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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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der Mann.
    »Ihn zum Schweigen bringen«, keifte die Frau.
    Die Fäuste hämmerten, rasende Rufe: Lasst mich hier raus, ihr verdammten Betrüger. Dann Schritte, ein Krachen, anschließend Stille.
    »Ist er tot?«, fragte die Frau.
    Annika hielt den Atem an.
    »Nein«, antwortete der Mann. »Er kommt durch.«
    Sie schloss die Augen und atmete auf.
    »Warum hast du so hart zugeschlagen? Idiot! Hier kann er nicht liegen bleiben!«
    »Wir müssen das Auto holen«, meinte der Mann.
    »Ich werde ihn nicht hinaustragen!«
    »Jetzt hör auf zu motzen, verdammt noch mal, ich sage doch, dass…«
    Die Haustür fiel mit einem Knall ins Schloss, die Stimmen erstarben.
    Annika blieb in der Stille verstaubt und erhitzt liegen. Eine Daunenfeder schwebte zwischen den Stahlfedern zu Boden und landete unter ihrer Nase. Die Zeit stand still, und sie atmete flach und lautlos.
    Sie kommen zurück. Bald sind sie wieder hier, und dann sind sie motorisiert. Dann fahren sie Thomas Samuelsson weg, und dann ist es zu spät.
    Der letzte Gedanke hallte in ihrem Kopf wider, zu spät, zu spät.
    Zu spät für Aida aus Bijeljina, zu spät für Thomas aus Vaxholm.
    Sie blies die Daunenfeder weg und kroch heraus, nieste, war von Kopf bis Fuß verstaubt, rutschte auf den Knien zum Fenster und schaute hinaus. Rebecka Björkstig und der Mann gingen den Hang hinab und kamen gerade an einem Wagen vorbei, den Annika als Thomas Samuelssons grünen Toyota Corolla wieder erkannte.
    Sie setzte sich auf den Fußboden, konnte keinen klaren Gedanken fassen, was sollte sie tun? Sie hatte keine Ahnung, wie lange Rebecka Björkstig und der Mann fortbleiben würden. Vielleicht war es das Beste, hier liegen zu bleiben und abzuwarten, sie den Sozialkämmerer holen zu lassen und sich anschließend davonzuschleichen, sobald es dunkel wurde.
    Sie schaute wieder hinaus, es dämmerte schon. Keine Spur von Rebecka Björkstig. Wenn sie vorhatte, etwas anderes zu tun, als zu warten, musste sie es bald tun.
    Sie setzte sich wieder hin, schloss die Augen, zögerte.
    Wenn sie nur nicht so feige wäre, wenn sie nicht so schwach wäre, wenn sie nur etwas mehr Zeit hätte.
    Jämmerlicher Waschlappen, dachte sie. Du weißt doch gar nicht, wie viel Zeit du hast. Vielleicht kannst du ihn von hier fortschaffen, wenn du jetzt endlich in die Gänge kommst.
    Sie stand auf, schlich schnell in den Flur und die Treppe hinunter, außer Atem vor lauter Nervosität. Sie sah sich um, die gusseiserne Pfanne lag mitten im Zimmer auf der Erde. Was hatten sie mit ihm gemacht?
    Ein schwaches Stöhnen aus der Abstellkammer unter der Treppe ließ sie herumfahren. Der Schlüssel steckte noch im Schloss, und sie ging hin und drehte ihn herum.
    Der Mann stürzte heraus, fiel auf sie, und sie fing ihn auf und ging in die Knie. Sein Kopf landete in ihrem Schoß. Er blutete aus einer großen Wunde am Haaransatz, das helle, glänzende Haar war braun von Blut. Sie löste seine Krawatte, und er stöhnte.
    Die Wut trieb ihr die Tränen in die Augen, diese verfluchten Mörder! Erst Aida, dann Thomas. Nahm das denn nie ein Ende?
    »Hör zu«, sagte sie und gab ihm eine leichte Ohrfeige. »Wir müssen hier weg.«
    Sie versuchte ihn auf die Beine zu stellen, aber stattdessen glitt er ihr aus den Händen und rutschte zu Boden.
    »Thomas!«, sagte sie. »Thomas Samuelsson aus Vaxholm, wo hast du die Autoschlüssel?«
    Seine Antwort bestand aus einem Stöhnen. Er rollte auf den Rücken und brachte den Kopf auf dem kleinen, ausgefransten Läufer in eine bequemere Lage.
    Sie wühlte in seinen Manteltaschen, weicher Stoff, ungeschickte Hände, da war der Schlüssel. Sie ging in das Zimmer mit der Couch, um nachzusehen, ob Rebecka Björkstig zurückkam, aber sie war nicht zu sehen.
    Als sie hinausgehen wollte, sah sie, dass die Tür zu dem abgeschlossenen Zimmer einen Spalt weit offen stand. Sie blieb stehen und zögerte einen Moment. Sie sollte jetzt lieber verschwinden, sofort, sie sollte nachschauen, was sic h hinter der Tür verbarg.
    »Verdammt, was ist passiert?«
    Die Stimme im Flur klang belegt und verwirrt. Sie ging hin.
    »Sie haben dir mit einer Bratpfanne einen Schlag auf den Kopf verpasst«, sagte sie. »Wir fahren gleich, ich muss nur noch etwas nachsehen.«
    Thomas Samuelsson versuchte aufzustehen, fiel aber gleich wieder hin.
    »Bleib hier einfach noch eine Minute sitzen, dann komme ich«, sagte sie.
    Schnell lief sie zu dem jetzt unverschlossenen Zimmer zurück, schlug die Tür auf und registrierte das

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