig die anderen Gäste in der Bar und lehnte sich dann noch weiter vor.
»Ich beschloss zu überleben. Das war der
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