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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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aus wie Zahnlücken in einem Mund voll schlechter Zähne.
    Sie hatte Herzklopfen, und ihre Atemzüge wurden in der Kälte gepresst. Sie sah sich um, aber in den Häusern um sie herum brannte nirgends Licht, und kein Mensch war zu sehen.
    Unter der Woche nachmittags ist es in schwedischen Vororten so, als hätte eine Bombe eingeschlagen, dachte sie und wog die Schlüssel in der Hand.
    Mia Eriksson hatte ein Zimmer in diesem Haus gemietet und für den ganzen Monat bezahlt. Sie hatte Annika Adresse und Schlüsselbund gegeben. Das kam praktisch einer Einladung gleich.
    Sie holte tief Luft und betrat das Grundstück. Der Weg, der zum Haus hinaufführte, war vereist und uneben. Sie warf einen schnellen Blick über die Schulter, aber niemand sah sie, und offenbar wunderte sich niemand, was sie hier machte. Schnell stieg sie die Treppe hinauf, den Schlüsselbund in der Tasche bereithaltend, mit schwitzigen Händen. Sie lauschte an der Tür, aber es war nichts zu hören. Sie drückte die Klingel, und es schrillte im Haus.
    Wenn jemand öffnete, musste sie sich etwas einfallen lassen, nach dem Weg fragen oder versuchen, ein Zeitschriftenabonnement zu verkaufen. Sie klingelte noch einmal, aber nichts geschah. Prüfend begutachtete sie die Haustür, ein stabiles Produkt aus den vierziger Jahren, zwei Sicherheitsschlösser. Sie holte die Schlüssel hervor und probierte den ersten Schlüssel im oberen Schloss, er passte nicht. Schweiß trat auf ihre Oberlippe, und wenn es eine Falle war? Sie wechselte mit zitternden Fingern den Schlüssel, klick. Sie atmete auf, wechselte wieder den Schlüssel für das untere Schloss, erneutes Klicken, dann das Assa-Schloss. Quietschend glitt die Tür auf. Sie trat ein, das Blut pochte ihr in den Ohren, sie zog die Tür hinter sich wieder zu. Sie ahnte einen dunklen Flur und blinzelte, um die Augen schneller an die Dunkelheit zu gewöhnen, da sie nicht wagte, Licht anzumachen.
    Sie blieb lange hinter der Tür stehen und wartete, bis die Dunkelheit wich und ihr Herz sich wieder beruhigte. Es roch ein wenig streng, muffig und feucht, und es war ziemlich kalt. Sie putzte sich die Füße an einer ausgefransten alten Matte ab, weil sie keine Fußabdrücke hinterlassen wollte.
    Der Flur war unmöbliert. Von dort aus führten in verschiedene Richtungen Türen. Sie öffnete die erste Tür links. Eine Treppe, die ins obere Geschoss führte, lag dahinter, durch ein Fenster oben fiel mattes Tageslicht herein. Lautlos schloss sie die Tür wieder und öffnete die nächste. Sie führte zu einer Abstellkammer, die den Raum unter der Treppe einnahm.
    Ein Auto brummte auf der Straße draußen, und sie erstarrte.
    Die Schlösser, dachte sie. Ich muss die Türen wieder abschließen, sonst merken sie sofort, dass jemand im Haus ist.
    Sie lief auf Zehenspitzen zurück zur Tür und verschloss sie mit ungeschickten Händen. Anschließend schlich sie sich wieder zu der Abstellkammer. Als sie die Tür öffnete, fiel der Schlüssel aus dem Schloss scheppernd auf den Boden, und das Klirren hallte durch das leere Haus. Schnell steckte sie den Schlüssel zurück, lauschte in die Stille hinein und ging geradeaus zur nächsten Tür.
    In der Küche, die man offenbar nicht mehr renoviert hatte, seit das Haus gebaut worden war, gab es eine niedrige Arbeitsplatte und eine rostige Spüle. Zwei Fenster, eines nach Norden, eines nach Westen. Ein alter Tisch mit Laminatplatte und vier seltsame Stühle. Eine Kaffeemaschine. Sie zog die oberste Schublade im Küchenschrank auf, etwas Besteck, ein Brotmesser. Sie zog die nächste heraus, leer, die dritte, auch leer. Sie durchsuchte den Küchenschrank, fand aber nur ein paar Töpfe, eine gusseiserne Pfanne, einen Durchschlag. In der Vorratskammer standen ein Paket Makkaroni und zwei Dosen mit Pizzatomaten. Sie blieb stehen und sah sich um. Die Küche war ziemlich aufgeräumt, vermutlich Mia Erikssons Verdienst.
    Eine weitere Tür lag nach Osten, eine Schiebetür. Annika zog an dem glänzenden, muldenförmigen Griff. Abgeschlossen. Sie zerrte erneut mit beiden Händen, aber es war zwecklos. Sie tastete das Schloss ab.
    Man brauchte einen sehr kleinen Schlüssel, von ihren würde keiner passen. Dann ging sie in den Flur zurück, probierte es mit der letzten Tür und gelangte in ein helles Zimmer mit einer Couch, einem niedrigen kleinen Tisch und einem offenen Kamin in einer Zimmerecke.
    Brauner Linoleumboden mit Parkettmuster. Zur Linken eine weitere Tür, die musste zu dem Zimmer hinter der

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