Paradies
betreffenden Klienten gefunden wurde.
»Was soll das hier eigentlich?«, meldete sich erneut der Sozialdemokrat. »Wir haben doch schon Verträge mit einer ganzen Reihe von Therapiezentren, brauchen wir wirklich noch einen?«
Die Beamtin wand sich verlegen.
»Es handelt sich um ein vollkommen neues und einzigartiges Verfahren«, erwiderte sie. »Das einzige Arbeitsgebiet der Stiftung besteht darin, unter Morddrohungen stehende Menschen, in den meisten Fällen Frauen und Kinder, zu schützen und ihnen zu helfen. Die Personen werden aus allen öffentlichen Registern gelöscht, ihre Verfolger können sie nie wieder aufspüren. Alle Spuren enden an einer stummen Wand, bei dieser Stiftung.«
Alle Anwesenden starrten die Beamtin an.
»Und das soll tatsächlich legal sein?«, wandte die frisch gewählte Vertreterin der Grünen, eine junge Frau, ein, aber ihr Einwurf wurde wie üblich ignoriert.
»Warum können wir die Angelegenheit nicht selber regeln, innerhalb unserer Sozialverwaltung?«, erkundigte sich der Konservative.
Der Amtsleiter für die Einzel- und Familienfürsorge, der die Angelegenheit offenkundig billigte, ergriff das Wort.
»Es geht hier nicht um obskure Dinge«, sagte er. »Man könnte vielleicht sagen, dass es sich um eine Vorgehensweise oder eine Anpassungsfähigkeit handelt, wie sie nur einer vollkommen externen Organisation möglich ist. Sie verfügt über eine Flexibilität, die uns als Behörde nicht möglich ist. Ich glaube daran.«
»Die Sache ist ganz schön teuer«, meinte der Sozialdemokrat.
»Pflege kostet Geld, wann werdet ihr das endlich einsehen?«, fragte der Konservative, und schon stritten sich die beiden.
Thomas lehnte sich zurück und ging den Vertrag prüfend durch.
Er war extrem dürftig gehalten. Nirgendwo wurde genauer erläutert, welche Dienstleistungen im Preis inbegriffen waren, nirgendwo stand, wo die Stiftung ihren Sitz hatte, nicht einmal eine Organisationsnummer, wie sie sonst jedes Unternehmen in Schweden hatte, war zu sehen. Alles, was es gab, war ein Verweis auf ein Postfach in Järfälla.
Wie üblich wünschte er sich, es stünde in seiner Macht, sich zu äußern und die konkreten und entscheidenden Einwände gegen den Vorschlag vorzubringen.
Sie mussten natürlich Referenzen zu dieser Stiftung einholen und die Juristen der Gemeinde abklären lassen, ob die Maßnahmen auch wirklich legal waren. Und wie konnten sie ausgerechnet jetzt noch weitere Ausgaben bewilligen? Und warum, zum Teufel, fragten sie ihn eigentlich nicht, ob es finanziell überhaupt möglich war, solche Beschlüsse zu fassen, er war doch der Einzige, der den nötigen Überblick über den Etat hatte, wozu saß er sonst hier? Als ein verdammter Wandschmuck?
»Müssen wir denn wirklich schon heute einen Beschluss fassen?«, fragte der Ausschussvorsitzende.
Die Beamtin und der Amtsleiter nickten.
Der Vorsitzende seufzte.
Da platzte ihm der Kragen. Zum ersten Mal während seiner sieben Jahre bei der Gemeindeverwaltung ergriff Thomas in einer Ausschusssitzung das Wort.
»Das darf doch nicht wahr sein!«, sagte er erregt. »Wie können Sie glauben, dass man immer nur neue Ausgaben beschließen kann, ohne an die Konsequenzen zu denken? Was ist das hier überhaupt für eine Vereinigung? Und zu allem Überfluss auch noch in Form einer Stiftung! Mein Gott! Und was ist das für ein bescheuerter Vertrag, nicht einmal eine Organisationsnummer kann diese Stiftung vorweisen. Die Sache stinkt, wenn Sie mich fragen, was Sie verdammt noch mal tun sollten!«
Alle starrten ihn an, als wäre er ein Gespenst. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er aufgesprungen war, dass er sich mit dem Vertrag wie eine Flagge in der rechten erhobenen Hand über den Tisch gelehnt hatte. Sein Gesicht brannte, er schwitzte. Er ließ den Vertrag auf den Tisch fallen, strich sein Haar nach hinten, rückte den Knoten seiner Krawatte zurecht.
»Verzeihung«, sagte er. »Entschuldigen Sie bitte, ich…«
Verwirrt setzte er sich wieder hin und blätterte ein wenig in seinen Unterlagen, die Ausschussmitglieder wandten den Blick von ihm ab und sahen verlegen auf den Tisch. Er wollte sterben, im Boden versinken und verschwinden.
Der Ausschussvorsitzende atmete tief durch.
»Ja, wenn wir dann zu einem Beschluss kommen könnten, dann…«
Der Vertrag wurde mit sieben gegen vier Stimmen angenommen.
»Ich habe da eine Supersache am Laufen.«
Sjölander und Ingvar Johansson blickten gereizt zu dem Reporter auf, der sie störte. Ihre
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