Paradies
Kopfschmerzen?«, fragte Annika.
Er sah sie an und lächelte ein wenig.
»Ziemlich.«
Seltsamerweise gab es in der Nähe ihres Hauses zahlreiche freie Parkplätze.
»Die Kehrmaschine kommt«, erklärte sie. »Nach zwölf darf man vierhundert Kronen löhnen, wenn man hier steht.«
Er legte den Arm um ihre Schultern, als sie ihm die Treppen hochhalf. Obwohl sie so klein war, war sie doch kräftig. Er spürte ihre Brust unter seiner Achselhöhle.
Die Wohnung war komplett weiß gestrichen und der Holzfußboden abgenutzt und leicht uneben.
»Das Gebäude stammt aus den achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts«, sagte sie, während sie ihren Mantel aufhängte.
»Der Hauseigentümer ging nach dem Zusammenbruch des Immobilienmarktes Anfang der neunziger Jahre Pleite, und die Pläne für eine Renovierung waren hinfällig. Möchtest du einen Kaffee?«
Er strich über seine feuchte Hose und fragte sich, ob sie stank.
»Gern. Oder ein Glas Wein, wenn du hast.«
Sie blieb stehen und dachte nach, aufrecht und mit klaren Augen.
»Ich glaube, ich habe noch einen angebrochenen Tetrapak Weißwein, aber vielleicht solltest du jetzt lieber keinen Alkohol trinken, was denkst du?«
Er lächelte etwas verwirrt, fuhr sich über die Haare. Die Wunde am Haaransatz war mit fünf Stichen genäht worden, er fasste sich an die Krawatte und strich sein Jackett glatt.
»Ich denke, das geht schon in Ordnung«, sagte er. »Ein schnelles Wiederaufnehmen normaler körperlicher Aktivitäten ist nur förderlich, weißt du.«
Sie verschwand in der Küche, und er blieb schwankend im Wohnzimmer stehen und sah sich vorsichtig um: welch ein eigentümlicher Raum. Weiße, matt glänzende Wände, weiße, durchsichtige Gardinen, eine Couch, ein Tisch, ein Fernsehapparat, ein Telefon.
Ansonsten war das große Zimmer leer. Eine kaputte Fensterscheibe war mit einer Plastiktüte geflickt worden, die Zugluft setzte die weißen Stoffmassen in Bewegung. Der Fußboden war grau, matt, seidig weich.
»Setz dich, wenn du willst«, sagte sie und kehrte mit einem Tablett mit Gläsern, Tassen, einer Tetrapaktüte und einer Kaffeekanne zurück. Sie bewegte sich leichtfüßig und geschmeidig, deckte den Tisch mit flinken Fingern. Eine schwere Goldkette fiel auf ihre Brüste.
Er setzte sich hin, die Couch war nicht sonderlich bequem.
»Wohnst du gern hier?«
Sie setzte sich neben ihn auf die Couch und schenkte ihm ein Glas Wein und sich selbst einen Kaffee ein.
»Es geht so«, antwortete sie. »Manchmal.«
Sie verstummte, nahm ihre Tasse und blickte hinein.
»Früher habe ich gern hier gewohnt«, sagte sie leise. »Als ich eingezogen bin, fand ich es fantastisch, hier zu wohnen. Alles war so hell, irgendwie schwebend. Dann… gab es Veränderungen, also nicht in der Wohnung, sondern was die Voraussetzungen rundherum anging, in meinem Leben…«
Sie verstummte und trank einen Schluck Kaffee. Er nippte an seinem Wein, der erstaunlich gut schmeckte.
»Und du?«, fragte sie zurück und blickte zu ihm auf. »Geht es dir gut?«
Er wollte erst lächeln, ließ es dann aber bleiben.
»Nicht besonders«, sagte er. »Ich habe mein Leben gründlich satt.«
Er nahm einen großen Schluck Wein und wunderte sich über seine eigene Aufrichtigkeit.
Sie nickte nur und fragte nicht nach dem Grund.
»Was hast du in Järfälla gemacht?«, wollte sie wissen.
Er schloss die Augen, dachte nach, sein Kopf schien zu platzen.
»Die Rechnung«, sagte er. »Habe ich die noch?«
»Welche Rechnung?«
»Von der Stiftung, ich hatte sie in der Hand, als ich hineinging.
Dreihundertzweiundzwanzigtausend Kronen, geschütztes Wohnen für einen Klienten für drei Monate. Wir haben sie heute Vormittag per Fax bekommen, obwohl die Frau, um die es geht, schon tot ist. Diese verfluchten Betrüger!«
»Ich habe keine Rechnung gesehen«, meinte sie, »allerdings habe ich auch nicht in der Abstellkammer nachgesehen. Hast du schon deine Taschen durchforstet?«
Schnell steckte er die Hände in die Taschen des Sakkos, aber ohne Erfolg, und sah anschließend in der Brusttasche nach, wo er ein zusammengefaltetes Blatt Papier fand, das er herauszog.
»Hier ist sie! Gott sei Dank.«
Er studierte die Ziffern einen Moment, ließ das Blatt sinken und sah Annika an.
»Was ist eigentlich passiert?«, fragte er. »Wie bist du da hingekommen?«
Sie stand auf und ging in Richtung Küche.
»Ich glaube, ich trinke auch ein Glas Wein.«
Sie kehrte mit einem zweiten Glas zurück.
»Also«, sagte
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